Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S40
DOI: 10.1055/s-2008-1061546

Bindungsstil und Emotionsregulation

I Domscheit 1, R Schwab 2, KP Seidler 3
  • 1Segeberger Klinikum, Bad Segeberg
  • 2Fachbereich Psychologie, Universität Hamburg
  • 3Abt. Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover

Anliegen: Mehrere meist amerikanische Studien belegen den Zusammenhang zwischen Bindungsstil und Emotionsregulation. Um die Kriteriumsvalidität zweier deutschsprachiger Bindungsstilfragebögen zu überprüfen, sollen Unterschiede in der Emotionsregulation zwischen verschiedenen Bindungsstilen untersucht werden. Methode: 256 Studierenden wurden als Bindungsstilfragebögen der Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen (BFPE) und der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi) sowie zur Erhebung der Emotionsregulation die Toronto-Alexithymie-Skala (TAS–26), der Sense-of-Coherence-Fragebogen (SOC–9L) und die Skalen zum Erleben von Emotionen (SEE) vorgelegt. Ergebnisse: Im Vergleich zu unsicher Gebundenen haben sicher Gebundene weniger "Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen" sowie deren "Identifikation" und somit einen niedrigeren Gesamtwert "Alexithymie". Sie weisen mehr "Kohärenzsinn" und "Akzeptanz eigener Emotionen" auf sowie weniger "Emotionsüberflutung" und "Emotionsmangel". Zudem erleben unsicher-ambivalent Gebundene gegenüber unsicher-vermeidend Gebundenen weniger "Kohärenzsinn" und "Selbstkontrolle" sowie mehr "Emotionsüberflutung" und "imaginative Symbolisierung von Emotionen". Schlussfolgerung: Ein unsicherer Bindungsstil ist durch Defizite in der Wahrnehmung, Kommunikation und Verarbeitung von Emotionen sowie einem geringeren Kohärenzsinn gekennzeichnet. Hinsichtlich der Emotionsregulation erscheint eine Differenzierung von vier Bindungsstilen sinnvoll.