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DOI: 10.1055/s-2008-1074424
Klinische Relevanz der Infektion mit humanem Bocavirus bei Patienten mit akuter Exazerbation einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung
2005 wurde ein neuartiges Parvovirus, das humane Bocavirus (hBoV), bei Kindern mit akuten tiefen Atemwegsinfektionen beschrieben. HBoV kommt weltweit und saisonal gehäuft vor. Klinisch imponieren obstruktiv verlaufende tiefe Atemwegsinfektionen, Bronchiolitiden, Pneumonien und Gastroenteritiden. Patienten mit strukturellen Lungenerkrankungen oder Immundefekten scheinen v.a. betroffen zu sein. Wir gehen der Frage nach, ob hBoV ein relevantes Pathogen bei Erwachsenen mit akut exazerbierter chronischer Bronchitis (AE-COPD) ist.
Es wurden 152 Patientenproben, 7 nasopharyngeale Aspirate (NPA) und 145 induzierte Sputumproben (IS), von 146 Patienten retrospektiv mittels DNA Extraktion, Polymerase-Kettenreaktionen (PCR) und Gelelektrophorese auf hBoV DNA hin untersucht. Klinische Daten wurden standardisiert erfasst und alle Proben bzgl. anderer Atemwegsviren (RSV, Influenza-A-Virus, Rhinovirus, humanes Metapneumovirus, Parainfluenza-Virus-3) molekularbiologisch charakterisiert.
Von 146 Patienten wiesen 96 (66%) eine AE-COPD auf, 50 (34%) hatten eine stabile COPD bzw. waren Raucher ohne COPD. HBoV DNA ließ sich bei 2/146 Patienten (1,4%) im IS nachweisen. Ein Patient mit positivem hBoV DNA-Nachweis hatte eine AE-COPD und akute Gastroenteritis. Es ergab sich damit eine geringe Prävalenz von 1,0% (1/96) bei AE-COPD. Der andere positive Patient hatte eine schwere, jedoch stabile COPD. Bei beiden Patienten gelang der Nachweis von hBoV DNA nur aus IS, die NPA waren jeweils negativ. Beide Patienten hatten eine ambulante Steroidmedikation, wiesen virale Ko-Infektionen (mit RSV bzw. RSV und Influenza-A-Virus) auf und stellten sich in der Wintersaison vor.
Es ist unwahrscheinlich, dass hBoV eine relevante Rolle bei der AE-COPD erwachsener Patienten zukommt. Wir konnten hBoV nur in IS nachweisen, was für eine Infektion der tiefen Atemwege spricht. Die Spezifität positiver hBoV-Nachweise muss durch Sequenzierung der Amplifikate bestätigt werden.