Aktuelle Dermatologie 2018; 44(11): 499-502
DOI: 10.1055/a-0724-7843
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DDA-Zertifikate: „Psoriasis“

DDA Certificate “Psoriasis”
M. Augustin
1   Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
,
D. Maaßen
2   Dermatologische Praxis Maxdorf
› Author Affiliations
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Matthias Augustin
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg

Publication History

Publication Date:
07 November 2018 (online)

 

Zusammenfassung

Das DDA-Zertifikat „Psoriasis“ wird nach Absolvierung eines Curriculums von 16 Stunden sowie dem Nachweis einer Befähigung zur topischen und zur Systemtherapie verliehen. Eine Übergangsregelung wurde nach Einführung getroffen. Die Versorgungsqualität durch Dermatologen mit hoher Kompetenz in Systemtherapie wurde in zahlreichen Versorgungsstudien gezeigt. Das Zertifikat erleichtert die Identifizierung von Ärzten mit hinreichender Expertise in der leitlinienkonformen Systemtherapie der Psoriasis. Es stellt die Basis für die aktuellen Versorgungsverträge in Deutschland dar und positioniert die Dermatologie als innovatives Fach mit einer hochentwickelten Arzneimitteltherapie.


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Abstract

The DDA certificate “Psoriasis” is awarded after completion of a 16 hour curriculum and proof of qualification for topical and system therapy. A transitional arrangement was made after introduction. The quality of care provided by dermatologists with high competence in systemic therapy has been demonstrated in numerous health care studies. The certificate facilitates the identification of physicians with sufficient expertise in the guideline compliant system therapy of psoriasis. It forms the basis for current care contracts in Germany and positions dermatology as an innovative subject with highly developed drug therapy.


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Mit Wirkung zum 01. 01. 2017 hat die Deutsche Dermatologische Akademie (DDA) die Einführung eines Zertifikates „Psoriasis“ beschlossen. Hintergrund dieser Einführung ist die Erkenntnis, dass Psoriasis als eine der häufigsten Hauterkrankungen in Deutschland zwar überwiegend in dermatologischer Versorgung ist, das ganze Spektrum der leitliniengerechten Therapie jedoch nur von einem kleineren Teil der Dermatologen wahrgenommen wird. Auch ist die Dynamik der Entwicklung des Arzneimittelmarktes der Arzneimittelversorgung bei Psoriasis so groß, dass ein Großteil der in der Aus- und Weiterbildung erworbenen Kenntnisse über die Arzneimittel nicht mehr ausreichen.

Vor diesem Hintergrund hat die DDA in Benehmen mit DDG und BVDD beschlossen, Prof. Dr. Augustin und Dr. Maaßen mit der Konzeption eines Fortbildungs-Curriculums für das Zertifikat „Psoriasis“ zu beauftragen. Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit den Psoriasisnetzen und dem Netzwerksprecher-Kreis. Zielsetzung des Curriculums ist es, dem Einsteiger in die Therapie und Versorgung der Psoriasis die ganze Breite der notwendigen Kenntnisse zu vermitteln und dabei sowohl auf bewährte Therapien als auch auf die Innovationen in der gebührenden Ausführlichkeit einzugehen.

Entwicklung eines Curriculums

In Abstimmung mit den Delegierten der regionalen Psoriasisnetze (PsoNet) in der nationalen Versorgungskonferenz Psoriasis wurde ein Curriculum erstellt, das sowohl die Grundlagen der Diagnostik als auch der Therapie und des Managements der Erkrankung in allen Facetten praxisnah beleuchtet. Damit geht diese Curriculum-Arbeit über die Inhalte der Leitlinien weit hinaus. Insbesondere die S3-Leitlinie stellt lediglich eine Beschreibung der Induktionstherapie der chronischen Plaque-Psoriasis dar, nicht aber die Langzeittherapie und nicht die weiteren Sonderformen der Psoriasis.


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Modalitäten des Curriculums

Das DDA-Zertifikat „Psoriasis“ bescheinigt umfassende Spezialkenntnisse in der Diagnostik und Therapie der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis, die über den allgemeinen hautfachärztlichen Standard hinausgehen. Da sich auf dem Gebiet der Psoriasis stetig Neuerungen ergeben, die den Erwerb von neuem Wissen erfordern, wird die Gültigkeitsdauer des Zertifikates auf 5 Jahre beschränkt. Danach muss das Zertifikat verlängert werden.

  1. Der/Die Antragsteller/-in muss die Teilnahme an einem Curriculum „Psoriasis” nachweisen ([Tab. 1]). Das Curriculum ist aufgeteilt in 16 Fortbildungseinheiten zu 45 min. Im Rahmen des Curriculums werden systematisch umfassende Kenntnisse zur Diagnostik und Therapie der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis vermittelt ([Tab. 1]). Das Curriculum kann „en bloc“ oder in beliebigen Teilen erworben werden. Die 16 Fortbildungspunkte des Curriculums können nicht auf die unter Punkt 2 geforderten Fortbildungspunkte angerechnet werden.

