Der Klinikarzt 2018; 47(03): 84-85
DOI: 10.1055/a-0586-7898
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Update Antikoagulation 2018 – Teil 1

Matthias Leschke
,
Johannes Brachmann
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Publication History

Publication Date:
29 March 2018 (online)

Mit Aspekten der Antikoagulation und der antithrombotischen Therapie werden wir in unserem medizinischen Alltag nahezu pausenlos konfrontiert. Wir müssen bei Patienten mit ACS und KHK eine differenzierte, leitliniengerechte Thrombozytenaggregationshemmung, bei der Lungenembolie und beim Vorhofflimmern, aber auch beim Schlaganfall eine adäquate antithrombotische Therapie vornehmen. Wir erhalten im rasanten Tempo neue Studienergebnisse zu innovativen antithrombotischen Therapiestrategien, neue Leitlinien und müssen diese Strategien und Therapieempfehlungen im klinischen Alltag integrieren. Damit stellt die antithrombotische Therapie eine wachsende und zunehmend komplexe Herausforderung dar, der wir uns mit einer 3-teiligen Serie in dieser und den nächsten beiden klinikarzt-Ausgaben stellen wollen. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserem Klinikarztbeitrag praktische Unterstützung leisten, Sie aber auch für diese Themen begeistern können, indem wir wichtige Meinungsbildner zu einer aktuellen Auswahl an Themen der Antikoagulation, aber auch des PFO-Verschlusses beim Schlaganfall gewonnen haben.

Fabian Stimpfle und Tobias Geisler gehen auf die wichtige Frage, wie und wie lange antikoagulieren bei Thrombose und Lungenembolie, ein. In der Sekundärprävention werden Vitamin-K-Antagonisten zunehmend von den NOAKs verdrängt. Vorteilhafte Eigenschaften der NOAKs im Vergleich zu den Vitamin-K-Antagonisten sind insbesondere das günstigere Sicherheitsprofil bezüglich Blutungsereignisse, aber auch eine weniger variable Pharmakokinetik und der schnelle Wirkungseintritt. Eine besonders spannende Frage ist, inwieweit nach der akuten Phase der antithrombotischen Therapie die Antikoagulation mit einer niedrigdosierten Therapie – mit beispielsweise 10 mg Rivaroxaban oder 2 × 2,5 mg Apixaban – verlängert werden sollte. Die Autoren diskutieren diese aktuellen Fragen zur Antikoagulation bei der Phlebothrombose und Lungenembolie vor dem Hintergrund des individuellen Thrombose- und Blutungsrisikos.

Praktisch wichtig ist die Antikoagulation bzw. Thrombozytenaggregationshemmung beim ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfall. Henning Schwert und Hansjörg Bäzner geben eine vorzügliche Übersicht über die Ätiologie und Therapie des Schlaganfalls insbesondere beim Vorhofflimmern, beantworten, wann mit einer Antikoagulation begonnen werden sollte und stellen das Konzept des „embolischen Schlaganfalls unbekannter Quelle“ (ESUS) vor. Besonders schwierig ist die Frage, wann und ob überhaupt eine Antikoagulation nach hämorrhagischem Schlaganfall wieder begonnen werden sollte. Wir können Ihnen diesen Beitrag nur empfehlen, da er viele kontroverse Themen in diesem Kontext beantwortet.

Vorhofflimmern findet sich bei chronischen Nierenerkrankungen gehäuft. Die chronische Niereninsuffizienz nimmt weltweit zu, bei der sich eine erhöhte Rate von ischämischen Insulten demonstrieren lässt. Eine Antikoagulation ist aber bei niereninsuffizienten Patienten schwierig, darüber hinaus mit einem erhöhten Blutungsrisiko behaftet und bei Hämodialysepatienten besonders umstritten. Marc Dominik Alscher geht auf die aktuellen Strategien zur Antikoagulation bei der Niereninsuffizienz ein und weist speziell darauf hin, dass bei dialysepflichtigen Patienten mit Vorhofflimmern nicht zwingend eine Antikoagulation vorgenommen werden muss.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre von Teil 1 unserer Serie. Vielleicht können Sie unsere Faszination für die Antikoagulation mittragen.