Mit Wirkung zum 01. 01. 2017 hat die Deutsche Dermatologische Akademie (DDA) die Einführung
eines Zertifikates „Psoriasis“ beschlossen. Hintergrund dieser Einführung ist die
Erkenntnis, dass Psoriasis als eine der häufigsten Hauterkrankungen in Deutschland
zwar überwiegend in dermatologischer Versorgung ist, das ganze Spektrum der leitliniengerechten
Therapie jedoch nur von einem kleineren Teil der Dermatologen wahrgenommen wird. Auch
ist die Dynamik der Entwicklung des Arzneimittelmarktes der Arzneimittelversorgung
bei Psoriasis so groß, dass ein Großteil der in der Aus- und Weiterbildung erworbenen
Kenntnisse über die Arzneimittel nicht mehr ausreichen.
Vor diesem Hintergrund hat die DDA in Benehmen mit DDG und BVDD beschlossen, Prof.
Dr. Augustin und Dr. Maaßen mit der Konzeption eines Fortbildungs-Curriculums für
das Zertifikat „Psoriasis“ zu beauftragen. Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit
mit den Psoriasisnetzen und dem Netzwerksprecher-Kreis. Zielsetzung des Curriculums
ist es, dem Einsteiger in die Therapie und Versorgung der Psoriasis die ganze Breite
der notwendigen Kenntnisse zu vermitteln und dabei sowohl auf bewährte Therapien als
auch auf die Innovationen in der gebührenden Ausführlichkeit einzugehen.
Entwicklung eines Curriculums
Entwicklung eines Curriculums
In Abstimmung mit den Delegierten der regionalen Psoriasisnetze (PsoNet) in der nationalen
Versorgungskonferenz Psoriasis wurde ein Curriculum erstellt, das sowohl die Grundlagen
der Diagnostik als auch der Therapie und des Managements der Erkrankung in allen Facetten
praxisnah beleuchtet. Damit geht diese Curriculum-Arbeit über die Inhalte der Leitlinien
weit hinaus. Insbesondere die S3-Leitlinie stellt lediglich eine Beschreibung der
Induktionstherapie der chronischen Plaque-Psoriasis dar, nicht aber die Langzeittherapie
und nicht die weiteren Sonderformen der Psoriasis.
Modalitäten des Curriculums
Modalitäten des Curriculums
Das DDA-Zertifikat „Psoriasis“ bescheinigt umfassende Spezialkenntnisse in der Diagnostik
und Therapie der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis, die über den allgemeinen hautfachärztlichen
Standard hinausgehen. Da sich auf dem Gebiet der Psoriasis stetig Neuerungen ergeben,
die den Erwerb von neuem Wissen erfordern, wird die Gültigkeitsdauer des Zertifikates
auf 5 Jahre beschränkt. Danach muss das Zertifikat verlängert werden.
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Der/Die Antragsteller/-in muss die Teilnahme an einem Curriculum „Psoriasis” nachweisen
([Tab. 1]). Das Curriculum ist aufgeteilt in 16 Fortbildungseinheiten zu 45 min. Im Rahmen
des Curriculums werden systematisch umfassende Kenntnisse zur Diagnostik und Therapie
der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis vermittelt ([Tab. 1]). Das Curriculum kann „en bloc“ oder in beliebigen Teilen erworben werden. Die 16
Fortbildungspunkte des Curriculums können nicht auf die unter Punkt 2 geforderten
Fortbildungspunkte angerechnet werden.
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Der Nachweis von 8 weiteren Fortbildungspunkten auf dem Gebiet „Psoriasis“ innerhalb
der letzten 36 Monate vor Beantragung des Zertifikates. Die Fortbildungspunkte sind
durch Kopien der Fortbildungszertifikate nachzuweisen und die Fortbildungen auf der
Anlage 1 einzutragen. Sofern die Fortbildungen auf Kongressen besucht wurden, bei
denen pauschal eine Tagesteilnahme bestätigt wurde, ist von dem/der Antragsteller/-in
anhand des Programms der Umfang der besuchten Psoriasis-Fortbildungen nachzuweisen.