  2. Der Nachweis von 8 weiteren Fortbildungspunkten auf dem Gebiet „Psoriasis“ innerhalb der letzten 36 Monate vor Beantragung des Zertifikates. Die Fortbildungspunkte sind durch Kopien der Fortbildungszertifikate nachzuweisen und die Fortbildungen auf der Anlage 1 einzutragen. Sofern die Fortbildungen auf Kongressen besucht wurden, bei denen pauschal eine Tagesteilnahme bestätigt wurde, ist von dem/der Antragsteller/-in anhand des Programms der Umfang der besuchten Psoriasis-Fortbildungen nachzuweisen.

  3. Der/Die Antragsteller/-in muss eine Erklärung unterzeichnen, in der er/sie bestätigt, dass er/sie umfangreiche Erfahrungen in der leitliniengerechten Therapie der Psoriasis besitzt, insbesondere mit allen Formen der systemischen Psoriasistherapie (inkl. Biologika) (Anlage 2). Diese Erfahrung wird auch durch aktive Teilnahme am Deutschen Psoriasisregister PsoBest belegt.

Tab. 1

Curriculum des DDA-Zertifikates „Psoriasis“.

Curriculum Psoriasis

 1.

Grundlagen der Psoriasis

  • Geschichte

  • Epidemiologie

  • Genetik

45 Min.

Pathophysiologie der Psoriasis

  • Pathogenetische Konzepte als Grundlage der Arzneimitteltherapien

 2.

Klinik und Differenzialdiagnosen der Psoriasis

  • Plaque-Psoriasis

    • Atypische Formen

    • Minimalformen

    • Nagelpsoriasis

  • Pustulöse Psoriasis

    • Psoriasis cum pustulatione

    • Generalisierte pustulöse Psoriasis

    • Akropustulosen (palmoplantare Pustulose, Acrodermatitis continua)

45 Min.

 3.

Scoring-Verfahren und Therapieziele

  • PASI, DLQI, BSA, PGA

  • Therapieziele und Behandlungsmodifikation

  • Therapieziele aus Patientensicht

45 Min.

 4.

Psoriasis-Arthritis

  • Klinik

  • Differenzialdiagnose

  • Frühdiagnostik

45 Min.

 5./6.

Komorbidität, Screeningverfahren und Management

  • Adipositas, metabolisches Syndrom

  • Kardiovaskuläre Erkrankungen

  • Autoimmunerkrankungen

  • Nikotin- und Alkohol-Abusus

  • Augenbeteiligung

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Screening

  • Management der Psoriasis

90 Min.

 7.

Psychologische und psychiatrische Aspekte

  • Leidensdruck und Lebensqualität

  • Suchtverhalten

  • Sexualität bei Psoriasis

  • Depression (inkl. Früherkennung)

  • Weitere psychische Erkrankungen

45 Min.

 8.

PsoBest

  • Ziele des Registers

  • Dokumentationsverfahren

  • Integration in die Praxisorganisation

  • Aktuelle Registerdaten

45 Min.

 9.

Topische Therapie der Psoriasis

  • Basistherapie

  • Glukokortikosteroide

  • Vitamin-D3-Analoga

  • Calcineurin-Inhibitoren (Off-Label)

  • Dithranol

  • Qualitätsgesicherte Magistralrezepturen

45 Min.

10.

Lichttherapie

  • SUP, 311 nm

  • Creme-PUVA

  • Systemische PUVA-Therapie

  • Balneophototherapie

45 Min.

11.

Rehabilitation und Prävention

  • Stationäre und ambulante Rehabilitation

  • Psoriasis als Berufserkrankung

  • Psoriasis im Renten- und Versicherungsrecht

  • Prävention bei Psoriasis

45 Min.

12.

Therapie mit konventionellenSystemtherapeutika

  • Acitretin – Apremilast – Ciclosporin

  • Fumarsäureester

  • Methotrexat

45 Min.

13.

Therapie mit Biologika I

  • Wirkmechanismen

  • Patientenauswahl/Kontraindikationen

  • Dokumentation

  • Rechtliche Vorgaben

  • Kostenaspekt

45 Min.

14.

Therapie mit Biologika II

  • Prätherapeutische Abklärungsuntersuchungen

  • Therapie-Monitoring

  • Nebenwirkungsmanagement

  • Primär- und Sekundärversagen

  • Therapieumstellung

  • Kombinationstherapien

45 Min.

15.

Besondere Therapiesituationen

  • Kinder und Jugendliche

  • Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit

  • Hohes Alter

  • Auffällige Laborwerte

  • Tumoranamnese

  • Impfungen

45 Min.

16.

Ausblick auf neue Therapieverfahren

  • Kenntnis der aktuellen klinischen Entwicklungen (z. B. Wirkstoffe in Phase-II- und -III-Studien)

  • Grundkenntnisse in der Patientenberatung über die Teilnahme an klinischen Studien

45 Min.

Sofern diese drei Voraussetzungen erfüllt sind, wird das Zertifikat zeitlich befristet für die Dauer von 5 Jahren erteilt. Spätestens nach 2 Jahren muss die Therapieerfahrung mit Biologika nachgewiesen werden, sonst erlischt das Zertifikat vorzeitig.

