Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2016; 44(03): 149-157
DOI: 10.15654/TPK-150590
Originalartikel
Schattauer GmbH

Prävalenz und Risikofaktoren der felinen Hyperthyreose in einer Klinik population in Süddeutschland

Article in several languages: deutsch | English
Ines Köhler
1   Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Bianca Desiree Ballhausen
2   Tierärztliche Fachklinik Haar
,
Christian Stockhaus
2   Tierärztliche Fachklinik Haar
,
Katrin Hartmann
1   Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Astrid Wehner
1   Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations
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Publication History

Received: 14 July 2015

Accepted after major revision: 19 February 2015

Publication Date:
18 December 2017 (online)

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Zusammenfassung

Ziel: Die feline Hyperthyreose ist eine häufige Endokrinopathie bei älte ren Katzen. In früheren Studien wurden unausgewogene Ernährung, Schilddrüsen-Disruptoren, hohes Alter sowie fehlende Reinrassigkeit als Risikofaktoren diskutiert, ein endgültiger Auslöser bleibt jedoch unbekannt. Die Ziele dieser prospektiven Studie waren a) die Berech nung der Klinikprävalenz in einer Katzenpopulation in Süddeutschland, b) die Feststellung, wie häufig die Diagnose nach dem klini schem Verdacht bestätigt wurde und c) die Auswertung mutmaßlicher in- und extrinsischer Risikofaktoren anhand des Signalements der Katzen und eines Fragebogens. Methoden: Gesamt-Thyroxin (T4) wurde im Serum von 495 Katzen ≥ 8 Jahre gemessen und die Prävalenz mit einem 95%-Konfidenzintervall (95%-KI) berechnet. Abhängigkeiten zwischen Signalement und Hyperthyreose wurden durch den Student-T-Test, Chi-Square-Test und den Mann-Whitney U-Test analysiert. Das Signifikanzniveau lag bei 0,05. Zur Ermittlung extrinsischer Risikofaktoren diente ein logistisches Regressionsmodell. Ergebnisse: Bei 61 Katzen wurde eine Hyperthyreose diagnostiziert, was eine Prävalenz von 12,3% ergibt (95%-KI: 9,7–15,5). Ältere (p < 0,001) weibliche Katzen (p = 0,019; Odds Ratio 1,9) waren signifikant häufiger betroffen. Hauskatzen (Europäisch Kurz- und Langhaarkatzen) erkrankten häufiger als Rassekatzen (p = 0,016). Bei 164 Katzen wurde die Verdachtsdiagnose Hyperthyreose gestellt und in 20,1% (33/164) der Fälle verifiziert. In 2,4% (12/495) der Fälle war die erhöhte T4-Konzentration ein Zufallsbefund. Hyperthyreote Katzen wurden häufiger mit Nassfutter aus Aluminiumschalen (p < 0,013) gefüttert als nichthyperthyreote Katzen. Schlussfolgerung und klinische Re levanz: Ältere, weibliche Hauskatzen sind prädisponiert, an einer Schilddrüsenüberfunktion zu erkranken. Die Diagnose lässt sich häufig nach initialem klinischem Verdacht stellen, woraus in der Studienpopulation eine Prävalenz von 12,3% resultierte. Rückstände aus Aluminiumschalen oder das Nassfutter selbst scheinen eine Rolle in der Ätiopathogenese zu spielen.