Pneumologie 2009; 63 - A25
DOI: 10.1055/s-2009-1242175

Erhöhte Inzidenz von malignen Hodentumoren bei Patienten mit Mukoviszidose?

D Wieczorek 1, N Waldburg 1, G Guenther 1, J Schreiber 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fachbereich Pneumologie Innere Medizin und Pädiatrie

Maligne Keimzelltumoren sind zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr die häufigste maligne Erkrankung des Mannes. Die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung beträgt ca. 5 pro 100000 männliche Einwohner. Neben einer angeborenen Eigenschaft des Keimepithels maligne Tumoren zu entwickeln, fördern multiple Faktoren die Entartung des Keimepithels. Auch Infertilität gilt als Risikofaktor. Im Folgenden sollen 2 unserer 19 männlichen Patienten vorgestellt werden, die an malignen Hodentumoren erkrankten. Patient 1 ist Jahrgang 1975, Erstdiagnose CF durch Screening, chronische pulmonale Pseudomonasbesiedlung. 1997 wurde die Diagnose eines Hodenmischtumors, Stadium 1a nach Lugano gestellt. 2004 zeigte sich bei diesem Patienten dann ein Zweittumor, histologisch ein Seminom des linken Hodens, Stadium 1a nach Lugano. Nach 20 Monaten stellte sich im Staging eine retroperitoneale Metastase dar. Nach OP, Chemotherapie und Radiatio ist der Patient bis zum aktuellen Zeitpunkt bildmorphologisch und unter regelmäßiger Tumormarkerkontrolle metastasenfrei. Patient 2, geb. 1983, Erstdiagnose CF durch Screening. Auch bei diesem Patienten bestand eine chronische Pseudomonasbesiedlung seit 2003 mit klinisch stabilem Verlauf. 2007 erfolgte die stationäre Aufnahme bei Exacerbation der Mukoviszidose. Nach Antibiotikatherapie waren die Infiltrate rückläufig, es demaskierten sich jedoch multiple intrapulmonale Filiae. Die ausführliche Diagnostik ergab ein embryonales Karzinom mit pulmonaler, hepatischer und retroperitonealer Metastasierung. Damit ergab sich ein Tumorstadium IIIc nach Lugano mit schlechter Prognose. Nach 6 Zyklen Chemotherapie waren keine Filiae mehr nachweisbar, die Tumormarker im Normbereich. Der Patient entwickelte jedoch unmittelbar nach dem letzten Zyklus eine schwere beidseitige Pneumonie und verstarb im weiteren komplizierten Verlauf. Zusammenfassend erscheint die Hodentumorinzidenz mit 10,5% bei unseren CF-Patienten in Vergleich zu 0,4% in der gesunden männlichen Bevölkerung deutlich erhöht. Untersuchungen an größeren Patientenkollektiven sind erforderlich, aber im Rahmen der üblichen statistischen Berechnungen ist von einer deutlich erhöhten Inzidenz auszugehen. Als Konsequenz aus diesen beiden Fällen bestimmen wir einmal jährlich AFP und ß-HCG im Serum. Die Patienten werden in der Selbstuntersuchung geschult und bei Auffälligkeiten sonografisch kontrolliert.