Die Erteilung des DDA-Zertifikates „Psoriasis“ ist an den Facharztstatus für Haut- und Geschlechtskrankheiten gebunden. Allerdings können der Qualifikationsnachweis und der Besuch des Curriculums schon während der Weiterbildungszeit zum Facharzt für Dermatologie und Venerologie erfolgen.

Die Erteilung des DDA-Zertifikates „Psoriasis“ erfolgt für jeweils 5 Jahre. Zur Verlängerung des Zertifikates ist der Nachweis von 40 Fortbildungspunkten auf dem Gebiet der „Psoriasis“ seit Erteilung des letzten Zertifikates erforderlich. Der erneute Besuch eines Curriculums ist nicht erforderlich.


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Umsetzung

Zur Implementierung der erforderlichen Leistungen wurde insbesondere der Stellenwert der Qualifizierung im deutschen Psoriasisregister PsoBest hoch bewertet. Dieses Register stellt den „Best-Practice“-Standard der Versorgung dar und deckt zugleich in der Dokumentation alle notwendigen Anforderungen an die Qualitätssicherung der Psoriasisversorgung wie auch an die Dokumentation. Die Teilnahme an PsoBest mit aktiven Patienteneinschlüssen ist als Nachweis für Anlage 2 ausreichend.


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Bisherige Kurse und Zertifikate

Anrechenbare Fortbildungen werden bundesweit in vielen Psoriasisnetzen sowie darüber hinaus durchgeführt. Meist handelt es sich um Veranstaltungen zur Psoriasis von 2 – 6 Stunden Dauer. Des Weiteren werden seit Sommer 2018 vom PsoNet-Förderverein im Auftrag der DDA Gesamtkurse zum kompletten Curriculum angeboten.

Bisher wurden etwa 28 Zertifikate „Psoriasis“ ausgestellt, dies überwiegend im Zuge der Übergangsregelung.


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Rationale

Die Einführung des Zertifikates zur Psoriasis entspricht dem Bedarf in der bundesweiten Versorgung nach Identifizierung derjenigen Praxen, die in der Versorgung insbesondere der mittelschweren bis schweren Psoriasis einen Schwerpunkt haben. In dieser Hinsicht ist das vorliegende Zertifikat alternativlos, da andere Formen der Identifizierung wie die Teilnahme an den regionalen Psoriasisnetzen nicht mit prüfbaren Anforderungen an Qualität und Mengen verbunden sind.

Die Maßnahme stellt somit eine versorgungspolitische Antwort der Dermatologen auf das von Patienten, der Öffentlichkeit und der Selbstverwaltung geäußerte Unverständnis über die schlechte Information zu Dermatologen in der Vollversorgung der Psoriasis dar. Die derzeit in Anbahnung befindlichen Versorgungsverträge mit den gesetzlichen Krankenversicherungen beruhen dementsprechend ausweislich auf der Nutzung der DDA-Zertifikate.

Der vielfach geäußerten Kritik, dass erfahrene Dermatologen ohnehin hochqualifizierte Psoriasistherapie als Vollversorger betreiben, wurde mit einer Übergangsregelung begegnet. Zu berücksichtigen ist jedoch auch, dass selbst ein Großteil der erfahrenen, langjährigen Praxen oder in Klinikambulanzen tätigen Dermatologen nicht das ganze Spektrum der leitliniengerechten Versorgung bei Psoriasis einsetzen. So wird die gesamte Systemtherapie nur von etwa 30 % der vertragsärztlich versorgenden Hautärzte durchgeführt. Die Mehrheit der Vertragsärzte führt hingegen keine Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis in ganzer Breite durch und weist für die komplexe Therapie keine Anwendungserfahrung auf. Das Curriculum des DDA-Zertifikates leistet hier eine Hilfe für den Einstieg.

Vor diesem Hintergrund bietet die Zusatzbezeichnung Psoriasis auch die Möglichkeit, Rat suchenden Patienten mit schwerer Psoriasis einen direkten Zugang zu den Versorgenden zu ermöglichen. Damit kann auch die Reputation der Dermatologie als versorgendes Fach einer zeitgemäßen System- und Biologikatherapie gewährleistet werden. Ein Nebeneffekt ist, dass die gewünschte Arbeitsteiligkeit zwischen Vollversorgenden und nicht mit Systemtherapie versorgenden Dermatologen bei Psoriasis klar regulierbar und dem heutigen Stand der modernen Versorgung angepasst werden kann. Beiden Gruppen kommt in der Gesamtversorgung eine hohe Bedeutung zu.

Die ausgesprochen positive Resonanz auf die bisher durchgeführten Vollkurse zum Erwerb des DDA-Zertifikates zeigt, dass nicht nur eine hohe Nachfrage nach entsprechenden Kursen, sondern auch eine sehr große Akzeptanz derselben besteht.


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Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


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Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
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