Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1996; 06(6): 229-233
DOI: 10.1055/s-2008-1061935
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die isokinetische Muskelkraft im Schultergürtel nach konservativ versorgter Schlüsselbeinfraktur Allman I

Isokinetic muscle testing of the shoulder after conservative treatment of fracture of the clavicle - Allman IA. Zauner-Dungl1 , M. Quittan1 , N. Matis2 , Ch. Gäbler2 , Th. Bochdansky3 , K. L. Resch4 , O. Kwasny2
  • 1Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Allgemeines Krankenhaus Wien (suppl. Vorstand: Doz. Dr. V. Fialka), Wien, Österreich
  • 2Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Allgemeines Krankenhaus Wien (Prof. Dr. V. Vecsei), Wien, Österreich
  • 3Rehabilitationszentrum der AUVA - Weißer Hof - Klosterneuburg (Prof. Dr. H. Kristen), Klosterneuburg
  • 4Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaften Bad Elster (Doz. Dr. K. L. Resch), Bad Elster
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

Objective: Many different possibilities are reported in the treatment of Allman-I-fractures. The aim of our study was to evaluate the results of the treatment with a rucksack-like bandage, the standard method used in the University Clinic of Traumatology.

Subjects: 115 patients participated in the clinical examination, 30 of them took part in an isokinetic examination (Cybex 6000). Data were calculated from 23 right handed patients, group I having the fracture on the right side, group 2 on the left side. The seven left handed patients had been excluded.

Design: In supine position, ab/adduction was tested with three repetitions at 30°/s, 60°/s and with 20 repetitions at 120°/s. External/internal rotation was tested with three repetitions at 60°/s, 180°/s and with 20 repetitions at 240°/s with the elbow flexed in 80° in sitting position. For statistical analysis data of peak torque (PT) in Nm and average power (AP) in watt were calculated. The 0-hypothesis was: conservative treatment does not lead to a deficit in muscle strength. Concerning a natural increase of muscle strength in the dominant (right) side, we examined the differences between left and right side in the two groups.

Results: In abduction and internal rotation, the right side was stronger in both groups (p < 0.05) but not for adduction or external rotation. Comparing the differences between left and right side no significant differences could be found in any of the velocities in any of the planes of movement. Clinical tests showed very good results subjectively rated by the patients.

Conclusion: As a consequence of the good subjective results and the fact that we could not found a loss of muscle strength, conservative treatment of the fracture of the clavicle, Allman I, is still justified.

Kurzfassung

Einleitung: Die Vielzahl der therapeutischen Möglichkeiten der Versorgung der Allman-I-Fraktur veranlaßte uns, die an unserer Klinik für Unfallchirurgie übliche Versorgung mittels Tornisterverband retrospektiv hinsichtlich eventueller Kraftdefizite zu evaluieren.

Patienten: Von 115 klinisch nachuntersuchten Patienten erklärten sich 30 bereit, an der isokinetischen Untersuchung (Cybex 6000) teilzunehmen. Zur Auswertung gelangten 23 rechtshändige Patienten, die in zwei Gruppen - je nach Seite der Frakturlokalisation - eingeteilt wurden. Die sieben linkshändigen Patienten wurden wegen der Kleinheit des Kollektivs von der statistischen Auswertung ausgenommen.

Methodik: Wir untersuchten die horizontale Ab/Adduktion in Rückenlage bei 30°/s, 60°/s mit je 3 Wiederholungen und bei 120°/s mit 20 Wiederholungen; die Außen/Innenrotation untersuchten wir bei 80° flektiertem Oberarm im Sitzen bei 60°/s, 180°/s mit je 3 Wiederholungen und bei 240°/s mit 20 Wiederholungen.

Statistische Auswertung: Für die statistischen Berechnungen im t-Test wurden der höchste Kraftwert, “Peak Torque (PT)” in Nm, und die beste Leistung, “Average-Power (AP)” in Watt, herangezogen. Die Nullhypothese lautete: Die konservative Behandlung von Schlüsselbeinfrakturen führt zu keinen längerfristigen Kraftdefiziten der betroffenen Extremität. Eine natürliche Seitendifferenz in Abhängigkeit von der Dominanz implizierend verglichen wir die gemessenen Seitendifferenzen der beiden Gruppen.

Ergebnisse: Für die Abduktoren und Innenrotatoren zeigte sich in beiden Gruppen die rechte Seite deutlich kräftiger als die linke (p < 0,05). Für die Adduktoren und Außenrotatoren fand sich jedoch bei unserem Patientenkollektiv kein signifikanter Links-rechts-Unterschied. Der Vergleich der Seitendifferenzen beider Gruppen im t-Test zeigte in keiner der gemessenen Ebenen bei keiner der Testgeschwindigkeiten einen signifikanten Unterschied.

Schlußfolgerung: Entsprechend unserer Nullhypothese konnten wir bei sämtlichen Bewegungen und allen Winkelgeschwindigkeiten in der Muskelkraft keinen Unterschied der Seitendifferenz zwischen den beiden Gruppen finden. Die subjektive Bewertung des Behandlungsergebnisses durch die Patienten war weiters durchaus positiv. Die konservative Versorgung dieser Fraktur ist daher unseres Erachtens weiterhin gerechtfertigt.

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