Rund 3 Mio. Menschen in Deutschland sind im Alter über 65 Lebensjahre und haben einen
Diabetes mellitus. Die Diabetesprävalenz betrug im Jahr 2010 in der Altersgruppe ab
80 Jahre bei Frauen 34 % und bei Männern 32 %. Die Aussagen der Praxisempfehlungen
richten sich vorwiegend an die Mehrheit der älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes und
können nur einen Teil der Besonderheiten des alten Menschen mit Diabetes wiedergeben.
Themen wie Typ-1-Diabetes im Alter, End of Life, Schnittstellenmanagement oder Ethik
sind in der kompletten S2k-Leitlinie behandelt.
Der geriatrische Patient ist definiert durch Multimorbidität und ein höheres Lebensalter.
Alterstypische Funktionseinschränkungen und eine hohe Vulnerabilität erzeugen besonderen
Handlungsbedarf, der über die Blutglukoseeinstellung und das Management kardiovaskulärer
Risikofaktoren oder diabetestypischer Komplikationen hinausgeht. Für eine differenzierte
Therapieplanung sollten ältere Patienten in funktionelle Gruppen eingeteilt werden
([Tab. 1])
Tab. 1
Einteilung in funktionelle Gruppen.
Patientengruppe
Patientenbeschreibung
funktionell unabhängig
ältere Menschen mit Diabetes mellitus und gutem funktionellem Status. Patienten mit
geringer Komorbidität, allenfalls geringer kognitiver Einschränkung und guten Kompensationsmöglichkeiten
funktionell leicht abhängig
ältere Menschen mit Diabetes mellitus und eingeschränktem funktionellem Status. Patienten
mit Multimorbidität, funktionellen und kognitiven Einschränkungen sowie geriatrischen
Syndromen
funktionell stark abhängig
ältere Menschen mit Diabetes mellitus und extrem eingeschränktem funktionellem Status
oder terminal erkrankte Menschen. Patienten mit Multimorbidität, geriatrischen Symptomen,
ausgeprägten funktionellen und kognitiven Einschränkungen und Vorliegen von Erkrankungen
mit limitierter Lebensprognose, z. B. terminale Herz-, Nieren- oder maligne Erkrankungen
End of Life
Menschen, die sich in der unmittelbaren Sterbephase befinden.
Zur Feststellung der Ressourcen und Defizite (Einteilung in funktionelle Gruppen)
soll ein geriatrisches Assessment durchgeführt werden (Praxistool 1, siehe Anhang).