PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(2): 195-198
DOI: 10.1055/s-2008-1067407
DialogBooks

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Buchempfehlungen

Torsten  Fries
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juni 2008 (online)

Dieter Irblich, Burkhard Stahl (Hrsg.): Menschen mit geistiger Behinderung. Psychologische Grundlagen, Konzepte und Tätigkeitsfelder.
Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe, 2003.
ISBN-10: 3-8017-1467-5; 550 Seiten, € 69,95.

Die Herausgeber dieses Standardwerkes versuchen, der Psychologie im Bereich der Arbeit mit geistig behinderten Menschen eine größere Bedeutung zukommen zu lassen, ohne den Fachrichtungen Medizin oder Pädagogik ihr Feld streitig machen zu wollen.

Das Buch gliedert sich insgesamt in drei umfangreiche Teilbereiche. Alle Kapitel beginnen mit einer kurzen Zusammenfassung und enden mit einer ausführlichen Literaturliste.

Der erste Teil des Buches ist eher allgemein gehalten, und es werden grundlegende Konzepte erläutert, Begriffsklärungen und geschichtliche Zusammenhänge dargestellt.

Der darauffolgende, zweite und größte Teil des Buches widmet sich den psychologischen Grundlagen. Hierbei werden nahezu alle psychologischen Fachbereiche, wie z. B. Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie, allgemeine Psychologie oder Wahrnehmungspsychologie, im Hinblick auf die Besonderheit bei Menschen mit einer geistigen Behinderung beschrieben. So versucht zum Beispiel Barbara Senckel einzelne entwicklungspsychologische Theorien auf die Situation von geistig behinderten Menschen zu übertragen. Neben einer umfangreichen Darstellung bestehender Theorien werden von den einzelnen Autoren auch mögliche Konsequenzen für die Praxis angesprochen, was die einzelnen Kapitel insbesondere für praktisch arbeitende Fachleute lesenswert macht.

Der letzte Teil des Buches widmet sich der psychologischen Praxis und beinhaltet vor allem Kapitel über die Möglichkeiten von Beratung und Therapie, enthält aber auch solche zur Diagnostik und Förderplanung.

Insgesamt ist dieses Buch für alle, die mittelbar oder unmittelbar mit geistig behinderten Menschen arbeiten, von großem Nutzen, da es neben einem sehr ausführlichen Überblick über alle psychologischen Bereiche auch Einblick in die praktische Arbeit mit geistig behinderten Menschen gibt.

Burkhard Stahl, Dieter Irblich (Hrsg.): Diagnostik bei Menschen mit geistiger Behinderung. Ein interdisziplinäres Handbuch.
Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe, 2005.
ISBN-10: 3-8017-1956-1; 501 Seiten, € 49,95.

Dieses von zwei Meinungsbildnern im Bereich der Behindertenarbeit herausgegebene Standardwerk enthält einen fächerübergreifenden Überblick über Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik bei Menschen mit einer geistigen Behinderung. Die Herausgeber weisen jedoch bereits in ihrer Einleitung darauf hin, dass eine integrierende Gesamtperspektive für die Diagnostik zum jetzigen Zeitpunkt in weiter Ferne liege, sie es durch dieses Buch aber dennoch ermöglichen wollen, über den fachspezifischen „Tellerrand” hinauszusehen.

Das Buch ist in vier Teile untergliedert: Die ersten drei Teile sind den Fachrichtungen Psychologie, Pädagogik und Medizin und deren spezifischen diagnostischen Verfahren, ihren Möglichkeiten und Grenzen gewidmet. In einem letzten Teil gehen die Autoren auf „spezielle diagnostischen Fragen” ein, wie zum Beispiel die Diagnostik bei Mehrfachbehinderung, bei posttraumatischen Belastungsreaktionen und Ähnlichem. Alle Kapitel beginnen mit einer kurzen Zusammenfassung und enden mit einer ausführlichen Literaturliste. Am Ende des Buches findet man ein ausführliches Sachwortregister, das es dem Lesenden schnell erlaubt, Gesuchtes zu finden.

