Kreative Ideen für benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene

In der Stadt Essen wurde die Psychiatrieenquete in vielen Bereichen umgesetzt. Ein wichtiges Element dabei sind die Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Einrichtungen in Essen (PSAG) und die Arbeitsgemeinschaft für die Planung und Koordinierung psychosozialer Einrichtungen in Essen (AG PlaKo). Beide Arbeitsgemeinschaften sind die politischen und handlungsorientierten Gremien des Gemeindepsychiatrischen Verbundes, aufeinander abgestimmt und mit der Zielausrichtung, die Ebene der Entscheidungsträger (AG PlaKo) und die der Praktiker (PSAG) miteinander zu verzahnen und sich gegenseitig zu befruchten (s. [Abb. 1]).

Abb. 1 Vernetzung der psychiatrischen Versorgungslandschaft.

Die Abstimmung und Verzahnung der Verbünde der psychiatrischen Versorgung sowie des Suchtkrankenhilfesystems sowie die Fortschreibung der strukturellen und inhaltlichen Versorgung der psychisch kranken und der suchtkranken Menschen sind dabei das Ziel. Die Sprecher der AKs der PSAG sitzen in der AG PlaKo und sind die Garanten neben der Geschäftsführung der beider AGs, dass diese Transferleistung erfolgt. Die Ebene der Praktiker ist eng verzahnt mit der Ebene der Entscheidungsträger. Die Versorgung und die Qualität im Verbund sowie Öffentlichkeitsarbeit als auch Fortbildungsbedarfe werden laufend abgestimmt und fortgeschrieben.

Das Gesundheitsamt hat die Geschäftsführung beider Arbeitsgemeinschaften inne. In Essen wurde die Aufgabenverteilung auf den amtsärztlichen Leiter, den Verwaltungsleiter und die Psychiatriekoordinatorin delegiert.

Ursprünglich zu Beginn dieser Arbeitsgemeinschaften in den 70er-Jahren im Rahmen der Enthospitalisierung und Rückführungsprogramme der langzeituntergebrachten Patienten in den gemeindepsychiatrischen Verbund war beabsichtigt worden, dass die Geschäftsführung im Verbund mit diesen Gremien die Verantwortung der Koordinierung, Steuerung und Planung der psychosozialen Versorgungslandschaft für psychiatrisch kranke Menschen innehat. Das ist jahrelang gut gelaufen und hat eine zufriedenstellende Versorgung mit guter Qualität der Versorgungsleistung und enger Abstimmung im Verbund zur Folge gehabt.

Durch den Paradigmenwechsel von einer kommunal gesteuerten Versorgung mit gemeinnützigen Anbietern hin zu einer marktorientierten Versorgung mit privatwirtschaftlich arbeitenden Anbietern und einer zunehmend forcierten politisch initiierten Marktöffnung und Privatisierung der Versorgungsleistungen werden zunehmend gezielte Steuerungsmechanismen dem Markt überlassen.

Je marktgeöffneter und privatwirtschaftlicher eine Versorgung organisiert ist, desto anspruchsvoller sollten Standards für Anbieterzulassung, Prozessüberprüfung der Leistung und ein Beschwerdemanagement / Kontrollinstanzen sein.

Diesen Prozess hat die psychotherapeutische Versorgung durchschritten, in anderen Bereichen der Versorgung psychisch kranker und suchtkranker Menschen sollten diese Prozesse noch komplettiert werden.

Die Psychiatriekoordinatorin Frau Eifert, Erziehungswissenschaftlerin, approbierte KJP-Psychotherapeutin und ehemals Stellvertretende Leiterin einer Drogenberatungsstelle, hat in der AG PlaKo eine interdisziplinäre Diskussion zwischen den psychosozialen, psychiatrischen, psychosomatischen und psychotherapeutischen regionalen Versorgungsanbietern, den Trägerinstitutionen und den Kostenträgern in Gang gesetzt. Aus dieser Diskussion stellen wir zwei sehr bemerkenswerte Projekte vor, die aufzeigen, wo psychotherapeutisches Engagement über die Regelversorgung hinaus notwendig und sinnvoll ist. Es sind die psychosoziale und psychotherapeutische Versorgung von benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einem Projekt mit Arbeitslosen (SUPPORT 25) und eine Initiative der Berufshochschule Essen. Zudem haben wir mit der Psychiatriekoordinatorin Frau Eifert über die Rolle der Psychotherapie in der Versorgung aus ihrer Sicht gesprochen.