Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1993; 03(1): 22-29
DOI: 10.1055/s-2008-1062052
Weiter- und Fortbildung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Therapeutische Wirksamkeit von Ultraschall. Eine Literaturübersicht

A review on the therapeutic effectiveness of ultrasoundL. Kober, P. Kröling
  • Institut für Med. Balneologie und Klimatologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (Vorstand: Prof. E. Senn)
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

In 1990 Falconer et al. presented a literature review of the therapeutic effectiveness of ultrasound (US) in selected musculosceletal conditions. Analysing 35 studies published 1952-1989, Falconer concluded that patients with acute periarticular inflammatory conditions or osteoarthritis may experience relief of pain and immobility following US treatment, but placebo effects and expectations bias cannot be ruled out. Falconer found little justification for the use of US for patients with chronic periarticular inflammatory conditions. A drastic decrease of positive outcome in well designed (controlled and blinded) younger studies has been reported.

We analysed 10 controlled and blinded studies on therapeutic effects of US published in the last decade (5 additional to Falconer). Of 7 studies comparing US with placebo-US, 6 revealed clearly negative results. 2 of 3 non-placebo-controlled studies revealed therapeutic effectiveness.

More recent experimental investigations question the supposed increase in perfusion and antiinflammatory effects of therapeutic US. There is also no proof for an elevation of the pain threshold by direct influence of US on nociception or by US-induced change of nerve conduction velocity.

In accordance with Falconer we conclude that the therapeutic usefulness of US is not sufficiently proved at the present time.

Zusammenfassung

Es wird zunächst über die Ergebnisse einer umfangreichen Literaturauswertung von Falconer et al (1990) zur Frage der therapeutischen US-Wirkung berichtet. Die Autoren kommen anhand der Analyse von 35 Studien unterschiedlichster Qualität aus den Jahren 1952-1989 zu folgender Wertung: akut-entzündliche periartikuläre Erkrankungen oder Arthrosen reagieren auf US-Behandlungen bezüglich Schmerzreduktion und/oder Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit zwar überwiegend positiv, der kausale Zusammenhang mit US-Wirkung bleibt jedoch unklar. Auch Plazeboeffekte und die Erwartungshaltung der Untersucher könnten in Richtung positiver Resultate gewirkt haben. Den Einsatz von US bei chronisch-entzündlichen periartikulären Erkrankungen sieht Falconer derzeit nicht gerechtfertigt. Auffällig ist die Tendenz, dass mit der höheren Designwertigkeit (kontrolliert, blindgeführt) vor allem bei jüngeren Studien die positiven Beurteilungen des therapeutischen US drastisch sinken.

In Ergänzung zu Falconer wurden daher von uns anhand einer eigenen Literaturrecherche selektiv 10 kontrollierte klinische Studien ab 1980 ausgewertet. Sie betreffen vor allem die klassischen Indikationen für die US-Behandlung im Schulter- und Ellbogenbereich. Von 7 Studien, die die US-Wirkung mit Plazebo-US vergleichen, kommen 6 zu einem eindeutig negativen Ergebnis. Von den 3 nichtplazebokontrollierten Studien berichten 2 von einem positiven Wirkungsnachweis.

Neuere experimentelle Untersuchungen zeigen, dass die bisher angenommene durchblutungsfördernde und antiinflammatorische Wirksamkeit von therapeutischem US in Zweifel gezogen werden muß. Für eine Erhöhung der Schmerzschwelle durch indirekten Einfluß von US auf die Nozizeptoren oder durch eine US-induzierte Veränderung der Nervenleitgeschwindigkeit gibt es ebenfalls kaum experimentell gesicherte Anhaltspunkte.

Es wird abschließend festgestellt, dass der therapeutische Einsatz von US anhand der derzeit verfügbaren klinischen und experimentellen Studien nicht befriedigend begründbar ist.

    >