Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S72
DOI: 10.1055/s-2008-1061578

Prädiktoren von Panik bei Patienten mit implantierbarem Cardioverter-Defibrillator (ICD)

S Lang 1, R Becker 2, W Herzog 1, M Hartmann 1, B Löwe 3
  • 1Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 3Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Fragestellung

Trotz des positiven Effektes auf die Mortalität scheint die ICD-Therapie mit dem Risiko der Entwicklung von patholog. Ängsten, z.B. Panikstörungen, einherzugehen. Ziel der Studie war die querschnittliche Untersuchung von Variablen, die erklären können, welche ICD-Patienten ein erhöhtes Risiko für Panikstörungen haben.

Methode

N=327 ambulante ICD-Patienten (Altersdurchschnitt 63.3±12.1 Jahre, 81.5% männlich) nahmen an der Studie teil (Teilnahmequote 77%). Die Kriterien der Panikstörung nach DSM-IV-TR wurden mit dem PHQ-D erfasst. Potentiell moderierende Variablen wurden durch schriftliches Befragen der Patienten und durch Einsicht in die Patientenakte erhoben.

Ergebnisse

Von 327 Patienten erfüllten n=18 (5.6%) die Kriterien einer Panikstörung. Risikofaktoren für das Vorliegen von Panik waren jüngeres Alter (p=.001, OR=.90, 95% CI=.84-.96), NYHA-Stadium IV (im Vergleich zu NYHA I: p=.05, OR=8.91, 95% CI=1.0–79.26) und eine höhere Anzahl erlebter ICD-Entladungen (p=.003, OR=1.09, 95% CI=1.03–1.16). Geschlecht, Schulabschluss, kardiale Grunderkrankung, echokardiographische Pumpfunktion, ICD-Indikation und Dauer der ICD-Therapie standen in keinem sign. Zusammenhang mit Panik.

Fazit

Insgesamt erfüllten 5.6% der Patienten mit ICD die Kriterien einer Panikstörung nach PHQ-D. Die Gruppen der jungen Patienten, der Patienten mit NYHA-Stadium IV und der Patienten mit häufigen ICD-Entladungen stellen Risikopopulationen für die Entwicklung einer Panikstörung dar.