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Der/Die Antragsteller/-in muss eine Erklärung unterzeichnen, in der er/sie bestätigt,
dass er/sie umfangreiche Erfahrungen in der leitliniengerechten Therapie der Psoriasis
besitzt, insbesondere mit allen Formen der systemischen Psoriasistherapie (inkl. Biologika)
(Anlage 2). Diese Erfahrung wird auch durch aktive Teilnahme am Deutschen Psoriasisregister
PsoBest belegt.
Tab. 1
Curriculum des DDA-Zertifikates „Psoriasis“.
Curriculum Psoriasis
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1.
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Grundlagen der Psoriasis
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Geschichte
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Epidemiologie
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Genetik
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45 Min.
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Pathophysiologie der Psoriasis
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2.
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Klinik und Differenzialdiagnosen der Psoriasis
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Plaque-Psoriasis
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Atypische Formen
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Minimalformen
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Nagelpsoriasis
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Pustulöse Psoriasis
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Psoriasis cum pustulatione
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Generalisierte pustulöse Psoriasis
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Akropustulosen (palmoplantare Pustulose, Acrodermatitis continua)
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45 Min.
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3.
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Scoring-Verfahren und Therapieziele
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45 Min.
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4.
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Psoriasis-Arthritis
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Klinik
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Differenzialdiagnose
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Frühdiagnostik
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45 Min.
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5./6.
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Komorbidität, Screeningverfahren und Management
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Adipositas, metabolisches Syndrom
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Kardiovaskuläre Erkrankungen
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Autoimmunerkrankungen
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Nikotin- und Alkohol-Abusus
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Augenbeteiligung
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Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Screening
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Management der Psoriasis
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90 Min.
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7.
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Psychologische und psychiatrische Aspekte
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Leidensdruck und Lebensqualität
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Suchtverhalten
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Sexualität bei Psoriasis
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Depression (inkl. Früherkennung)
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Weitere psychische Erkrankungen
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45 Min.
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8.
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PsoBest
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45 Min.
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9.
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Topische Therapie der Psoriasis
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45 Min.
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10.
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Lichttherapie
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45 Min.
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11.
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Rehabilitation und Prävention
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Stationäre und ambulante Rehabilitation
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Psoriasis als Berufserkrankung
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Psoriasis im Renten- und Versicherungsrecht
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Prävention bei Psoriasis
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45 Min.
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12.
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Therapie mit konventionellenSystemtherapeutika
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45 Min.
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13.
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Therapie mit Biologika I
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45 Min.
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14.
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Therapie mit Biologika II
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45 Min.
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15.
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Besondere Therapiesituationen
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45 Min.
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16.
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Ausblick auf neue Therapieverfahren
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45 Min.
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Sofern diese drei Voraussetzungen erfüllt sind, wird das Zertifikat zeitlich befristet
für die Dauer von 5 Jahren erteilt. Spätestens nach 2 Jahren muss die Therapieerfahrung
mit Biologika nachgewiesen werden, sonst erlischt das Zertifikat vorzeitig.
Die Erteilung des DDA-Zertifikates „Psoriasis“ ist an den Facharztstatus für Haut-
und Geschlechtskrankheiten gebunden. Allerdings können der Qualifikationsnachweis
und der Besuch des Curriculums schon während der Weiterbildungszeit zum Facharzt für
Dermatologie und Venerologie erfolgen.
Die Erteilung des DDA-Zertifikates „Psoriasis“ erfolgt für jeweils 5 Jahre. Zur Verlängerung
des Zertifikates ist der Nachweis von 40 Fortbildungspunkten auf dem Gebiet der „Psoriasis“
seit Erteilung des letzten Zertifikates erforderlich. Der erneute Besuch eines Curriculums
ist nicht erforderlich.