Das Buch bietet eine ideale Ergänzung zu dem von denselben Herausgebern stammenden Buch „Menschen mit geistiger Behinderung” und ist sicher für alle Fachkräfte, die mit diagnostischen Prozessen bei behinderten Menschen zu tun haben, von großem Interesse.

Theo Klauß (Hrsg.): Geistige Behinderung - Psychologische Perspektiven.
Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2006.
ISBN-10: 3-8253-8330-X; 209 Seiten, € 19,00.

Bei diesem von Prof. Dr. Theo Klauß herausgegebenen Buch handelt es sich um eine Zusammenfassung der wichtigsten Vorträge einer Fachtagung mit dem Thema „Psychologie und geistige Behinderung” an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg im Jahr 2005. Nach einer Einleitung durch den Herausgeber umfasst das Buch insgesamt elf Beiträge von namhaften Autoren, die sich allesamt, wie bereits aus dem Titel hervorgeht, der psychologischen Sicht auf das Thema geistige Behinderung widmen. Die einzelnen Autoren betrachten unterschiedliche Themengebiete, sodass diese Aufsatzsammlung an einigen Stellen etwas unzusammenhängend wirkt. So folgen zum Beispiel auf Aufsätze zur Psychodiagnostik (Intelligenzdiagnostik, Verhaltensdiagnostik) Kapitel über soziale Beziehungen von geistig behinderten Kindern, über Traumafolgestörungen oder die Bedeutung der Emotionalität bei behinderten Menschen. Die einzelnen Kapitel sind jedoch trotz der Kürze von ausgesprochener Informationsfülle.

Insgesamt ist das Buch sicherlich nicht nur für Psychologen interessant, sondern für alle Fachkräfte, die sich insbesondere für theoretische Zusammenhänge interessieren. Leser, die nach therapeutischen Strategien oder praktischen Anwendungen suchen, werden eher weniger auf ihre Kosten kommen.

Friedrich Dieckmann, Gerhard Haas (Hrsg.): Beratende und therapeutische Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung und herausforderndem Verhalten.
Stuttgart: Kohlhammer, 2006.
ISBN-10: 3-1701-9353-8; 216 Seiten, € 27,00.

Die Herausgeber geben einen groben Überblick über die in Deutschland anzutreffenden therapeutischen Hilfsangebote im Bereich des „herausfordernden Verhaltens” geistig Behinderter. Was unter diesem Begriff subsumiert wird, wird in dem ersten Kapitel des Buches definiert, und dessen weitreichende Konsequenzen werden im Folgenden dargestellt.

In einem ersten Teil werden regionale Projekte vorgestellt, die Betroffene, Angehörige und auch Einrichtungen beratend unterstützen. Hieran anschließend folgen regionale Beispiele für therapeutische Wohngruppen, die Menschen mit „herausforderndem Verhalten” zeitlich befristet stationär aufzunehmen und so z. B. zu einer Entlastung des sozialen Umfeldes beitragen. Neben der Darstellung eines Modellversuches aus Baden-Württemberg werden weitere therapeutische Wohngruppen verschiedener Träger skizziert. In den einzelnen Kapiteln werden Geschichte der Einrichtung, therapeutische Möglichkeiten und zum Teil auch Fallbeispiele gegeben.

In einem letzten Kapitel ziehen die Herausgeber in einem Ausblick Schlussfolgerungen aus den geschilderten Erfahrungsberichten.

Insgesamt erscheint dieses Buch vor allem für Fachkräfte interessant, die in der stationären Behindertenhilfe tätig sind und in ihrer täglichen Arbeit mit ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten, insbesondere Aggressivität, konfrontiert sind.

Christian Schanze (Hrsg.): Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein Arbeits- und Praxisbuch für Ärzte, Psychologen, Heilerziehungspfleger und -pädagogen.
Stuttgart: Schattauer, 2007.
ISBN-10: 3-7945-2422-5; 320 Seiten, € 49,95.

Dieses Buch besticht durch seinen ansprechenden Aufbau und insbesondere durch die hohe Praxisbezogenheit, welche sich nicht nur auf das Thema der Diagnostik bezieht, sondern insbesondere auch auf die Möglichkeiten und Grenzen der Therapie.

