Pneumologie 2009; 63 - A24
DOI: 10.1055/s-2009-1242174

Differenzialdiagnostik pulmonaler maligner „klein-rund-und-blauzelliger“ Tumore – Ist jedes kleinzellige Karzinom ein SCLC?

N Waldburg 1, S Hege 2, J Knolle 2, J Schreiber 1
  • 1Otto von Guericke Universität Magdeburg, Fachbereich Pneumologie, Magdeburg
  • 2Städtisches Klinikum Dessau, Institut für Pathologie, Dessau

Einleitung: Der Terminus „klein-rund-und blauzelliger Tumor“ basiert auf dem histologischen phänotypischen Erscheinungsbild (H&E-Färbung) von Tumorzellen. Meist handelt es sich dabei um kleinzellige Karzinome. Das differenzialdiagnostische Spektrum dieser Tumore ist jedoch breit. Hierzu zählen neben dem kleinzelligen Bronchialkarzinom (SCLC) vor allem Lymphome, Sarkome u.v.a.

Methoden: Wir untersuchten retrospektiv 155 konsekutive Fälle von primär pulmonalen Malignomen, bei denen auf Grundlage lichtmikroskopischer Untersuchungen (H&E) ein „klein-rund-und-blauzelliger“ maligner Tumor diagnostiziert wurde. Auf Grundlage der zusätzlichen Immunhistochemie wurden die endgültigen Diagnosen verifiziert. Auf dieser Grundlage wurde ein „pathway“ zur sicheren und kosteneffizienten Stufendiagnostik erarbeitet.

Ergebnisse: Das Spektrum der „klein-rund-und blauzelligen“ malignen Tumore umfasste 135 (87%) Patienten mit einem kleinzelligen Bronchialkarzinom (SCLC). Bei 13 Patienten (8,4%) wurde ein malignes Lymphom, bei 5 Patienten (3,3%) ein Sarkom und zwei sonstige Diagnosen diagnostiziert. Somit waren 13% der „klein-rund-und blauzelligen Tumore der Lunge keine kleinzelligen Karzinome.

Diskussion: Auch bei lichtmikroskopisch eindeutiger kleinzelliger Tumormorphologie und passenden klinischen Befunden birgt der Verzicht auf ergänzende immunhistochemische Färbungen ein hohes Risiko (13%) an Fehldiagnosen. Die daraus resultierenden Therapieentscheidungen können fatale Folgen bezüglich Morbidität und Mortalität nach sich ziehen.