Z Orthop Unfall 2018; 156(05): 533-540
DOI: 10.1055/a-0591-6712
Übersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rehabilitation nach traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule

Rehabilitation after Traumatic Fracture of Thoracic and Lumbar Spine
Hartmut Bork
1   Reha-Zentrum am St. Josef-Stift, St. Josef-Stift Sendenhorst
,
Stefan Simmel
2   BG Rehabilitation, BG Unfallklinik Murnau
,
Eckhardt Böhle
3   ZVK, Deutscher Verband für Physiotherapie e.V, Köln
,
Ulrich Ernst
4   Rehabilitationszentrum, BG Unfallklinik Murnau
,
Klaus Fischer
5   Klinik für Physikalische und Rehabilitative Medizin, BG Klinikum Bergmannstrost Halle
,
Bernd Fromm
6   REHA-Klinik Sigmund Weil GmbH, Bad Schönborn
,
Jean-Jacques Glaesener
7   Zentrum für Rehabilitation, BG Klinikum Hamburg
,
Bernhard Greitemann
8   Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde
,
P. Krause
9   Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V., Karlsbad-Ittersbach
,
S. Panning
8   Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde
,
V. Pullwitt
9   Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V., Karlsbad-Ittersbach
,
J. Schmidt
10   Reha Assist Deutschland GmbH, Arnsberg
,
Andreas Veihelmann
11   Department Wirbelsäule, Sportklinik Stuttgart
,
Lutz Vogt
12   Institut für Sportwissenschaften, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt
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Publication History

Publication Date:
18 May 2018 (online)

Zusammenfassung

Die Übersichtsarbeit gibt auf der Grundlage der überarbeiteten S2k-Leitlinie Rehabilitation nach traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule ohne neurologische Ausfälle einen aktuellen Überblick über eine zielgerichtete Rehabilitation von Patienten mit stabilen bzw. operativ stabil versorgten traumatischen Frakturen an der Brust- und Lendenwirbelsäule. Um eine schnelle soziale und berufliche Wiedereingliederung zu erzielen, soll die Rehabilitation unter Berücksichtigung der Kriterien für eine ambulante/stationäre Rehabilitation hierbei so früh wie möglich eingeleitet werden. Die Rehabilitations- und Therapieziele sollten sich am biopsychosozialen ICF-Modell der WHO orientieren und müssen vom Team mit dem Patienten abgestimmt werden. Übergeordnetes Rehabilitationsziel ist die Besserung der funktionalen Gesundheit und Wiederherstellung der ursprünglichen Teilhabefähigkeiten. Aufgrund des individuellen Behandlungsfortschrittes können sich Zielsetzungen während der Rehabilitation auch verändern. Schmerztherapeutische Interventionen haben sich an den jeweiligen individuellen Bedürfnissen zu orientieren. Sie sollten multimodal ausgerichtet sein, wobei psychische Kontextfaktoren (Depressivität, Angst, beruflicher Disstress, passives Schmerzverhalten sowie schmerzbezogene Kognitionen, posttraumatische Belastungsstörung) im Rahmen der Rehabilitation frühzeitig erfasst und durch psychologisch fundierte bzw. psychotherapeutische Interventionen behandelt werden sollten, da sie zu einer Chronifizierung von Schmerzen beitragen. Der Einsatz einer frühen funktionell-bewegungsorientierten Therapie wird in der Leitlinie positiv bewertet. Bewegungstherapie wird in der Krankengymnastik, Sporttherapie und einigen Verfahren der Ergotherapie angewandt. Ziel ist u. a. auch die Vermittlung gesundheitsorientierter Verhaltensweisen. Eine orthetische Versorgung von Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule ist bei stabilen Situationen gemäß der Leitlinie i. d. R. nicht notwendig. Um den Behandlungserfolg einer Rehabilitation zu sichern, ist es sinnvoll, bereits während der rehabilitativen Phase Weichen für die weitere Nachbehandlung zu stellen und vor allem erwerbstätige Patienten in gezielte ambulante Nachsorgeprogramme zu vermitteln.

Abstract

On the basis of the S2-k guideline “Rehabilitation after traumatic fractures of the thoracic und lumbar spine without neurologic disorder”, this article gives an overview of target-oriented rehabilitation of patients with minor fractures or those with column stability and unstable spinal fractures which are stabilised by surgery. To obtain early social and job related reintegration, outpatient or inpatient rehabilitation has to start immediately after treatment in hospital. Rehabilitation must be orientated towards the biopsychosocial model of ICF and has to be adapted for the patient. The overall goal of rehabilitation is functional restoration of patient health to enable participation in society, life and job. Individual goals may change during rehabilitation, because of differential progress in therapy. Pain management must be orientated towards individual requirements and mental health has to be tested early, especially in polytrauma patients. Disorders have to be treated by psychotherapy, because psychic stress supports chronification of pain. Generally early exercise and physiotherapy are recommended in the guideline, with patient education for health-seeking behavior. Otherwise an orthesis device is not really necessary for treatment of a stable fracture. To improve the outcome of rehabilitation aftercare, treatment has to be arranged during rehabilitation, especially for employed patients.