Diabetes aktuell 2008; 6(1): 38
DOI: 10.1055/s-2008-1064871
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Bluthochdruck und metabolisches Syndrom - Vorzüge der RAAS-Blockade

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Publication Date:
11 March 2008 (online)

 

Hält man sich an die Analysen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), so begegnet man einem Bluthochdruck am besten zunächst einmal mit einem preisgünstigen Diuretikum. Dieser Sicht der Dinge ist der Essener Hochdruckspezialist Prof. Dr. Thomas Philipp nun entschieden entgegengetreten - zumindest dann, wenn es sich um Patienten mit einem metabolischen Syndrom handelt. In diesen Fällen solle man nämlich vorzugsweise auf eine RAAS-Blockade setzen. Ein entscheidendes Argument dafür ist die aus Studienergebnissen gespeiste Hoffnung, das Risiko für die Entstehung eines manifesten Diabetes senken zu können. Dass dieses Konzept aufgehen könnte, lassen inzwischen mehrere Einzeluntersuchungen sowie eine Metaanalyse von Scheen (Diabetes Metab 2004; 30: 487-496) vermuten. Im Vergleich mit alternativen Medikationen bzw. Plazebo war die Diabetesinzidenz unter ACE-Hemmern und Sartanen signifikant niedriger.

Ob sich mit dem AT1-Blocker Olmesartan (z.B. Votum®) bei Diabetikern auch das Auftreten einer Mikroalbuminurie verhindern oder zumindestens hinauszögern lässt, wird nach den Worten Philipps derzeit in der ROADMAP-Studie (Randomised Olmesartan And Diabetes MicroAlbuminuria Prevention Study) untersucht. In diese bereits begonnene Studie sollen über 4 000 Typ-2-Diabetiker mit mindestens einem zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor eingeschlossen werden. Die Rationale für diese bislang umfangreichste Studie ihrer Art ist die: Wenn Angiotensin II als "böser Bube" für jene Gefäßlecks mitverantwortlich ist, die an der Niere den Durchtritt von Proteinen möglich machen, könnte ein A II-Antagonist diesem Geschehen womöglich Einhalt gebieten. Dass diese Vermutung nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, zeigen bereits Studienergebnisse mit einem anderen Sartan.

Ganz grundsätzlich sollte bei Patienten mit einem metabolischen Syndrom darauf geachtet werden, dass eine Pharmakotherapie keine ungünstigen Effekte auf jene Faktoren hat, aus denen sich dieses Syndrom zusammensetzt. Nach NCEP-Kriterien (National Cholesterol Education Program der USA) darf diese Diagnose dann gestellt werden, wenn mindestens drei der nachfolgend genannten Kriterien erfüllt sind: Viszerale Adipositas (abzulesen an einem Taillenumfang > 88 bzw. 102 cm), niedriges HDL-Cholesterin < 50 bzw. 40 mg/dl, Triglyzeride > 150 mg/dl, Blutdruck > 130/85 mmHg, Nüchternglukose > 100 mg/dl. Nicht nur bei der Diabetes-Therapie sollten nach den Worten des Bad Nauheimer Diabetologen Prof. Dr. Andreas Hamann frühzeitig potentiell nachteilige Effekte auf dass Körpergewicht im Auge behalten werden. Aus eben jenem Grunde hat für Hamann Metformin unter den oralen Antidiabetika einen besonders hohen Stellenwert - allein oder auch in Kombination mit einer früher oder später unumgänglichen Insulin-Therapie.

Dr. med. Ludger Riehm

Quelle: Lunchsymposium "Das metabolische Syndrom - Therapieoptionen 2007" der Berlin-Chemie am 24. November 2007 in Bochum

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