Diabetes aktuell 2008; 6(1): 12
DOI: 10.1055/s-2008-1061755
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Pathogenese des Diabetes - Die Schlafdauer beeinflusst das Diabetesrisiko

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Publication Date:
11 March 2008 (online)

 

Eine durchschnittliche Schlafdauer von fünf Stunden oder weniger, bzw. neun Stunden oder mehr erhöht nach einer aktuell in "Sleep" veröffentlichten Studie (1) das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes um 50 % im Vergleich zu einer Schlafdauer von sieben Stunden.

Auch nach Berücksichtigung konventioneller Risiken wie höheres Alter und höherer Body Mass Index (BMI) blieb die längere oder kürzere Schlafdauer ein signifikanter Prognosefaktor.

Diese Ergebnisse stimmen mit Erkenntnissen überein, dass eine kurze Schlafdauer die Insulinresistenz erhöht und die Glukosetoleranz reduziert, stellen die Autoren fest. Für die Assoziation zwischen Diabetes und einer längeren Schlafdauer gibt es keine naheliegende Erklärung. "Wir kennen keine physiologische Erklärung dafür, wie die längere Schlafdauer eine Rolle in der Pathogenese des Diabetes spielen könnte", erklären die Autoren. "Wahrscheinlicher ist es, dass die längere Schlafdauer parallel zu und als Konsequenz von Diabetes und chronischen Entzündungen auftritt." Auch Faktoren des modernen Lebensstils können eine Rolle spielen. So hat sich nach Aussage der Autoren die durchschnittliche Schlafdauer von geschätzten neun Stunden im Jahr 1910 auf sieben Stunden im Jahr 2003 verkürzt. Um den Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Diabetes näher zu untersuchen, führten Gangwisch und seine Mitautoren eine multivariate longitudinale Analyse der Daten des ersten National Health and Nutritional Examination Survey (NHANES I) durch. Diese schloss 8 922 Personen im Alter zwischen 32 und 86 Jahren ein, die von 1982 bis 1992 beobachtet wurden. In dieser Analyse entwickelten 430 Personen (4,8 %) des NHANES I-Kollektivs in der Beobachtungszeit einen Diabetes. Gangwisch und seine Mitautoren untersuchten hier den Zusammenhang von Schlafdauer und Diabetes mit drei logistischen Regressionsmodellen: ein nicht adjustiertes und zwei verschiedene Modelle, die nach einer Anzahl störender Variablen adjustiert wurden. Im nichtadjustierten Modell zeigte ein Vergleich der Fälle von Diabetes mit der berichteten Schlafdauer, dass Teilnehmer mit einer berichteten Schlafdauer von fünf oder weniger Stunden im Vergleich von solchen mit einer Schlafdauer von durchschnittlich sieben Stunden eine Odds-Ratio von 1,91 für die Entwicklung eines Diabetes hatten (95 %-Konfidenzintervall 1,37 bis 2,67). Diejenigen, die eine Schlafdauer von neun oder mehr Stunden berichteten, hatten ein nicht adjustiertes Diabetes-Risiko von 1,85 (95 %-Konfidenzintervall 1,32 bis 2,60). Im adjustierten Modell hatten die Personen mit einer Schlafdauer von fünf oder weniger Stunden eine Odds-Ratio für die Entwicklung eines Diabetes von 1,47 (95 %-Konfidenzintervall 1,03 bis 2,09) und Teilnehmer mit einer Schlafdauer von neun Stunden eine solche von 1,52 (95 %-Konfidenzintervall 1,06 bis 2,17). Schwachpunkte der Studie sind, dass die geschätzte Schlafdauer berichtet und nicht objektiv gemessen wurde. Auch hatten die Untersucher nicht die Möglichkeit, den Einfluss der Diagnose Diabetes und dessen Behandlung auf die Schlafgewohnheiten zu untersuchen.

gb

Quelle: Gangwisch JE, et al. Sleep duration as a risk factor for diabetes incidence in a large U.S. sample. Sleep 2007; 30: 1667-1673

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