Pneumologie 2009; 63 - A15
DOI: 10.1055/s-2009-1242165

Mycobacterium marinum – Schwimmbadgranulom

K Nicolai 1, T Beyer 1, B Wagener 1
  • 1Lungenklinik Ballenstedt/Harz gGmbH

Einleitung: Einweisung einer 62-jährigen Frau unter dem Verdacht auf eine Lungentuberkulose.

Im Mai 2008 Infekt der oberen Atemwege mit Husten und mucopurulentem Auswurf. Nach antibiotischer Therapie zunächst Besserung. Bei stationärer Aufnahme keine pulmonalen Symptome, jedoch rötliche Hauteffloreszenz am 1. Finger.

Berufsanamnestisch ist eine Tätigkeit in einer Tierhandlung mit Kontakt zu Aquarien erwähnenswert.

Röntgenologisch und computertomografisch stellen sich im Bereich des Mittellappens und des Unterlappens rechts scharf abgesetzte Herde (mögliche Tuberkulome) sowie verkalkte Lymphknoten dar.

Methoden und Ergebnisse:

  • Untersuchung des Bronchialsekretes auf Mykobakterien: mikroskopisch und kulturell ohne Nachweis von Mykobakterien

  • Tuberkulintest: 16 mm – positiv

  • Quantiferontest: positiv

  • Histologische Untersuchung einer Hautprobeexcision: Nachweis einer epitheloidzelligen Granulomatose mit zentraler Nekrose

  • Mikrobiologische Untersuchung einer Hautprobeexcision mittels Tuberkulosekultur: kulturell Nachweis von Mykobakterien

  • Molekularbiologie: in der Gensonde Mycobacterium marinum

Diskussion: Bei zunächst dringendem Verdacht auf einen spezifischen pulmonalen Prozess durch die Bildgebung erfolgte die weitere pneumologische Diagnostik ohne Beweis einer Lungentuberkulose. Die vorhandene Hauteffloreszenz zusammen mit der Berufsanamnese und der spezifischen Histologie der Hautbiopsie ließen uns differenzialdiagnostisch auch an eine atypische Mykobakteriose der Haut denken.

In diesen Fällen ist eine zusätzliche mikrobiologische Untersuchung des Hautbioptates unbedingt erforderlich. Nach Eingang der mikrobiologischen Ergebnisse leiteten wir eine Therapie mit Clarithromycin, Rifabutin und Ethambutol ein. Diese erbrachte nach 6-monatiger Behandlung eine vollständige Regredienz der Hauteffloreszenz.