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CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(03): 225
DOI: 10.1055/a-0575-1387
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adhäsionen durch Fehlprogrammierung von Stammzellen?

Rudy Leon De Wilde
,
Lasse Leicher
,
Luz Angela Torres-de la Roche
,
Cristina Cezar
,
Augustinus Bader
Further Information

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Dr. med. Rudy Leon De Wilde
Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie
Universitätsklinik für Gynäkologie
Pius-Hospital Oldenburg
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Georgstraße 12
26121 Oldenburg

Publication History

Publication Date:
21 March 2018 (online)

 

Formieren sich Adhäsionen aufgrund von falscher Programmierung von Stammzellen?


Einführung

Trotz der jüngsten Fortschritte in minimalinvasiven Techniken und prophylaktischen Mitteln bleiben postoperative adhäsionsbedingte Komplikationen wie Subfertilität, Dyspareunie, chronischer Schmerz und Darmverschluss die häufigsten Folgeerscheinungen einer abdominellen Operation. Bis zu 90% der Patienten entwickeln nach der Operation Adhäsionen in einem unvorhersehbaren Grad [1]. Daher sind weitere Strategien zur Adhäsionsminderung notwendig, um diese iatrogen induzierte Belastung von Patienten und Krankenversicherungssystemen zu reduzieren und die hohe Rate an adhäsionsbedingten Krankenhauseinweisungen zu minimieren [2].


Physiopathologie

Physiopathologisch gesehen ist die Adhäsionsbildung ein übermäßiger Heilungsprozess mit nachfolgender Vernarbung, der auftritt, wenn die normale Heilung einschließlich Fibrinablagerung nicht durch Fibrinolyse abgeschlossen wird, sodass eine Heilung im Sinne einer Restitutio ad integrum nicht möglich ist [3]. Bei der Erforschung epithelialer Brandwunden ist bekannt, dass die verantwortlichen reparierenden Stammzellen während des Regenerationsprozesses mithilfe ihrer Untereinheit Beta-CR zu den Läsionen wandern. Durch Arzneimittelmodulation dieser Vorläuferzellen konnte bereits eine Heilung ohne Narbenbildung erreicht werden [4].


Experimentelle Studie

Unsere erste Pilotstudie, bei der Biopsien normaler peritonealer Auskleidung und Adhäsionen bei 16 Patienten mit abdominalen Eingriffen ausgewertet wurden, zeigte eine Gesamtpräsenz von CD-90-positiven Stammzellen, wie durch primäre Antikörper gezeigt wurde. Während der epithelialen Wundheilung können diese mesothelialen Stammzellen beeinflusst werden, um ihre normale Heilungsfähigkeit mit Fibroblastendifferenzierung zu erhalten, anstatt gegebenenfalls ihren Phänotyp zu verändern, Proliferation auszulösen und dadurch dauerhafte Adhäsionen zu induzieren [5].


Weitere Schritte

Das Ziel zukünftiger Forschung wird es sein, die potenziell klinisch relevante Adhäsionsbildung nach einem iatrogen induzierten chirurgischen Trauma zu hemmen. Hierbei sollen Gel-inkorporierte, stammzellmodulierende Medikamente zum Einsatz kommen, um die intraabdominellen Wunden abzudecken.



Autorinnen/Autoren

Rudy Leon De Wilde

Zoom

Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Gynäkologie, Pius-Hospital Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Lasse Leicher

Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Gynäkologie, Pius-Hospital Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Luz Angela Torres-de la Roche

Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Gynäkologie, Pius-Hospital Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Cristina Cezar

Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Gynäkologie, Pius-Hospital Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Augustinus Bader

Biomedizinisches und biotechnologisches Zentrum (BBZ) Universität Leipzig

Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Dr. med. Rudy Leon De Wilde
Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie
Universitätsklinik für Gynäkologie
Pius-Hospital Oldenburg
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Georgstraße 12
26121 Oldenburg


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