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Die chronisch degenerative Mitralklappenerkrankung kommt bei Vertretern kleiner Hunderassen
besonders häufig vor, aber sie wird mittlerweile in der Literatur auch bei Hunden
größerer Rassen beschrieben. Dies spiegelt die Erfahrungen der Autoren wider. Je älter
der Hund ist, desto wahrscheinlicher wird eine Mitralklappendegeneration festzustellen
sein.
Schweregrad und Progression der Erkrankung variieren stark: Jahrelange Phasen ohne
medikamentöse Therapie sind möglich. Trotz der schleichenden Progression kann die
korrekte Therapie lange Phasen mit einer hohen Lebensqualität ermöglichen. Mit dem Linksherzversagen und dem darauffolgenden Rechtsherzversagen
nach Lungenhochdruck (PAH, Pulmonäre Arterielle Hypertonie) hat die Erkrankung das
Endstadium erreicht.
Die transthorakale Echokardiografie ist zurzeit der Goldstandard zur Evaluierung des
Schweregrads und wird auch zur Diagnosesicherung der Erkrankung empfohlen.
Symptomatik
Es gibt keine typischen Symptome, die den direkten Rückschluss auf das Vorliegen einer
Herzerkrankung zulassen. Oftmals handelt es sich um eine unklare Gemengelage unterschiedlichster
Auffälligkeiten im Verhalten des Patienten.
Folgende Symptome und Beschwerden werden regelmäßig vom Tierbesitzer genannt (in ungefährer zeitlicher oder kausaler Abfolge):
-
reduzierte Leistungsbereitschaft und -fähigkeit
-
Tachypnoe bei Belastung
-
Husten, zuerst nur bei Freude und Aufregung (als Anzeichen einer Kardiomegalie, nicht
aber als Leitsymptom für ein kongestives Herzversagen)
Zu einem späteren Zeitpunkt zeigen die Patienten dauerhaft:
-
Dyspnoe
-
Orthopnoe
-
Aszites
-
Synkopen
-
Gewichtsverlust
-
Anorexie
Diagnose
Wird eine morphologische Abweichung einer oder beider AV-Klappen und eine Insuffizienz
nachgewiesen, ist es oftmals nicht möglich, die ursächliche Erkrankung (z. B. eine
Dysplasie oder eine Degeneration der Mitralklappe) auch unter Verwendung der bekannten
bildgebenden Verfahren zu benennen. Diese Tatsache ist besonders bei der Erstellung
zuchtrelevanter Gutachten zu beachten. Nach Lokalisation der Insuffizienz kann man
unter Beachtung von Alter, Gewicht und evtl. Rassedisposition jedoch Hinweise auf
die wahrscheinliche Ursache einer AV-Klappenerkrankung ableiten („Signalement-Profiling“, [Tab. 1]).
Tab. 1 Signalement als wichtiger Hinweis auf die wahrscheinliche Ursache einer AV-Klappenerkrankung
[9].
Alter
|
Gewicht/Rasse
|
wahrscheinliche Ursache
|
isolierte Mitralklappeninsuffizienz
|
< 1 Jahr
|
unabhängig
|
Mitralklappendysplasie
|
> 3 Jahre
|
< 20 kg, z. B. Teckel, Cavalier King Charles Spaniel, Shi-Tzu, Lhasa Apso
|
DMVD (chronisch degenerative Mitralklappenerkrankung)
|
isolierte Trikuspidalklappeninsuffizienz
|
< 4 Jahre
|
Labrador Retriever, Australian Shepherd, Golden Retriever
|
Trikuspidalklappendysplasie
|
kombinierte Mitral- und Trikuspidalinsuffizienz
|
< 1 Jahr
|
–
|
beidseitige AV-Klappendysplasie (selten, meist minimal)
|
> 3 Jahre
|
< 20 kg
|
DMTVD (chronische Mitral- und Trikuspidalklappenerkrankung)
|
Klassifikationssysteme
Die ACVIM-Klassifikation besticht durch ihre klare Trennung von asymptomatischem und symptomatischem Patient
und hat wie die CHIEF-Klassifikation den Risikopatienten eingeführt [9].
Die Autoren haben die ACVIM-Klassifikation um den asymptomatischen Patienten, der
unter Medikation steht, erweitert. Nur so kann man einen durch Behandlung kompensierten
und stabilisierten klinischen Patienten (Stadium C1) von einem Patienten im Stadium
B2 trennen. Das „Dogs Echocardiography Progression Protocol“ (DEPP-Klassifikation) der Autoren kombiniert die jeweiligen Vorteile der CHIEF- und der ACVIM-Klassifikation
im Bereich der Patienten aus den Gruppen B und C ([Tab. 2]) und verwendet im Gegensatz zu den anderen Klassifikationssystemen die sonografischen
Veränderungen am Herzen und nicht nur die Röntgentechnik.
