Gut und Böse – so klar abtrennbar wie sie sprachlich sind, scheint ihre Bedeutung
nicht zu sein. Vielmehr ist es eine Frage der Wahrnehmung und der Ansicht, was
und wer wann als Gut und Böse beurteilt oder wahrgenommen wird. Alexander
Solschenizyn, Überlebender des Gulags und russischer Nobel-Preisträger der
Literatur, fasst dies zusammen: „Die Linie, die Gute und Böse trennt, verläuft
nicht zwischen Klassen und nicht zwischen Parteien, sondern quer durch jedes
Menschenherz. Diese Linie ist beweglich, sie schwankt im Laufe der Jahre. Selbst
in einem vom Bösen besetzten Herzen hält sich ein Brückenkopf des Guten, selbst
im gütigsten Herzen – ein uneinnehmbarer Schlupfwinkel des Bösen.“