Rofo 2008; 180 - VO_205_5
DOI: 10.1055/s-2008-1073462

Risikostratifizierung mittels der Ganzkörper MR-Angiographie: klinische Evaluation und Vergleich mit klassischen Risikofaktoren im Follow-up

A Seeger 1, U Kramer 1, F Grimm 1, M Fenchel 1, B Schönfisch 1, B Klumpp 1, CD Claussen 1, S Miller 1
  • 1Tübingen

Ziele: Die Ganzkörper MR-Angiographie (GKMRA) ermöglicht ein akkurates vaskuläres Staging bei manifester Atherosklerose. Die vorgestellte Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob die Gesamtprävalenz wichtige Zusatzinformationen für die Prognose liefert. Daher sollten Risikoindices aufgestellt und im klinischen Follow-up evaluiert werden. Methode: Eine GKMRA (Flash-3D nach Applikation von insgesamt 0,25mmol/kg Gadolinium-DTPA) wurde bei 85 konsekutiven Patienten mit symptomatischer Atherosklerose an einem Ganzkörper MR-Tomographen (1,5T Magnetom Avanto, Siemens, Erlangen) durchgeführt. Dabei wurden 42 vaskuläre Segmente anhand eines 4-Punktes-Scores beurteilt (0=keine Stenose, 3=Verschluss). Ein kumulativer Index wurde erstellt (Score1) indem alle vaskulären Pathologien addiert wurden. Ein zweiter Index berücksichtigte ausschließlich hämodynamisch relevante Läsionen ≥70% (Score2). Außerdem wurden Risikofaktoren sowie der Framingham Risk Score (FRS) erfasst. 2 Jahre nach der GKMRA wurde ein klinisches Follow-up durchgeführt (Endpunkt: vaskuläre Ereignisse mit erforderlicher Hospitalisation). Basierend auf dem Zeitpunkt bis zum Auftreten des ersten vaskulären Ereignisses wurde ein Survival-Plot berechnet und mit den errechneten Scores, den klassischen Risikofaktoren und dem FRS korreliert. Ergebnis: Das Follow-up konnte bei 81/85 Patienten durchgeführt werden. Im Zeitraum von 2 Jahren traten bei 48/81 Patienten folgende vaskuläre Ereignisse auf (z.T. mehrfache Ereignisse): Tod n=6, Myokardinfarkt n=16, Schlaganfall n=3, Herzinsuffizienz n=5, Dialysepflichtigkeit n=2, Amputation n=2, Stentimplantation n=17, periphere Lysetherapie n=9, Gefäßprothese n=11). Der Survival Plot konnte anhand der Exponentialfunktion exp (-1/λt) mit λ=26,6 im Konfidenzintervall beschrieben werden. Die Korrelation der einzelnen Risikofaktoren betrug: Score1p=0,040, Score2p=0,007, FRS p=0,022, Nikotinabusus p=0,045, Hyperlipidämie p=0,122, Adipositas p=0,153, Hypertonie p=0,374, Diabetes mellitus p=0,233, Alter bei der Untersuchung p=0,460. Schlussfolgerung: Die beste Korrelation erzielte der berechnete Score unter Berücksichtigung ausschließlich hämodynamisch relevanter Läsionen (p=0,007) gefolgt von Framingham Risk Score (p=0,022). Die alleinige Angabe der Risikofaktoren war nicht ausreichend für eine Risikostratifizierung. Daraus folgt, dass die GKMRA neben dem vaskulären Staging auch Zusatzinformationen zur Risikostratifizierung im Hinblick auf mögliche Folgeereignisse bei Patienten mit symptomatischer Atherosklerose liefert.

Korrespondierender Autor: Seeger A

Hausserstr.59, 72076 Tübingen

E-Mail: achim.seeger@med.uni-tuebingen.de