Tab. 2 DEPP (Dog Echocardiography Progression Protocol)-Klassifikation (integriert für DMVD
aus CHIEF und ACVIM) [9].
Stadium
|
Auskultation
|
Röntgen und Echokardiografie
|
Symptome
|
Zustand
|
A
|
–
|
kein Befund, aber Risiko
|
keine
|
gesund
|
B1
|
Herzgeräusch 1 – 2/6
|
Mitralinsuffizienz ohne Anzeichen einer Volumenüberladung:
|
keine
|
kompensiert
|
B2
|
Herzgeräusch 2/6
|
relevante Insuffizienz mit Kompensation:
-
Röntgen: Kardiomegalie, VHS erhöht, Atrium vergrößert
-
Echokardiografie: LA/Ao-Verhältnis Kurzachse ≥ 1,6 und Cornell-Index des linken Ventrikeldurchmessers
diastolisch ≥ 1,7
|
|
kompensiert
|
C1
|
Herzgeräusch > 2/6
|
kein Lungenödem unter Therapie, evtl. gestaute Pulmonalvenen
|
keine unter Therapie
|
stabilisiert
|
C2
|
Herzgeräusch > 3/6
|
-
Röntgen: gestaute Pulmonalvenen, interstitielles Lungenödem
-
Echokardiografie: Cornell-Index > 1,85 und LA/Ao > 1,8
|
Tachypnoe, gelegentlich Husten
|
dekompensiert
|
C3
|
Herzgeräusch, pulmonale Geräusche
|
-
Röntgen: alveoläres Lungenödem
-
Echokardiografie: Cornell-Index > 1,85 und LA/Ao > 2,0 (SAX)
|
hgr. Dyspnoe; Husten
|
dekompensiert
|
D
|
Herzgeräusch
|
-
Röntgen: alveoläres Lungenödem, Thoraxerguss, evtl. Aszites
-
Echokardiografie: Cornell-Index > 1,85 und LA/Ao > 2,5 evtl. Stauungsperikarderguss,
systolische Funktionsstörung, meist pulmonale Hypertonie
-
EKG: Arrhythmie (VES, VHF)
|
Orthopnoe, Zyanose, Synkope
|
dekompensiert, therapieresistent
|
Detektionsverfahren
Es gibt verschiedene Verfahren und Möglichkeiten, den Mitralklappenpatienten einem
bestimmten Stadium innerhalb der Klassifikation zuzuordnen. So ist z. B. das Gespräch
mit dem Tierhalter essentiell, um beurteilen zu können, ob der Patient symptomatisch
ist oder nicht. Hierbei sollten die im Folgenden genannten Kriterien für ein kongestives
Herzversagen beachtet werden.
In der [Tab. 3] sind die Möglichkeiten der Klassifizierung eines Patienten anhand der verschiedenen
Detektionsverfahren dargestellt. Die Aussagekraft der Nachweisverfahren für eine chronisch
degenerative Mitralklappenerkrankung bei älteren Hunden variiert in Abhängigkeit von
ihrer Größe ([Tab. 4]).
Tab. 3 Möglichkeiten der Klassifizierung eines Patienten anhand der verschiedenen Detektionsverfahren
[9].
Detektionsverfahren
|
Kriterium
|
Stadium A
|
Stadium B
|
Stadium C
|
Stadium D
|
Kenntnis einer Rassedisposition
|
Risiko
|
×
|
–
|
–
|
–
|
Gespräch mit Tierbesitzer
|
Symptome
|
–
|
×
|
×
|
–
|
Auskultation
|
Geräusch
|
×
|
×
|
–
|
–
|
Ruheatemfrequenz
|
Lungenödem
|
|
|
×
|
×
|
Röntgen Thorax (mögl. in 2 Ebenen)
|
Remodeling
|
–
|
×
|
×
|
×
|
Röntgen Thorax (mögl. in 2 Ebenen)
|
Lungenödem
|
|
|
×
|
×
|
Echokardiografie
|
Remodeling
|
×
|
×
|
×
|
×
|
Therapie
|
Resistenz
|
–
|
B1 – B2 ×
|
×
|
×
|
Tab. 4 Aussagekraft der Nachweisverfahren für eine DMVD bei älteren kleinen und großen Hunden
[9].
