Z Gastroenterol 2008; 46 - A12
DOI: 10.1055/s-2008-1081519

De novo Malignome nach Lebertransplantation

A Finkenstedt 1, I Graziadei 1, K Nachbaur 1, W Mark 2, R Margreiter 2, W Vogel 1
  • 1Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Universität Innsbruck
  • 2Abteilung für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Medizinische Universität Innsbruck

De novo Malignome sind ein prognostisch wichtiger Faktor bei Patienten nach Lebertransplantation (LT) und stellen in diesem Kollektiv die zweithäufigste Todesursache dar. Mit Inzidenzraten von 3% bis 15% kommen sie signifikant häufiger als in der Normalbevölkerung vor. Ziel dieser Arbeit ist die Charakterisierung der Tumorinzidenz, -typen und tumorspezifischen Mortalität sowie die Identifizierung von spezifischen Risikofaktoren.

Die Daten aller zwischen 1982 und 2007 in Innsbruck lebertransplantierten und an unserer Abteilung verlaufskontrollierten Patienten wurden für diese Studie retrospektiv analysiert.

Von 780 LT-Patienten erkrankten 94 (12%) an 103 Malignomen. Die mediane Zeitspanne von LT bis zur Erstdiagnose der Tumorerkrankung betrug 51 (3–235) Monate. Folgende Malignome traten auf: gastrointestinale 18 (kolorektal 6; Ösophagus 5, Magen 4, Pankres 3), Lunge 17, Haut 17, oropharyngeale 13; Lymphome 11, Prostata 11, Nieren 4, Mamma 4, Uterus 2, Blase 2, Chondrosarkom 1, Kaposi Sarkom 1, de novo HCC 1, Bindehautcarcinom 1. Die 1-, 5- und 10-Jahres Überlebensraten nach Erstdiagnose betragen 76%, 51% und 47%, das mediane Überleben 5 Jahre. 37 Patienten (39%) verstarben während des Studienzeitraums am Malignom. Eine besonders schlechte Prognose weisen Patienten mit Lymphomen, bronchialen und gastrointenstinalen Malignomen, oropharyngealen Carcinomen sowie Patienten mit fortgeschrittenem Tumorstadium zum Zeitpunkt der Erstdiagnose auf. Die 1-, 5-, 10- und 15-Jahres Überlebensraten nach LT sind interessanterweise mit 99%, 80% 60% und 37% nicht signifikant niedriger als die der Patienten ohne de novo Malignom. Tumorpatienten waren signifikant älter (p=0,004) und häufiger Raucher (p=0,005). Folgende Parameter zeigten keine signifikanten Zusammenhänge mit der Tumorinzidenz: Geschlecht, Ätiologie der Lebererkrankung, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Malignome und Alkoholabusus vor LT sowie Art der Immunosuppression (monoklonale Antikörper).

Unsere Ergebnisse bestätigen, dass de novo Malignome eine wichtige Komplikation nach LT sind. Regelmäßige Kontrollunteruschungen sind für eine Diagnose in einem frühen Tumorstadium und damit bessere therapeutische Optionen entscheidend.