Noroviren sind in Deutschland die häufigsten Erreger von Ausbrüchen. Über lebensmittelbedingte
Noroviren-Ausbrüche wurde bisher jedoch kaum berichtet.
Am 22.8.07 erkrankten vier Mitarbeiter des Gesundheitsamtes (GA) der Stadt Kassel
an akuter Gastroenteritis. Am 24.8.07 informierte das Personalamt der Stadt das GA
über mehrere Gastroenteritiden unter Mitarbeitern weiterer Ämter. Alle Erkrankten
gingen regelmäßig in einer öffentlichen Kantine essen, in der täglich 300–350 Essen
ausgegeben werden. Daher begingen GA und Veterinäramt am selben Tag die Kantine, entnahmen
Rückstellproben, ordneten Hygienemaßnahmen und die Abgabe von Stuhlproben für alle
Küchenmitarbeiter an. Bis zum 29.8.07 wurden dem GA 29 erkrankte Kantinenbesucher
bekannt. Zur Bestätigung der Hypothese eines lebensmittelbedingten Ausbruchs wurde
eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt. Am 31.8.07 wurden aufgrund der guten
Email-Erreichbarkeit der Behörden-Mitarbeiter elektronische Fragebögen per Email verschickt
und nach Bearbeitung softwaregestützt eingelesen und ausgewertet. Der Bogen enthielt
Fragen zur Person, zu gastrointestinalen Symptomen, einem Kantinenbesuch vom 22.-24.8
und den ggf. dort verzehrten Speisen.
640 (36%) der 1796 Mitarbeiter beantworteten den Fragebogen. Hiervon erkrankten 61
vom 22.-24.8.07 entsprechend Falldefinition (Erbrechen oder mindestens zwei der Folgenden:
Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Fieber). 52 (85%) der Erkrankten aber nur 87/553
(16%) der Nichterkrankten besuchten im abgefragten Zeitraum die Kantine (Relatives
Risiko (RR) 19,7; 95% Konfidenzintervall (KI) 10,0–39,0). Unter den erkrankten Kantinenbesuchern
hatten je 82% (42/52) die Kantine am 22. und 23.8. besucht. Für mehrere nicht erhitzte
Speisen des 21. und 22.8.07 fand sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang (p<0,05)
mit einer Erkrankung. Drei der sechs untersuchten Stuhlproben Erkrankter und die des
Küchenchefs waren in der Noroviren-PCR positiv.
Die Versendung per Email und das EDV-gestützte Einlesen eines Fragebogenformulars
ermöglichten eine zeitnahe Festlegung auf einen lebensmittelbedingten Ausbruch. Von
einer Kontamination mehrerer Speisen des 21. und 22.8.07 ist auszugehen.