Diabetes aktuell 2008; 6(1): 10
DOI: 10.1055/s-2008-1061754
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DDG warnt vor schweren Spätfolgen - Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen häufig unentdeckt

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Publication Date:
11 March 2008 (online)

 

In Deutschland gibt es eine hohe Anzahl von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Die Folgen sind immer jüngere Menschen mit Gefäßerkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Typ-2-Diabetes. Experten der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) vermuten eine große Dunkelziffer bei Kindern und Jugendlichen, die unentdeckt an Typ-2-Diabetes erkrankt sind. Angesichts der Folgen eines unbehandelten Diabetes ist es sinnvoll, alle Kinder und Jugendliche mit starkem Übergewicht auf Diabetes zu testen.

Etwa 400 Kinder und Jugendliche mit einem diagnostizierten Typ-2-Diabetes sind in Deutschland in ärztlicher Behandlung. Die Symptome von Typ-1-Diabetes wie Durst, Heißhunger, Harndrang und Gewichtsverlust fehlen bei Typ-2-Diabetes. Deshalb erfolgte die Diagnose bei den meisten Erkrankten nicht gezielt, sondern nach einem Screening. "In Deutschland gibt es etwa 330 000 adipöse Jugendliche. Basierend auf der Prävalenz des Typ-2-Diabetes von etwa einem Prozent wären etwa 3 300 Erkrankte zu erwarten", meint PD Dr. med. Thomas Reinehr, Vestische Kinder- und Jugendklinik, Universität Witten/Herdecke. Dies bedeute, dass nur jeder zehnte Erkrankte bekannt sei. Reinehr stellt in einer aktuellen Veröffentlichung Ergebnisse von 382 Teilnehmern der Adipositasschulung "Obeldicks" vor [1]. Die Untersuchungen zeigen nicht nur das Diabetes-Risiko von adipösen Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zu Normalgewichtigen haben sie auch ein deutlich erhöhtes Risiko für frühzeitige Gefäßerkrankungen. Erste Vorstufen sind beispielsweise in Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagadern erkennbar. Um die gesundheitlichen Risiken dieser Kinder und Jugendlichen zu senken - so die Schlussfolgerungen aus der Untersuchung - müssen sie langfristig ihre Ernährung umstellen, sich mehr bewegen und Gewicht reduzieren.

In der Praxis sind diese Therapien häufig nicht erfolgreich. Bei "Obeldicks" werden die Kinder und Jugendlichen intensiv von Kinderärzten, Diätassistenten, Psychologen und Sporttherapeuten betreut. Bei den wöchentlichen Treffen in der Klinik lernen sie, ihr Leben gesünder zu organisieren. Das Programm hat eine hohe Erfolgsquote von etwa 75 %. Vielen Kindern gelingt es abzunehmen oder wenigstens ihr Gewicht zu halten, so dass sie langfristig aus dem Übergewicht herauswachsen. Auch die Stoffwechselstörungen, die zum Typ-2-Diabetes führen, verbessern sich dauerhaft.

gb

Quelle: Pressemeldung DDG

Literatur

  • 01 Reinehr T . Prävention von Adipositas und Typ-2-Diabetes mellitus bei Kindern und Jugendlichen.  Diabetologie und Stoffwechsel. 2007;  359-361
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