Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2015; 43(04): 239-247
DOI: 10.15654/TPK-140743
Originalartikel
Schattauer GmbH

Nachweis und Charakterisierung von Schlangenarenaviren bei lebenden Boas und Pythons in einem deutschen Zoo

Article in several languages: deutsch | English
T. Aqrawi
1   Fachgebiet für Umwelt und Tierhygiene, Universität Hohenheim, Stuttgart
,
A. C. Stöhr
1   Fachgebiet für Umwelt und Tierhygiene, Universität Hohenheim, Stuttgart
,
T. Knauf-Witzens
2   Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten, Stuttgart
,
A. Krengel
2   Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten, Stuttgart
,
K. O. Heckers
3   Laboklin GmbH & Co KG, Labor für klinische Diagnostik, Bad Kissingen
,
R. E. Marschang
3   Laboklin GmbH & Co KG, Labor für klinische Diagnostik, Bad Kissingen
› Author Affiliations
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Publication History

received Eingangen: 14 August 2014

accepted Akzeptiert nach Revision: 10 June 2014

Publication Date:
08 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel

Neue schlangenspezifische Arenaviren wurden vor kurzem bei Boas und Pythons mit der Einschlusskörperchenkrankheit (inclusion body disease, IBD) beschrieben. Ziel der Studie war, arenavirale RNA bei lebenden Schlangen nachzuweisen und festzustellen, ob Virus immer mit IBD bei den infizierten Schlangen assoziiert war. Proben für den Virusnachweis bei lebenden Tieren wurden verglichen. Ferner erfolgte ein Vergleich der nachgewiesenen Viren zur Feststellung ihrer genetischen Variabilität.

Material und Methoden

Von 28 Boas und Pythons wurden ösophageale Tupfer sowie Vollblut mittels RT-PCR auf arenavirale RNA und Blutausstriche auf Einschlüsse untersucht. Innere Organe von Tieren, die während der Studie starben oder euthanisiert wurden, unterlagen ebenfalls einer Untersuchung auf arenavirale RNA sowie auf Einschlusskörperchen. Alle PCR-Produkte wurden sequenziert und genomische Sequenzen phylogenetisch analysiert.

Ergebnisse

Arenaviren ließen sich bei neun lebenden Tieren sowie bei zwei Tieren nach der Sektion nachweisen. Die fünf detektierten neuen Arenaviren wurden “Boa Arenavirus Deutschland (Boa Av DE) Nummer 1–4” bzw. „Python Av DE1” genannte. Die Sequenzanalyse zeigte deutliche Ähnlichkeiten mit dem entsprechenden Abschnitt bei neu identifizierten Schlangenarenaviren.

Schlussfolgerungen

Ösophageale Tupfer wie auch Vollblut können zum Nachweis von Arenaviren bei Schlangen eingesetzt werden. In den meisten Fällen korrelierte die Arenavirusinfektion mit dem Nachweis von Einschlüssen in den Organen. Es gab Hinweise darauf, dass in Einzelfällen arenavirusinfizierte Tiere wieder virusfrei werden können, ohne an IBD zu erkranken. Dies ist der erste Nachweis von Arenaviren bei lebenden Schlangen.

Klinische Relevanz

Der Arenavirusnachweis bei lebenden Schlangen hat Bedeutung für die Diagnose, Prävention und Quarantäne. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Theorie, dass Arenaviren IBD verursachen, zeigen aber, dass infizierte Tiere Arenavirusinfektionen eventuell überstehen, ohne IBD zu entwickeln.