Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2009; 3(01): 49-67
DOI: 10.1055/s-2008-1067414
Störungsübergreifende Themen und Methoden

Evidenzbasierte Medizin und die psychiatrische Praxis

Levente Kriston
,
Michael M. Berner
Preview
Kernaussagen
  • Evidenzbasierte Medizin beschreibt klinische Tätigkeit als die Integration von Forschungsergebnissen (Evidenz), ärztlicher Expertise und Patientenpräferenzen. Über Handlungsanweisungen für konkrete Entscheidungssituationen hinaus beeinflusst sie als Philosophie oder Leitfaden maßgeblich das Gesundheitsversorgungssystem als Ganzes.

  • Die evidenzbasierte Medizin entstand in ihrer heutigen Form am Anfang der 90er-Jahre in Kanada und in den Vereinigten Staaten. In Deutschland verbreitete sie sich mit hoher Geschwindigkeit und beeinflusst neben anderen Fachgebieten auch die psychiatrisch-psychotherapeutische Alltagspraxis immer deutlicher.

  • Für klinische Entscheidungssituationen wird im Sinne der evidenzbasierten Medizin ein fünfstufiges Handlungsmodell vorgeschlagen. Nach der klaren Formulierung des Problems wird die beste Evidenz aus der Forschung recherchiert, die anschließend anhand konkreter Kriterien bewertet wird. Nach der Umsetzung der Entscheidung in die Praxis wird das Ergebnis des Vorgehens evaluiert.

  • Kritiker der evidenzbasierten Medizin machen auf viele mögliche Denkfehler dieser Bewegung aufmerksam, besonders wenn psychotherapeutische Verfahren diskutiert werden. In der Tat sind noch viele, vor allem organisatorische und edukative Aufgaben zu lösen, bevor evidenzbasierte Medizin ein selbstverständlicher Bestandteil der psychiatrischen Routine werden kann.



Publication History

Publication Date:
13 June 2008 (online)

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York