Pneumologie 2018; 72(09): 616
DOI: 10.1055/a-0644-8131
Pneumo-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auch bei Bronchiektasien gibt es einen Typ mit häufigen Exazerbationen

Chalmers JD. et al.
Characterization of the “Frequent Exacerbator Phenotype” in Bronchiectasis.

Am J Respir Crit Care Med 2018;
197: 1410-1420
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Publication Date:
30 August 2018 (online)

 

Exazerbationen begleiten die Entwicklung von Bronchiektasien, aber klinische Prädiktoren und Verläufe von Patienten mit häufigen Exazerbationen wurden bislang kaum untersucht. James D. Chalmers vom schottischen Atemwegsforschungszentrum der Universität Dundee und Koautoren führten deshalb eine Studie an 10 Zentren in Europa und Israel durch, um den Phänotyp von Bonchiektasien mit häufigen Exazerbationen zu charakterisieren.


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Für die Studie konnten 2596 Patienten mit europäischer Herkunft in einem medianen Alter von 67 Jahren rekrutiert werden. 38,9 % waren Männer, 61,9 % hatten nie geraucht. Am häufigsten war die Ätiologie der Bronchiektasien in 42 % der Fälle als idiopathisch eingestuft worden. Weitere häufigere Ätiologien waren Entwicklung nach einer Infektion (17 %), im Rahmen einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD, 9 %), im Rahmen eines Asthmas (6 %), eine bindegewebige Ursache (6 %) und eine allergische bronchopumonale Aspergillose (5 %). Nach Ausschluss der Patienten, für die keine ausreichenden Angaben zur Exazerbationshäufigkeit vor Studienbeginn vorlagen, blieben 2572 Patienten für die weiteren Auswertungen über einen 5-Jahres-Zeitraum hinweg übrig.

Ergebnisse

Dabei zeigte sich, dass eine hohe Exazerbationsfrequenz (3 und mehr pro Jahr) der stärkste Prädiktor für die zukünftige Exazerbationsfrequenz war. Das Inzidenzratenverhältnis zukünftiger Exazerbationen lag bei 1,73 bei zuletzt einer Exazerbation pro Jahr, bei 3,14 bei zuvor 2 Exazerbationen pro Jahr und bei 5,97 bei 3 und mehr Exazerbationen pro Jahr vor Studienbeginn. Das im Zeitverlauf konsistente Exazerbationsmuster fand sich in allen Zentren gleichermaßen. Deshalb sehen sich die Autoren in der Annahme bestätigt, dass es sich hier um einen spezifischen Phänotyp bei Bronchiektasien handelt.

Als weitere unabhängige Prädiktoren für zukünftige Exazerbationen identifizierten sie Infektionen mit Hämophilus influenzae und Pseudomonas aeruginosa, die Einsekundenkapazität (FEV1), die radiologische Schwere der Erkrankung und eine komorbide COPD.

Die Lebensqualität der Patienten mit häufigen Exazerbationen war schlechter als bei Patienten mit 2 und weniger Exazerbationen pro Jahr und diese Patienten mussten auch häufig im Beobachtungszeitraum stationär behandelt werden. Die Mortalität innerhalb der 5 Beobachtungsjahre nahm mit zunehmender Häufigkeit der Exazerbation zu.

Fazit

Häufige Exazerbationen charakterisieren einen über die Zeit konstanten Phänotyp bei Bronchiektasien, der mit einer hohen Krankheitslast, einer reduzierten Lebensqualität und einer erhöhten Mortalität einhergeht und der möglicherweise besonders von prophylaktischen Maßnahmen profitieren könnte. Die Autoren weisen aber darauf hin, dass sich hinter diesem Phänotyp unterschiedliche Subgruppen verbergen, beispielsweise mit bestimmten Auslösern oder einer besonderen genetischen Suszeptibilität.

Friederike Klein, München


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