Verfahren
|
Befunde
|
Aussagekraft1
|
|
|
bei kleinen Hunden
|
bei großen Hunden
|
1 +++ = sehr aussagekräftig; ++ = aussagekräftig; + = wenig aussagekräftig; ± = kaum
aussagekräftig; – = nicht aussagekräftig
|
Puls
|
–
|
–
|
–
|
Auskultation
|
systolisches Herzgeräusch mit Punctum maximum an linker Thoraxwand (herzspitzenwärts)
|
+++
|
±
|
Röntgen
|
LL: Vergröβerung linke Kammer und Vorhof; ggf. Kongestionen der Lungenvenen, Lungenödem
|
++
|
±
|
DV: Vergröβerung linke Kammer und Vorhof
|
++
|
±
|
EKG
|
Vorhofflimmern
|
–
|
+
|
Echokardiografie
|
echogene Knötchen an den Klappen
|
+++
|
++
|
Mitralklappenprolaps
|
+++
|
–
|
Mitralisflail
|
+++
|
–
|
Vorhof- und Kammervergröβerung
|
+++
|
+++
|
Insuffizienz der Mitralklappe
|
++
|
±
|
Myokardinsuffizienz (Anzeichen sekundärer systolischer Funktionsstörung)
|
++
|
–
|
Septumhyperkinesie
|
+++
|
++
|
Auskultation
Typisch für die chronisch degenerative Mitralklappenerkrankung ist ein systolisches
Herzgeräusch mit Punctum maximum an der linken Thoraxwand, apikal im Bereich des Knorpel-Knochenübergangs
der Rippen gelegen.
Zu Beginn der Erkrankung (Stadium B1) ist das Geräusch zunächst leise (Grad 1 – 2/6) und muss nicht unbedingt während der gesamten Systole zu hören sein. In diesem Stadium
ist auch ein musikalisches (möwenschreiähnliches) Geräusch möglich.
Im weiteren Verlauf wird das Geräusch zunehmend holosystolisch und lauter (Grad 3 – 4/6). Dazu gehört auch, dass das Herzgeräusch nun einen tieferfrequenten (basslastigeren)
Charakter annimmt.
In fortgeschrittenen Fällen mit ventrikulärer Hyperkinesie kann ein dritter Herzton (ventrikulärer Füllungston)
und ein tastbares Schwirren auftreten (Grad 5 – 6/6) [11].
Wenn bei der Auskultation eine respiratorische Sinusarrhythmie festgestellt wird,
ist meistens von einem asymptomatischen Patienten auszugehen. Eine respiratorische
Arrhythmie spricht somit gegen ein kongestives Herzversagen, sie kann bei primären
Atemwegskrankheiten (z. B. einer Lungenfibrose) sogar in verstärktem Maße auftreten.
Merke
Das Herzgeräusch infolge einer Mitralklappeninsuffizienz kann auch auf die rechte
Thoraxseite ausstrahlen, deswegen ist eine parallel vorliegende Trikuspidalklappeninsuffizienz
oft nicht eindeutig zu differenzieren.
Ruheatemfrequenz/Atemfrequenz im Schlaf
Die Ruheatemfrequenz (RRR, Resting Respiratory Rate,) wird in einer absoluten Ruhesituation,
am besten bei einem liegenden, ruhenden Hund gemessen. Alternativ kann die Atemfrequenz
beim schlafenden Hund gemessen werden (SRR, Sleeping Respiratory Rate), die meistens
niedriger als die RRR ist. RRR und SRR steigen bei Patienten im kongestiven Herzversagen
(Lungenödem) kontinuierlich an.
Ein Wert unter 30 Atemzügen/min gilt als unverdächtig. Bei Werten über 35 Atemzüge/min ist bei Hunden mit Kongestionen ein kritischer Punkt erreicht, bei dem der Tierbesitzer
umgehend den Tierarzt aufsuchen sollte. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass die Mitralklappenpatienten
im Idealfall bereits einige Zeit unter tierärztlicher Obhut stehen und die Besitzerkommunikation
schon frühzeitig auf die Atemfrequenz zu legen ist. Die individuelle Atemfrequenz
bei Hunden kann somit sehr früh vom Besitzer überwacht werden. Nicht selten sind die
Atemfrequenzen in Ruhe nämlich deutlich unter 20/min.
Die Bestimmung der Ruheatemfrequenz stellt eine sehr sensitive Methode zur Erkennung
eines Lungenödems dar und kann bereits vor dem Auftreten radiologischer Veränderungen
(interstitielles Lungenödem) ansteigen. Jedoch ist sie nicht spezifisch für ein Lungenödem.
Merke
Die Messung der Ruheatemfrequenz durch den Besitzer ist eine sehr sensitive, jedoch
nicht spezifische Methode zur Erkennung eines Lungenödems.
Echokardiografische Untersuchung
Da die Echokardiografie das derzeit wohl bedeutendste Diagnostikum darstellt, wird
im Artikel Wendt R, Kresken JG, Deinert M. Echokardiografische Untersuchung der chronisch
degenerative Mitralklappenerkrankung. Kleintier konkret 2018; S4: 9 – 13 wesentlich
ausführlicher darauf eingegangen.
