Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S38
DOI: 10.1055/s-2008-1061544

Nonverbales Verhalten hoch- und niedrigalexithymer Patienten im Verlauf eines Erwachsenenbindungsinterviews

M Rasting 1, T Schramm 1, A Terbrüggen 1, F Leweke 1, W Milch 1
  • 1Medizinisches Zentrum für Psychosomatische Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen

Während verschiedene Paradigmen der Bindungsforschung wie der Fremde-Situations-Test in erheblichem Maße die Bedeutung des Verhaltens und der nonverbalen Kommunikation betonen, ist über das nonverbale Verhalten während des ebenfalls paradigmatischen Erwachsenenbindungsinterviews nur wenig bekannt. Bei diesem Adult Attachement Interview (AAI) wird durch Fragen zu den Bindungserfahrungen in der Kindheit systematisch das bindungsrelevante Verhalten stimuliert. Während die so entstehenden Narrative gut untersucht sind, wurden bislang kaum systematische Verhaltenbeobachtungen durchgeführt. Die Fragestellung der vorliegenden Studie zielt auf die Untersuchung nonverbaler Verhaltensweisen wie Adaptoren ab, die im Sinne einer Selbstregulation affektiver Spannungszustände verstanden werden können. Eine Stichprobe von 24 hoch- und niedrigalexithymen stationären Patienten wurde im Rahmen eines Adult-Attachement-Interviews gemeinsam mit dem Interviewer aufgezeichnet und das Verhalten sowohl des Patienten als auch des Therapeuten analysiert. Es konnte gezeigt werden, dass der Gebrauch nonverbaler Verhaltensweisen im Verlauf des Interviews in spezifischer Weise variiert und damit die Relevanz der nonverbalen Regulation auch in Hinsicht auf die Dimension der Alexithymie unterstrichen wird. Die Konsequenzen für die Konzepte der Bindung, der Selbstregulation und der Alexithymie werden diskutiert und eine methodenkritische Diskussion in Bezug auf Regulationsprozesse in den AAIs angeregt.