Nach einem einleitenden Kapitel besteht das Buch aus vier Teilen. Den Anfang machen einige Kapitel, die sich den Grundlagen der Diagnostik widmen. Hierbei wird neben allgemeinen Informationen über Epidemiologie und Anamneseerhebung vor allem auf Besonderheiten in der Diagnostik bei geistig behinderten Menschen und spezifische Diagnoseinstrumente eingegangen. Zur Erläuterung werden Beispiele für die Anwendung oder Fallbeispiele der jeweiligen Autoren angefügt.

Der anschließende Teil untergliedert sich nach den Diagnosen der ICD-10 für psychische Störungen. Jeder Diagnose wird ein eigenes Kapitel gewidmet, das mit allgemeinen Informationen und Diagnosekriterien zum entsprechenden Störungsbild beginnt und anschließend auf die Besonderheiten dieser Diagnose bei Menschen mit einer geistigen Behinderung eingeht. Alle Kapitel enden wiederum mit einem Fallbeispiel.

Im dritten Teil des Buches werden die Therapiemethoden beschrieben. Diese werden in den anschließenden Kapiteln vorgestellt, wobei auch seltener angewandte Methoden wie z. B. die DBT oder das TEACCH-Konzept berücksichtigt werden. Kritisch anzumerken ist, dass tiefenpsychologische oder psychoanalytische Zugangswege nicht erwähnt werden.

Zuletzt werden allgemeine Aspekte aus dem Bereich Pädagogik, Pflege und Forensik thematisiert. Diese Kapitel scheinen vor allem für Fachkräfte aus den spezifischen Bereichen interessant, wohingegen der zuvor beschriebene Teil des Buches sicherlich für alle Berufsgruppen von großem Interesse sein kann.

Insgesamt erscheint mir dieses Buch in seiner Praxisbezogenheit hinsichtlich Diagnostik und Therapie sehr empfehlenswert. Neben der ansprechenden Gestaltung des Buches ist aber auch die mitgelieferte Video-DVD erwähnenswert. Hier finden sich zu nahezu allen Kapiteln Fallbeispiele, Vorschläge für das therapeutische Vorgehen und Ähnliches, sodass theoretische Inhalte unmittelbar nachvollzogen werden können.

Erik Bosch: Sexualität und Beziehung bei Menschen mit einer geistigen Behinderung. Ein Hand- und Arbeitsbuch.
Tübingen: DGVT-Verlag, 2003.
ISBN-10: 3-8715-9031-2, 203 Seiten, € 14,80.

Erik Bosch widmet sich in diesem „Handbuch” einem Thema, welches in der Vergangenheit und auch heute noch in den meisten Lehrbüchern zu kurz kommt, in der praktischen Arbeit mit geistig behinderten Menschen jedoch von großer Bedeutsamkeit ist.

Nach Einschätzung des Autors ist es unbedingt notwendig, dass sich Personen, die unmittelbar mit behinderten Menschen zusammenarbeiten, über ihre eigene Grundeinstellung zum Thema Sexualität und Beziehung bewusst sind. Aus diesem Grund entwirft er nach einer anfänglichen Darstellung über die Schwierigkeiten, die in der Gesellschaft, aber auch bei den Betroffenen bezüglich des Themas Sexualität vorherrschen, eine Grundeinstellung, die seiner Einschätzung nach für die tägliche Arbeit geeignet und hilfreich ist.

Anschließend folgt ein Kapitel über die Entwicklung von Normen und Werten in diesem Zusammenhang, wobei der Autor insbesondere auf die Problematik von Vorurteilen verweist. Sowohl an dieser Stelle als auch in den folgenden Kapiteln werden die Vielfältigkeit und Mehrdeutigkeit sexueller Verhaltensweisen beschrieben.

Nach diesen eher theoretischen Kapiteln folgt ein sechstes, in dem Erik Bosch die Wichtigkeit der sexuellen Aufklärung von Menschen mit einer geistigen Behinderung erläutert und Möglichkeiten hierzu darstellt. Anschließend geht er auf das Thema des sexuellen Missbrauchs ein. Hier stellt der Autor mögliche Warnsignale dar, beschreibt aber auch hilfreiche Überlegungen zum Umgang mit Opfern und deren Angehörigen.

