Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S48
DOI: 10.1055/s-2008-1061554

Normalisierung als Strategie der Krankheitsbewältigung – Eine Einzelfallstudie

K Köhler 1, E Dogan 1, M Koenigsmann 2, J Frommer 1
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Magdeburg
  • 2Klinik für Hämatologie/ Onkologie, Universitätsklinikum Magdeburg

Einleitung: Aus der Untersuchung zur Veränderung des Krankheitserlebens bei Leukämiepatienten soll ein Extremfall vorgestellt werden. Methodik: Der Einzelfall stammt aus dem Sample der "Magdeburger Interviewstudie zur Veränderung der Krankheitsbewältigung bei akuten Leukämien". Mit 15 Erkrankten wurden zu 3 Zeitpunkten (Therapiebeginn, 2. Therapiezyklus, Therapieende) semistrukturierte Interviews durchgeführt und mit Methoden der qualitativen Sozialforschung ausgewertet. Ergebnisse: Der Patient ist während der gesamten Therapiezeit sehr daran interessiert, Normalität aufrechtzuerhalten. Dementsprechend verleugnet er Beschwerden, sucht sogar nach sozialer Rückmeldung, um sein Erleben zu bestätigen. In der Bewertung seiner Erkrankung zeigt sich ebenso das Normalisierungsbestreben: Trotz Bedrohung misst er ihr keine große Bedeutung bei und beschreibt sie als allgemeine Krankheit. Dementsprechend betont er, dass sich im Verlauf der Erkrankung nichts geändert hat, sowohl die Lebenseinstellung als auch die Prioritäten die alten sind. Ungewollt schleichen sich dennoch Veränderungen ein (Vertrauensverlust, Integration von 3 medizinischen Fachbegriffen trotz bewusster Abwehr medizinischer Informationen). Auf bewusster Ebene strebt er allerdings ausdrücklich nach Konstanz. Diskussion: Die Normalisierungsstrategie beinhaltet die Abwehr äußerlicher Bedrohungen und diesbezüglicher Affekte. Biographische Fakten können zur Erklärung dieser Art der Krankheitsbewältigung herangezogen werden.