Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S60
DOI: 10.1055/s-2008-1061566

Zum Einfluss von Kohäsionserleben und interpersonellen Problemen auf die Symptomverbesserung in der stationären Psychotherapie

U Dinger 1, H Schauenburg 1
  • 1Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg

Das Gruppenerleben mit den Mitpatienten stellt einen zentralen Bestandteil in der stationären Psychotherapie dar. Die Patienten unterscheiden sich allerdings in ihren interpersonellen Problemen, wodurch das Gruppenerleben unterschiedliche therapeutische Funktion bei verschiedenen Patienten erhält. Aufbauend auf einer Pilotstudie sollen der Einfluss von erlebter Kohäsion sowie dessen Interaktion mit den interpersonellen Stilen Dominanz und Affiliation überprüft werden. Erwartet wurde ein positiver Einfluss von wachsendem Kohäsionserleben für abweisende Patienten, während bei zugewandten Patienten eine Abnahme der erlebten Kohäsion als heilsam angenommen wird. In einer Stichprobe von 327 stationären Psychotherapiepatienten wurde die Symptomatik wöchentlich erhoben (BSI). Der Symptomverlauf wurde durch die interpersonellen Stile (IIP) und das Kohäsionserleben (SEB) sowie deren Interaktion in einem Multilevel-Regressionmodell vorhergesagt. Sowohl ein hohes Kohäsionsniveau als auch eine Zunahme der Kohäsion über den Verlauf erwiesen sich als prädiktiv für die Symptomverbesserung. Allerdings wurde dieser Zusammenhang durch die Affiliation moderiert: Bei abweisenden Patienten war ein Anstieg der Kohäsion über die Zeit hilfreich, bei besonders zugewandten Patienten war dagegen eine Abnahme des Kohäsionserlebens mit Symptomverbesserung verknüpft. Die Ergebnisse weisen auf die unterschiedliche Funktion der Gruppe bei verschiedenen Patientengruppen in der stationären Psychotherapie hin.