Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2009; 3(03): 181-196
DOI: 10.1055/s-2008-1067543
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Parasomnien

Geert Mayer
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Kernaussagen
  • Parasomnien werden eingeteilt in an den NREM-Schlaf, an den REM-Schlaf oder an kein bestimmtes Schlafstadium gebundene Parasomnien.

  • An den NREM-Schlaf gebunden sind Schlaftrunkenheit, Schlafwandeln und Pavor nocturnus. REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Alpträume und isolierte Schlaflähmung sind die wichtigsten an den REM-Schlaf gebundenen Parasomnien. An kein bestimmtes Schlafstadium gebunden sind schlafbezogene Halluzinationen, schlafbezogene dissoziative Störungen und schlafbezogene Essstörungen.

  • Die meisten Parasomnien sind unterdiagnostiziert, da ihnen kein Krankheitswert beigemessen wird. Sie erfordern aber eine genaue diagnostische Abklärung, wenn sie zu selbst- oder fremdgefährdenden nächtlichen Verhaltensweisen führen oder durch die gehäufte nächtliche Aktivierung mit einer vermehrten Tagesschläfrigkeit einhergehen. Oft erschließen sie sich nur einer gezielten schlafmedizinischen Anamnese.

  • Die Diagnostik der Parasomnien ist im Erwachsenenalter schwieriger als im Kindesalter. Bei Kindern besteht eine Assoziation zu gewissen Entwicklungsstadien. Bei Erwachsenen sind umfangreiche Differenzialdiagnosen zu bedenken.

  • Anamnestisch müssen medikamentöse, toxische oder psychiatrische (insbesondere dissoziative Störungen) Ursachen und schlafgebundene Epilepsien ausgeschlossen werden. Lediglich zum Ausschluss nächtlicher Epilepsien sollte eine zerebrale Bildgebung (vorzugsweise MRT) durchgeführt werden. Neben der Labordiagnostik ist bei unklaren Fällen u. U. eine Liquorpunktion zum Ausschluss eines entzündlichen ZNS-Prozesses notwendig.

  • Somnambulismus und REM-Schlaf-Verhaltensstörung können mit Clonazepam behandelt werden, für Alpträume und die idiopathischen an kein bestimmtes Schlafstadium gebundenen Parasomnien kommen unterschiedliche verhaltenstherapeutische Verfahren infrage.



Publication History

Publication Date:
27 January 2009 (online)

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