Der humanistische Zugangsweg des Autors, der besonderen Wert auf die individuellen Bedürfnisse der Behinderten legt, erscheint mir an dieser Stelle erwähnenswert. Für Personen die sich mit dem Thema Sexualität und Behinderung auseinandersetzen möchten, ist dieses Buch sicherlich hilfreich, da es sehr unterschiedliche Aspekte aufgreift und thematisiert. Kritisch anzumerken ist, dass der Titel des Buches meiner Ansicht nach mehr verspricht, als beim Lesen letztendlich erfüllt wird, weil zahlreiche für die Praxis relevante Aspekte nicht erwähnt werden.

Došen A, Gardner WI, Griffiths DM, King R, Lapointe A: Practice Guidelines and Principles: Assessment, Diagnosis, Treatment, and Related Support Services for Persons with Intellectual Disabilities and Problem Behaviour.
Gouda: Centre of Consultation and Expertise (CCE), 2007.
ISBN/EAN: 978-90-807684-5-1; 80 Seiten.

In diesem Buch, das unter der Mitwirkung verschiedenster Autoren aus unterschiedlichen Ländern entstanden ist, wird ein konzeptioneller Rahmen geliefert, um Problemverhalten geistig Behinderter zu verstehen, zu erkennen und anschließend therapeutisch und pädagogisch zu intervenieren.

Im ersten Teil erläutern die Autoren den theoretischen Hintergrund. Zu Beginn legen sie Diagnosekriterien für „Problemverhalten” fest. Anschließend und vergleichsweise umfangreich werden Faktoren benannt, die zu Problemverhalten beitragen können. Hierbei werden sowohl biologische Faktoren (z. B. Müdigkeit, Hunger, Krankheit) als auch soziale Faktoren (z. B. Erziehungsstil, Stressoren) aufgeführt, die Auswirkungen auf die Auftretenswahrscheinlichkeit von Problemverhalten haben können. Zuletzt beschreiben die Autoren den interaktiven Kontext, also das Zusammenspiel von Umwelt und individuellen Faktoren, in seiner Bedeutung für das Auftreten von Problemverhaltensweisen.

Im zweiten Teil wird ein praktischer Leitfaden zur Beurteilung, Diagnose und Behandlung dargestellt. So werden Kriterien festgelegt, die eine Einschätzung des interaktiven Kontextes erleichtern, um hierauf aufbauend eine Diagnose festlegen zu können. Schließlich werden Interventionsmöglichkeiten dargestellt. Abschließend folgen Vorschläge für mögliche Vorgehensweisen zur akuten Krisenintervention sowie eine Skizzierung von Evaluationsmöglichkeiten.

Leider ist dieser Leitfaden bis jetzt nur auf Englisch veröffentlicht, denn er kann speziell in der praktischen Arbeit mit problematischem, insbesondere fremdgefährdendem Verhalten bei geistig behinderten Menschen hilfreich sein. Insgesamt dürfte dieses Buch vor allem für Sozialarbeiter/-pädagogen und Psychologen, die mit geistig behinderten Menschen arbeiten, eine Bereicherung sein.

Martha Furger, Doris Kehl (Hrsg.): Alt und geistig behindert. Herausforderung für Institution und Gesellschaft.
Luzern: Edition SZH/CSPS, 2006.
ISBN-10: 3-9082-6276-3; 117 Seiten.

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Vorträgen einer schweizerischen Fachtagung, die sich einem Thema widmete, das in den kommenden Jahren vermutlich zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Die Lebenserwartung steigt auch bei geistig behinderten Menschen, und es gibt, wie die Herausgeber betonen, neben zahlreichen ähnlichen Herausforderungen für älter werdende Menschen bei Behinderten auch einige Besonderheiten.

