Überwachung der Herzfunktion bei Doxorubicintherapie des metastasierten Mammakarzinoms: Messung der systolischen Zeitintervalle

Zusammenfassung

Messungen der systolischen Zeitintervalle sind für den klinischen Alltag eine problemlose, ausreichend genaue und vor allem billig durchzuführende Möglichkeit zur kardialen Überwachung während einer Doxorubicin-(Adriamycin-)Therapie, wenn dabei der Quotient aus Voraustreibungszeit (PEPI) und linksventrikulärer Austreibungszeit (LVETI) (»Weissler-Index«) zur Erfassung der linksventrikulären Herzfunktion herangezogen wird. In einer Untersuchung an 352 Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom konnten statistisch gesicherte Dosis-Wirkungs-Beziehungen im Hinblick auf Repolarisationsstörungen im Elektrokardiogramm und auf die systolischen Zeitintervalle festgestellt werden (P < 0,001). Vorbestrahlte Patientinnen wiesen vermehrt EKG-Veränderungen (P < 0,001) und höhere PEPI : LVETI-Werte (P < 0,001) auf als nicht vorbestrahlte. Ein grundsätzlicher Einfluß der zytostatischen Therapie auf den systolischen oder diastolischen Blutdruck konnte nicht festgestellt werden. Die obere Grenze des therapeutischen Risikos bei Messung der systolischen Zeitintervalle zur kardialen Überwachung bei der Doxorubicintherapie sollte für PEPI : LVETI bei 0,45-0,50 festgesetzt werden. Ab diesem Grenzwert sollte eine eingehende kardiologische Untersuchung unter Zuhilfenahme auch invasiver Methoden angestrebt werden, wenn eine Fortführung der Therapie aus Gründen der Karzinomerkrankung weiter angezeigt ist. Dieses Vorgehen könnte das Auftreten lebensbedrohlicher kardialer Zwischenfälle bei der Doxorubicintherapie verhindern helfen.

Abstract

Assessment of systolic time interval represents an uncomplicated, sufficiently precise and cheap possibility in clinical practice of cardiac monitoring during treatment with doxorubicin (adriamycin) if the ratio between pre-ejection period interval (PEPI) and left ventricular ejection time interval (LVETI) (»Weissler index«) for evaluation of left ventricular cardiac function is used. In an investigation of 352 female patients with metastatic carcinoma of the breast statistically ascertained dose-response relationships could be established as regards electrocardiographic disorders of repolarisation and the systolic time interval (P < 0.001). Pre-irradiated patients showed more ECG changes (P < 0.001) and higher PEPI : LVETI values (P < 0.001) than patients without prior irradiation. There was no general influence of cytostatic treatment on systolic and diastolic blood pressure values. The upper limit of a therapeutic risk in evaluation of the systolic time interval for cardiac monitoring of doxorubicin treatment should be 0.45-0.50 for PEPI : LVETI. Above this borderline value precise cardiac evaluation including invasive methods should be attempted if continuation of treatment is indicated. This regime could help prevent the occurrence of life-threatening cardiac crises during treatment with doxorubicin.