Z Orthop Unfall 2008; 146(2): 161
DOI: 10.1055/s-2008-1076659
Orthopädie und Unfallchirurgie aktuell

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Simulation nach Schleudertrauma

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Publication Date:
05 June 2008 (online)

 

fzm Rund eine Milliarde Euro pro Jahr müssen in Deutschland die Haftpflichtversicherungen für Entschädigungsanträge wegen Schleudertrauma der Halswirbelsäule (HWS) nach Auffahrunfällen bezahlen. Schwere Verletzungen der Halswirbelsäule bereiten in der Regel gutachterlich keine Probleme, weil sie in Röntgen- und CT-Aufnahmen leicht nachweisbar sind. Bei geringeren Schweregraden können sich die Gutachter nur auf die Schilderung der Beschwerden stützen, die aber leicht vorgetäuscht werden können. Dies dürfte bei knapp der Hälfte aller Entschädigungsanträge der Fall sein. Dabei handelt es sich einmal um eine unzutreffende Schilderung der Beschwerden, zum anderen um eine fälschliche Präsentation von Symptomen. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Aktuelle Neurologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) stellt Verfahren vor, wie Gutachter einen nicht authentischen Beschwerdevortrag identifizieren können, selbst wenn die Antragsteller vorher ein Gutachten-Coaching absolviert haben.

Um die verfügbaren Testverfahren zu überprüfen, wurden gesunde Versuchsteilnehmer mithilfe eines Szenarios angeleitet, als "experimentelle Simulanten" die Rolle eines Unfallopfers zu übernehmen, das in einer Begutachtungssituation Gesundheitsstörungen glaubhaft vortäuschen soll. Beim Einsatz mehrerer Testverfahren konnten fast alle Versuchsteilnehmer als Simulanten identifiziert werden. Die Teilnehmer gaben neben der Schilderung typischer körperlicher Beschwerden auch vielfältige kognitive Beeinträchtigungen an, die zwar durchaus realistisch wären, aber bei Einsatz verschiedener Testverfahren doch als Simulation erkannt werden können. In Anbetracht der hohen Rate falscher Antworten bei Patienten mit geltend gemachtem HWS-Schleudertrauma erscheint der Einsatz von Verfahren zur Erkennung von Simulationsversuchen unverzichtbar.

T. Merten: Vorgetäuschte Beschwerden nach Distorsionstrauma der Halswirbelsäule: eine experimentelle Simulationsstudie. Aktuelle Neurologie 2008; 35 (1); S. 8-15

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