Laryngorhinootologie 2018; 97(08): 520-521
DOI: 10.1055/a-0589-3559
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Andreas Dietz
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Publication Date:
06 August 2018 (online)

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser,

mitten im Sommer freue ich mich, Ihnen die Augustausgabe der LRO präsentieren zu dürfen.

Da es bei Ihnen momentan möglicherweise etwas entspannter, sommerlicher und – falls Sie sich in den Ferien befinden – auch erholsam zugeht, bietet die aktuelle LRO reichlich Lesestoff aus der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde für ein paar ruhige Stunden am Strand oder auf dem Balkon.

Zum Eingang wird eine Publikation mit Titel „Tonsillotomie verursacht weniger indirekte Kosten als Tonsillektomie“ diskutiert [1]. Eine schwedische Arbeitsgruppe untersuchte die Kosten anhand der Daten des National Tonsil Surgery Register (4524 Kinder) und konnte nachweisen, dass bei der Tonsillotomie insbesondere im Vergleich zur Tonsillektomie geringere indirekte Kosten aufgrund weniger Arbeitsausfälle bei den Eltern entstehen. Herr Kollege Dombrowski aus Bochum kommentiert, dass der Wert dieser Arbeit in der Darstellung der indirekten Kosten besteht, die man durchaus auch mit den Eltern besprechen sollte. Allerdings wird dieser Aspekt nicht als neu dargestellt [2].

In einer weiteren Studie wird die Prävention akuter Atemwegsinfekte als wichtige neue Indikation für eine Vitamin-D-Supplementation angesehen [3]. Die in Großbritannien zusammengetragenen metaanalytischen Daten weisen insbesondere bei niedrigen Vitamin-D-Spiegeln darauf hin, dass die Supplementation einen positiven Nutzen haben könnte. Prof. Weckbecker von der Universität Bonn (Allgemeinmedizin) argumentiert, dass die widersprüchlichen Ergebnisse der Metaanalyse dazu genutzt werden sollten, um ausreichend gepowerte Interventionsstudien an klar definierten und für unsere tägliche Praxis relevanten Studienpopulationen zu planen. Die Erkenntnisse der vorliegenden Metaanalyse sollten die tägliche Routine nicht verändern.

Schließlich wird eine Arbeit mit der Frage, unter welchen Bedingungen eine ambulante Tonsillektomie sicher ist, diskutiert [4]. Die Autoren dieser australischen Arbeit resümieren, dass im Prinzip alle elektiven Tonsillektomiepatienten für eine ambulante Tonsillektomie in Betracht kommen können. Kriterien für die Beobachtung über Nacht im Krankenhaus seien Patienten im Alter von 2 Jahren oder weniger sowie eine Tonsillektomie wegen eines Tumors oder eines Peritonsillarabszesses. Herr Prof. Wilhelm, HNO-Kollege aus Borna, führt aus, dass diese Betrachtung kaum dabei hilft, das individuelle Risiko eines Patienten präoperativ abzuschätzen und hieraus sichere Indikationen oder Patientengruppen für eine ambulante Tonsillektomie zu identifizieren. Das Thema ist nicht nur aufgrund der derzeitigen Leitlinie, sondern auch insgesamt aufgrund des Drucks der Kostenträger hochaktuell, sodass sich eine Auseinandersetzung mit dieser Arbeit lohnt.

In der Rubrik „Sehen und Verstehen“ bekommen wir eine interessante Darstellung der akuten Kehlkopfentzündung – eines vermeintlich banalen Krankheitsbildes – von Prof. Tadeus Nawka, Berlin [5]. Eine interessante Übersichtsarbeit der Autoren Voß et al. aus Bonn setzt sich mit der Prävention von Infektionen der oberen Atemwege auseinander [6]. Die Arbeit adressiert systematisch den Mehrwert von Nahrungsergänzungsmitteln, physikalischen Maßnahmen und Impfungen. Dabei erweisen sich die regelmäßige Händedesinfektion sowie das Tragen von Handschuhen und Gesichtsmasken als die effektivsten physikalischen Maßnahmen, insbesondere auch hinsichtlich der Kosten. Der Hinweis auf die im asiatischen Raum üblichen Gesichtsmasken könnte auch hierzulande relevant werden.

Die erste Originalarbeit des Heftes kommt aus Göttingen von Frau Professor Kiese-Himmel zum Thema „Vorhersage von modalitätsspezifischen Arbeitsgedächtnis-leistungen im Kindergartenalter“ [7]. Eine weitere Originalarbeit von Frau Schneider und Kollegen aus Jena beschäftigt sich mit der erhöhten körperlichen Belastung und der damit einhergehenden Verschlechterung der Wahrnehmungsschwelle kurzer H2S-Impulse [8]. Zusammengefasst wurde der Frage nachgegangen, ob eine akute körperliche Belastung das Riechvermögen verschlechtert. Tatsächlich beeinflusst eine körperliche Belastung die Riechschwelle. Frau Mertens und Kollegen aus Magdeburg beschäftigten sich in der nächsten Arbeit mit der rhinocerebralen Mucormykose [9]. Letztlich wird von den Magdeburger Kollegen interdisziplinär ein sehr eindrucksvoller Fall dargestellt und umfangreich diskutiert. Aufgrund des Extremverlaufs dieses Falles wird geschlussfolgert, dass eine Mucormykose auch bei anscheinend gesunden Personen hoch prowient verlaufen kann. In der Rubrik „interessanter Fall“ wird eine seltene Differenzialdiagnose einseitiger frontotemporaler Cephalgien aus Hannover dargestellt [10].

In der Rubrik „Gutachten und Recht“ setzt sich Albrecht Wienke mit dem Umgang mit suizidalen Patienten im Sinne der Sorgfaltspflicht der Ärzte und des Pflegepersonals auseinander [11]. Schließlich werden in der Rubrik „Facharztwissen HNO“ von den Kollegen aus Halle und Dresden – als Teil 1 – Grundlagen, Diagnostik und Differentialdiagnostik der Otosklerose dargestellt [12]. Den Abschluss bilden die Ausführungen aus dem Lehrbuchklassiker von Eugene Tardy zur Basisimplikation der OP-Technik Rhinoplastik [13].

Abschließend bleibt mir, Ihnen noch eine wunderbare Sommerzeit zu wünschen und viel Lesevergnügen mit der aktuellen Ausgabe der LRO.

Ihr Univ.-Professor Dr. med. Andreas Dietz
Schriftleitung