Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S65
DOI: 10.1055/s-2008-1061571

Der Einfluss dissoziativer Symptome auf Informationsverarbeitung und Lernprozesse

C Schmahl 1, P Ludäscher 1, M Bohus 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Mannheim

Hintergrund: Bei Patienten mit stark ausgeprägten dissoziativen Symptomen findet sich häufig eine starke negative Beeinflussung von Lern- und Gedächtnisvorgängen. Während eines klassischen Konditionierungs-Experiment zeigten dissoziative Patientinnen weder hinsichtlich der emotionalen Valenzkodierung noch hinsichtlich der Hautleitfähigkeit eine Konditionierbarkeit. Methoden: Zur Untersuchung dissoziativer Zustände unter experimentellen Bedingungen verwendeten wir das “script-driven imagery“-Paradigma. 15 unmedizierte Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung wurden mittels fMRT untersucht. Neutrale und stresshafte autobiographische Skripts wurden jeweils dreimal präsentiert und die dissoziative Symptomatik wurde nach jeder Skript-Präsentation erfasst. Weiterhin wurde die Empfindlichkeit für Hitzeschmerzreize erfasst. Ergebnisse: Nach den stresshaften Skripts waren die Dissoziationswerte signifikant höher und die Schmerzempfindlichkeit signifikant niedriger als nach den neutralen Skripts. Auf neuronaler Ebene fand sich während der Präsentation der stresshaften Skripts im Vergleich zur neutralen Bedingung eine gesteigerte Aktivität im medialen präfrontalen Kortex sowie eine reduzierte Amygdala-Aktivität. Diskussion: Mittels der “script-driven imagery“-Technik konnten wir dissoziative Zustände bei Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung induzieren. Unsere Daten stehen im Einklang mit früheren Annahmen über neuronale Korrelate dissoziativer Symptome.