Der Klinikarzt 2018; 47(05): 192-197
DOI: 10.1055/a-0608-6970
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Präoperative Evaluation

Konzepte und Neuerungen aus den überarbeiteten Leitlinien
Roland Tomasi
Klinik für Anaesthesiologie, Klinikum der Universität München, München
,
Bernhard Zwißler
Klinik für Anaesthesiologie, Klinikum der Universität München, München
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Publication Date:
23 May 2018 (online)

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Zusammenfassung

Für die präoperative Evaluation sind die Erhebung der Anamnese und die körperliche Untersuchung essenziell. Technische Voruntersuchungen können die Evaluation ergänzen. Die gemeinsamen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaften für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Chirurgie und Innere Medizin aus dem Jahre 2010 zur präoperativen Evaluation erwachsener Patienten vor elektiven, nicht kardiochirurgischen und nicht lungenresezierenden Eingriffen wurden 2017 aktualisiert. Diese Empfehlungen beinhalten folgende Neuerungen: Die sorgfältige Anamnese wird um die Erfassung des Ernährungsstatus ergänzt. Große offene und laparoskopische intraabdominelle Eingriffe zählen aktuell zu den Hochrisiko-Operationen. Neben dem Revised Cardiac Risk Index nach Lee wird zur Abschätzung des kardialen Risikos auch der Myocardial Infarction and Cardiac Arrest Score empfohlen. Für die Abschätzung der präoperativen Prognose sollen neben der Ermittlung der körperlichen Belastbarkeit noch zusätzlich die Begleiterkrankungen, der funktionelle Status, das Ausmaß von Frailty (“Gebrechlichkeit”) und das Risiko der Operation mit einbezogen werden. Es werden 2 Scoring-Systeme für die Evaluierung des pulmonalen Risikos vorgestellt. Bei geplanten und verschiebbaren Eingriffen mit einem relevanten Blutungsrisiko (>10 %) soll präoperativ zum Ausschluss einer ggf. behandelbaren Anämie die Hämoglobinkonzentration ermittelt werden. Bei Patienten mit symptomatischen pulmonalen Erkrankungen und großen Oberbaucheingriffen besteht die Indikation zur Durchführung einer Lungenfunktionsdiagnostik. Deutlich häufiger sollte zukünftig die Indikation für eine Sonografie der Halsgefäße gestellt werden.