physiopraxis 2018; 16(11/12): 6-9
DOI: 10.1055/a-0656-8511
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Publication Date:
23 November 2018 (online)

1. Therapiegipfel in Berlin – Politische Diskussion für alle

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ABB. 1 v.r.n.l.: Gesundheitsminister Jens Spahn, Dr. Roy Kühne (MdB, CDU), Andreas Pfeiffer (DVE-Vorsitzender), Bettina Müller (MdB, SPD), Andrea Rädlein (Vorsitzende ZVK), Prof. Dr. Axel Ekkenkamp (Ärztevertreter), Ute Repschläger (Vorsitzende SHV und IFK), Florian Rott (Referent Heilmittel, GKV) und Hans Ortmann (stv. Vorsitzender VPT)
Abb.: M. Schiewack
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ABB. 2 Volles Haus: Rund 500 Therapeuten kamen nach Berlin, um am 1. Therapiegipfel teilzunehmen.
Abb.: M. Schiewack

Am 27. September 2018 lud der Spitzenverband der Heilmittelerbringer (SHV) zum 1. Therapiegipfel in Berlin. Grund hierfür war das politisch durchaus aufregende Jahr für Therapeuten in Deutschland. Mit Demonstrationen, Petitionen und Fahrrad-Protest-Tour zeigten die Heilmittelerbringer, dass sie am politischen Geschehen teilnehmen und mitbestimmen wollen.

Rund 500 Therapeuten folgten dem Aufruf des SHV und sorgten für ein volles Haus im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn eröffnete den Gipfel damit, sein Eckpunktepapier zur Verbesserung der Heilmittelversorgung vorzustellen. Anschließend stellte er sich einigen Fragen aus dem Publikum, bevor er die Veranstaltung aus terminlichen Gründen frühzeitig verlassen musste.

Neben Jens Spahn fanden sich die Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne (CDU) und Bettina Müller (SPD) auf dem Podium ein, außerdem Vertreter der Heilmittelverbände wie Andreas Pfeiffer (Vorsitzender DVE), Ute Repschläger (Vorsitzende SHV und IFK), Andrea Rädlein (Vorsitzende ZVK), Hans Ortmann (stv. Vorsitzender VPT) und Jeannette Polster (stv. Vorsitzende ZFD). Weitere Experten auf dem Podium waren Florian Rott (GKV-Spitzenverband, Referent Heilmittel) und Prof. Dr. Axel Ekkenkamp (Vertreter der Ärzteschaft).

Sie alle diskutierten vor allem über die Akademisierung der Heilmittelberufe, die Vor- und Nachteile einer Verkammerung und die prekäre Vergütungssituation. Ergebnisse oder konkrete Ankündigungen gab es an diesem Tag nicht.

Auch die Frage, wie man in der Physiotherapie zukünftig mit Zertifikaten umgehen soll, diskutierte das Plenum rege. Laut Florian Rott hinterfragen die Krankenkassen die Sinnhaftigkeit der Zertifikatspositionen schon länger. Andrea Rädlein, stellvertretende Vorsitzende des SHV, hält es für denkbar, diese in die Ausbildung für Physiotherapeuten zu integrieren. Die Diskussion benötige jedoch noch Zeit, bis entsprechende Ergebnisse verzeichnet werden könnten.

Der 1. Therapiegipfel war ein gelungenes Experiment. Künftig könnte das Podium die Fragen moderieren, anstatt sie wie diesmal offen zu halten. Dadurch wäre es eine sachlichere und effektivere Diskussion. Außerdem sollten die Veranstalter klare Ergebnisse des Gipfels benennen, um ein Fazit zu ziehen.

Michael Schiewack

Eckpunktepapier – Das soll sich für Heilmittelerbringer ändern:

  • Das Schulgeld wird abgeschafft.

  • Die Vergütung wird dauerhaft nicht mehr an die Grundlohnsumme gekoppelt.

  • Die Preise für Leistungen werden bundesweit vereinheitlicht.

  • mehr Verantwortung durch Blankoverordnung für bestimmte Indikationen

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Wer beim 1. Therapiegipfel Ausführungen zum Eckpunktepapier durch Herrn Spahn erwartete, wurde enttäuscht. Er sprach gewohnt selbstbewusst und erläuterte die Eckpunkte seiner Vorschläge. Leider waren diese Erklärungen etwas zu wenig für diesen besonderen Rahmen. Da er sich nach 30 Minuten verabschiedete, kam kaum Dynamik in die Diskussion.


Trotzdem ist es sehr erfreulich, dass dieser Gipfel überhaupt stattgefunden hat. Es kann ein Beginn dafür sein, mehr Therapeuten in berufspolitische Prozesse einzubinden. Sollte es bei zukünftigen Therapiegipfeln gelingen, verbindliche Ergebnisse und Aufträge an die Berufsverbände zu bekommen, kämen wir einem politischen Therapeutenparlament sehr nahe. Dann könnte dieser Gipfel tatsächlich etwas ganz Besonderes gewesen sein.


Michael Schiewack „Therapeuten am Limit“