Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S66
DOI: 10.1055/s-2008-1061572

Emotionale Regulation und die Bedeutung von Dissoziation bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung

S Barnow 1, A Limberg 1, C Spitzer 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie der EMA Universität Greifswald, Stralsund

Affektive Instabilität ist ein wesentliches Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD). Eine affektinduzierte Modulation der Startle-Reaktion stellt ein reliables Verfahren zur Messung der emotionalen Verarbeitung dar. Es werden Studienergebnisse vorgestellt, in denen die psychophysiologische Reaktion auf emotionale Skripte in 25 unmedizierten BPD-Patienten und nicht-klinischen Kontrollen gemessen wurde. Die Startle-Amplitude wurde während des Lesens und Imaginierens standardisierter und personalisierter Skripte mit unterschiedlichen emotionalen Inhalten gemessen. Gemäß des Modells von Linehan sollten sich bei BPD-Patienten Defizite in ihrer negativen Emotionsregulation zeigen. Wir nahmen an, dass Patienten mit BPD eine verstärkte Startle-Reaktion auf unangenehme Skripte zeigen. Wir fanden jedoch eine vergleichbare Affektmodulation und Startle-Reaktion in der BPD- und nicht-klinischen Vergleichsgruppe. Die BPD-Patienten bewerteten die Skripte (es handelte sich um ein persönliches traumatisches Erlebnis und andere standardisierte unangenehme Szenen) als unangenehmer und stärker erregend im Vergleich zu den Kontrollen. Dem gegenüber waren BPD-Patienten nicht so gut in der Lage, sich angenehme Szenen vorzustellen. Unsere Ergebnisse unterstützen nicht die These einer gestörten Emotionsmodulation bei BPD-Patienten. Die Ergebnisse werden bezüglich möglicher Moderatorfaktoren diskutiert, wobei speziell auf die Bedeutung von Dissoziation eingegangen wird.