Umsetzung
Zur Implementierung der erforderlichen Leistungen wurde insbesondere der Stellenwert
der Qualifizierung im deutschen Psoriasisregister PsoBest hoch bewertet. Dieses Register
stellt den „Best-Practice“-Standard der Versorgung dar und deckt zugleich in der Dokumentation
alle notwendigen Anforderungen an die Qualitätssicherung der Psoriasisversorgung wie
auch an die Dokumentation. Die Teilnahme an PsoBest mit aktiven Patienteneinschlüssen
ist als Nachweis für Anlage 2 ausreichend.
Bisherige Kurse und Zertifikate
Bisherige Kurse und Zertifikate
Anrechenbare Fortbildungen werden bundesweit in vielen Psoriasisnetzen sowie darüber
hinaus durchgeführt. Meist handelt es sich um Veranstaltungen zur Psoriasis von 2 – 6
Stunden Dauer. Des Weiteren werden seit Sommer 2018 vom PsoNet-Förderverein im Auftrag
der DDA Gesamtkurse zum kompletten Curriculum angeboten.
Bisher wurden etwa 28 Zertifikate „Psoriasis“ ausgestellt, dies überwiegend im Zuge
der Übergangsregelung.
Rationale
Die Einführung des Zertifikates zur Psoriasis entspricht dem Bedarf in der bundesweiten
Versorgung nach Identifizierung derjenigen Praxen, die in der Versorgung insbesondere
der mittelschweren bis schweren Psoriasis einen Schwerpunkt haben. In dieser Hinsicht
ist das vorliegende Zertifikat alternativlos, da andere Formen der Identifizierung
wie die Teilnahme an den regionalen Psoriasisnetzen nicht mit prüfbaren Anforderungen
an Qualität und Mengen verbunden sind.
Die Maßnahme stellt somit eine versorgungspolitische Antwort der Dermatologen auf
das von Patienten, der Öffentlichkeit und der Selbstverwaltung geäußerte Unverständnis
über die schlechte Information zu Dermatologen in der Vollversorgung der Psoriasis
dar. Die derzeit in Anbahnung befindlichen Versorgungsverträge mit den gesetzlichen
Krankenversicherungen beruhen dementsprechend ausweislich auf der Nutzung der DDA-Zertifikate.
Der vielfach geäußerten Kritik, dass erfahrene Dermatologen ohnehin hochqualifizierte
Psoriasistherapie als Vollversorger betreiben, wurde mit einer Übergangsregelung begegnet.
Zu berücksichtigen ist jedoch auch, dass selbst ein Großteil der erfahrenen, langjährigen
Praxen oder in Klinikambulanzen tätigen Dermatologen nicht das ganze Spektrum der
leitliniengerechten Versorgung bei Psoriasis einsetzen. So wird die gesamte Systemtherapie
nur von etwa 30 % der vertragsärztlich versorgenden Hautärzte durchgeführt. Die Mehrheit
der Vertragsärzte führt hingegen keine Behandlung der mittelschweren bis schweren
Psoriasis in ganzer Breite durch und weist für die komplexe Therapie keine Anwendungserfahrung
auf. Das Curriculum des DDA-Zertifikates leistet hier eine Hilfe für den Einstieg.
Vor diesem Hintergrund bietet die Zusatzbezeichnung Psoriasis auch die Möglichkeit,
Rat suchenden Patienten mit schwerer Psoriasis einen direkten Zugang zu den Versorgenden
zu ermöglichen. Damit kann auch die Reputation der Dermatologie als versorgendes Fach
einer zeitgemäßen System- und Biologikatherapie gewährleistet werden. Ein Nebeneffekt
ist, dass die gewünschte Arbeitsteiligkeit zwischen Vollversorgenden und nicht mit
Systemtherapie versorgenden Dermatologen bei Psoriasis klar regulierbar und dem heutigen
Stand der modernen Versorgung angepasst werden kann. Beiden Gruppen kommt in der Gesamtversorgung
eine hohe Bedeutung zu.
Die ausgesprochen positive Resonanz auf die bisher durchgeführten Vollkurse zum Erwerb
des DDA-Zertifikates zeigt, dass nicht nur eine hohe Nachfrage nach entsprechenden
Kursen, sondern auch eine sehr große Akzeptanz derselben besteht.