Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S68
DOI: 10.1055/s-2008-1061574

Differenzielle Therapieverläufe in der stationären Psychotherapie: Eine störungsübergreifende Differenzierung von Verlaufstypen

K Pöhlmann 1, U Altmann 1, A Butter 1, M Israel 1, A Keller 1, J Schellong 1, T Simmich 1, K Petrowski 1, P Joraschky 1
  • 1Universitätsklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Dresden

Depressive Störungen sind in der psychosomatischen Akutversorgung eine häufige Erkrankung. 67% der untersuchten Patienten (N=194) litten an einer klinisch relevanten Ausprägung der Depressivität. Auf der Basis der Depressionswerte bei Aufnahme, Entlassung, ein Jahr nach Entlassung und der Differenzwerte von Aufnahme-Entlassung und Entlassung-Katamnese wurden clusteranalytisch fünf Verlaufstypen identifiziert: Cluster 1 (n=80, 41.2%) mäßig ausgeprägte, kontinuierlich abnehmende Depressivität, Cluster 2 (n=41, 21.1%) hohe Depressivität und kontinuierliche, stabile Verbesserung, Cluster 3 (n=32, 16.5%) hohe, stabile Depressivität, Cluster 4 (n=28, 14.4%) mäßige Depressivität und instabile Verbesserung, Cluster 5 (n=13, 6.7%) starke Schwankungen in der Depressivität. Die Therapieergebnisse blieben im Katamnesezeitraum nicht in allen Gruppen stabil. Ein großer Teil der Patienten (Cluster 1 und Cluster 3, n=121) konnte das erzielte Therapieergebnis halten, in zwei Gruppen (Cluster 4 und Cluster 5, n=41) kam es allerdings im Vergleich zum Therapiebeginn zu einem deutlichen Anstieg der Depressivität. Ursachen dafür sind möglicherweise negative Therapieeffekte (Cluster 5) und Rückfälle und soziale Probleme im Katamnesezeitraum (Cluster 4). Offen bleibt, was die unterschiedlichen Verläufe von Cluster 2 und Cluster 3 erklärt. Beide Gruppen wiesen zu Beginn der Therapie gleich hohe Depressionswerte auf und unterschieden sich in der weiteren Entwicklung deutlich.