So beginnt das Buch mit einem Kapitel, in dem die Problematik der Demenzdiagnose bei Menschen mit geistiger Behinderung erläutert wird. Daran anschließend folgen mehrere Erfahrungsberichte von Institutionen in der Schweiz, die mit einem eher allgemeinen Kapitel beginnen, in dem verschiedene Arten von Wohnformen vorgestellt werden. Diese Erfahrungsberichte enthalten neben der Geschichte und dem Hintergrund der jeweiligen Einrichtung auch Informationen über die entsprechenden Konzepte und das praktische Alltagshandeln. Die anschließenden Kapitel sind weniger spezifisch: So beschäftigt sich ein Kapitel mit dem Übergang zum Ruhestand bei Menschen mit geistiger Behinderung und den damit einhergehenden Problemen. Ein weiteres Kapitel folgt zum Thema Selbstbestimmung im Alter, in welchem der Autor neben einer Begriffsdefinition auch einen, in den USA entwickelten Lehrgang „Selbstbestimmt älter werden” vorstellt. Das Buch endet mit zusammenfassenden Überlegungen, mit denen versucht wird, die zum Teil etwas unzusammenhängenden Kapitel zu einem Ganzen zu verbinden.

Insgesamt gesehen widmet sich das Buch einem sehr bedeutsamen Thema und liefert einige gute Anregungen. Die Erfahrungsberichte nehmen meiner Einschätzung nach etwas zu viel Raum ein, können aber für Leser, die sich insbesondere für andere Konzeptionen interessieren, durchaus interessant sein. Hilfreich wäre eine Literaturliste am Ende des Buches.

Nancy B. Miller: Mein Kind ist fast ganz normal. Leben mit einem behinderten oder verhaltensauffälligen Kind: Wie Familien gemeinsam den Alltag meistern lernen.
Stuttgart: Trias, 1997.
ISBN-10: 3-8937-3392-2; 288 Seiten; € 22,95.

Was passiert, wenn Eltern gesagt bekommen: „Ihr Kind wird behindert sein!” und wie kann man lernen hiermit umzugehen? Auf diese Fragen versucht die Psychiaterin Nancy B. Miller eine Antwort zu geben.

Im ersten Abschnitt versucht die Autorin, vier Stadien der Anpassung darzustellen, um den Entwicklungsprozess zu erläutern, der bei nahezu allen Eltern stattfindet, wenn sie erfahren, dass ihr Kind behindert ist. Explizit beschreibt die Autorin hier auch die Phase der Trennung, die für Eltern behinderter Kinder häufig eine erhebliche Herausforderung darstellt.

Im zweiten Abschnitt werden erfolgreiche Anpassungsstrategien auf verschiedenen Ebenen dargestellt. Neben möglichen Belastungen und Problemen für Partnerschaft und Geschwisterkinder werden auch Schwierigkeiten mit Ärzten und anderen Spezialisten beschrieben und Tipps für einen besseren Umgang miteinander gegeben. Zwei Kapitel dieses Teiles erachte ich als besonders erwähnenswert: So schildert die Autorin hilfreiche Methoden des Stressabbaus und betont in einem eigenen Kapitel, wie wichtig es ist, dass Eltern auch an sich denken. Auch die Schwierigkeiten vieler Eltern, mit ihrem behinderten Kind in der Öffentlichkeit aufzutreten und mit den Reaktionen der Umwelt auf die Behinderung umzugehen (z. B. auf dem Spielplatz), werden von der Autorin benannt.

Das gesamte Buch ist von Erfahrungsberichten betroffener Eltern durchzogen und enthält viele Tipps, Ratschläge und Interventionsmöglichkeiten für den Alltag. Am Ende finden sich Hinweise auf helfende Organisationen, ein Verzeichnis von Bilderbüchern, die auf die Problematik eingehen, sowie ein Sachwortregister. Leider ist die Literaturliste etwas knapp.

Das insgesamt sehr attraktiv gestaltete Buch richtet sich direkt an betroffene Eltern und erscheint mir für diese sehr empfehlenswert. Darüber hinaus kann es auch für Fachkräfte sehr informativ sein, insbesondere, um sie für die Bedürfnisse der Eltern geistig behinderter Menschen zu sensibilisieren und geeignete Interventionsmöglichkeiten kennenzulernen.

Korrespondenzadresse:

Dipl.-Psych. Torsten Fries

Reha-Westpflaz
Sozialpädiatrisches Zentrum

Am Rothenborn

66849 Landstuhl

eMail: torstenfries@web.de

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