Dtsch Med Wochenschr 2019; 144(01): 1
DOI: 10.1055/a-0677-3294
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD – ein häufiges Krankheitsbild im klinischen Alltag

COPD – a Common Clinical Condition
Christian Grohé
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Publication Date:
02 January 2019 (online)

Die chronisch obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) gehört weltweit zu den führenden multifaktoriellen Krankheiten. Durch inhalative Noxen, Veränderungen der klimatischen Bedingungen und zunehmende Luftverschmutzung wird die Prävalenz der COPD in den nächsten Jahren weiter steigen. Die Krankheitsentität COPD ist facettenreich und bedarf genauer diagnostischer Zuordnung. Komorbiditäten wie z. B. ischämische Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenarterienembolien stellen Differenzialdiagnosen dar. Pizarro et al. zeigen die Notwendigkeit einer detaillierten differenzialdiagnostischen Überlegung vor Einleitung einer möglichen Therapie auf. Die Komorbiditäten führen zu erheblichen Einschränkungen des Patienten im klinischen Alltag und zum Bedarf einer spezifischen Therapie der zusätzlichen Krankheiten. Das hohe chronisch-inflammatorische Potenzial in der COPD-Pathogenese führt zu möglichen Wechselwirkungen in der Atherosklerose-Entstehung, daher ist es notwendig, Krankheitsprozesse mit hoher Entzündungslast zu behandeln. Die differenzialdiagnostischen Überlegungen sollten für die individuelle Therapie der COPD regelmäßig vor Therapie-Einleitung, während der Therapie und bei akuter Exazerbation betrachtet werden. Der Beitrag von Leo et al. geht auf den Formenkreis der akuten Exazerbation der COPD ein. Hier finden sich eine Vielzahl verschiedener, klinisch relevanter Symptome. Neben der klassischen infektgetriggerten akuten Exazerbation, wie z. B. einer akuten eitrigen Bronchitis, gibt es zudem Exazerbationsvarianten mit beispielsweise bronchiektatischen Beschwerdebildern. Diese differenzialdiagnostischen Überlegungen sollten gewürdigt werden. Eine spezifische und ggf. kalkulierte antimikrobielle Therapie ist ebenso wichtig wie eine optimale Mukolyse und eine effektive Bildgebung – ggf. in Ergänzung mit einer Schnittbildgebung vor Einleitung einer Therapie. Akute Exazerbationen führen zur erheblichen Verschlechterung der Gesamtprognose der Patienten, daher sollte eine optimale Therapieauswahl der inhalativen Medikamente erfolgen. Die stationäre Aufnahme ist ebenso wie die Notfallversorgung ein Indiz für eine instabile COPD. Die effektive Stufentherapie der COPD ist durch die inhalative Therapieoption größtenteils abgedeckt. Ein konsequenter Einsatz von LAMA/LABA – und bei akuter Exazerbation ggf. von einem inhalativen Kortikosteroid für eine kurze Zeit – ist zielführend. Die Arbeit von Watz et al. beschäftigt sich mit der praxisorientierten Stufentherapie der COPD. Hier ist bedeutsam, dass in regelmäßigen Abständen mögliche Faktoren der Langzeitprognose der COPD, wie z. B. die Vermeidung von Infektexazerbationen in die Behandlung mit einbezogen werden müssen, beispielsweise stehen Impfungen im Vordergrund. Zuletzt ist es wichtig, dass die, neben der COPD, weitere große Krankheitsentität Asthma bronchiale in der Differenzialdiagnose und Therapie mit betrachtet werden muss. Als möglicher Parameter sind Bluteosinophile und das Gesamt-IgE in die Differenzialdiagnose der COPD mit einzubeziehen. Eine Überlappung zwischen COPD und Asthma sollte zur entsprechenden Diagnostik führen, um einen regelmäßigen Gebrauch von Kortikosteroiden zu vermeiden.