Kardiale Biomarker
Natriuretische Peptide steigen bei kardialem Wandstress – z. B. infolge einer Volumenüberladung – an. Beim NT-proBNP handelt es sich um ein stabiles Stoffwechselprodukt dieses Peptids, dessen Bestimmung
kommerziell angeboten wird.
Die eigentliche Diagnose einer Mitralklappenendokardiose erfolgt grundsätzlich klinisch,
der Biomarker kann jedoch für Staging und Prognose hilfreich sein. Das Staging erfolgt idealerweise durch eine Echokardiografie, was
jedoch eine vergleichsweise aufwendige und spezialisierte Untersuchungstechnik darstellt.
Eine Staging-Hilfe per Biomarker könnte daher insbesondere zur Unterscheidung zwischen
Stadium B1 (keine Therapie) und Stadium B2 (Beginn der Therapie) von Bedeutung sein.
Das Screening per Biomarker wäre für kardiologisch nicht spezialisierte Praxen interessant, um nur diejenigen
Patienten zu einer Echokardiografie zu überweisen, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit
im Stadium B2 oder im Übergang dazu befinden. In bisherigen Studien ergaben sich nominal
zwar statistisch signifikante Unterschiede in der NT-proBNP-Konzentration zwischen
Stadium B1 und B2 (bei n = 53 bzw. 19 Hunden), jedoch bestand ein großer Überlappungsbereich
der Werte, was die klinische Bedeutung dieser Untersuchung minderte [6], [17]. Die gleiche Fragestellung wird nun in der aktuell laufenden HAMLET-Studie an 1000 Patienten im Stadium B1 oder B2 untersucht. Zur weiteren Beurteilung der
Wertigkeit eines Biomarker-basierten Stagings im präklinischen Stadium sollten die
Ergebnisse dieser Studie abgewartet werden.
Kriterien für kongestives Herzversagen
Kriterien für kongestives Herzversagen
Ein kongestives Herzversagen bedeutet das Auftreten eines kardialen Lungenödems. Damit hat der Patient das Stadium B2 verlassen und befindet sich mindestens im Stadium
C2. Nach erfolgreicher Therapie, die den dauerhaften Einsatz von Diuretika in mindestwirksamer
Dosis voraussetzt, kann der Patient dann im Stadium C1 stabilisiert werden.
Merke
Nach Dekompensation bleibt der Patient im Stadium C: Eine Rückkehr ins Stadium B2
ist nicht mehr möglich.
Das sensitivste Symptom für ein kardiales Lungenödem ist eine erhöhte Ruheatemfrequenz > 35 Atemzüge/min. Unbehandelt kann die Ruheatemfrequenz dann nicht selten innerhalb kurzer Zeit (24 – 48 h)
auf Werte > 100 Atemzüge/min anstiegen, was eine Notfallsituation darstellt.
Röntgenologisch ist ein alveoläres Lungenödem beim Hund durch eine alveoläre Verschattung im zentralen, hilusnahen Teil der kaudalen
Lungenhauptlappen charakterisiert, dabei ist der rechte Hauptlappen stärker betroffen
als der linke. In der Peripherie der Hauptlappen ist die Lunge dagegen nicht verschattet
und zeigt eine physiologische Röntgendichte.
In weniger schweren Fällen kann lediglich ein interstitielles Lungenödem vorliegen, was durch eine verstärkte, eher diffuse Hintergrundverschattung mit Detailverlust
in den oben genannten Regionen charakterisiert ist. Grundsätzlich ist die Diagnose
eines interstitiellen Lungenödems mit größerer Unsicherheit behaftet als die eines
alveolären Lungenödems, weshalb dann weitere Kriterien zur Diagnose herangezogen werden
müssen. Dazu zählen die Ruheatemfrequenz, die Herzgröße, die Rate der Herzvergrößerung
(sofern verfügbar) und die echokardiografische Situation, insbesondere die Füllungsdrücke.
In allen Fällen eines kardialen Lungenödems sollten begleitend eine Kardiomegalie (VHS meist > 12 oder deutlich über dem Rassereferenzwert) und insbesondere ein vergrößertes linkes Atrium sowie vergrößerte Lungenvenen vorliegen.
Voraussagbarkeit des kongestiven Herzversagens
Voraussagbarkeit des kongestiven Herzversagens
Grundsätzlich kann bei einem individuellen Patienten nicht sicher vorausgesagt werden,
wann ein kongestives Herzversagen eintreten wird. Es gibt jedoch Kriterien, ab wann
die Wahrscheinlichkeit oder das Risiko dafür stark ansteigen und ein Lungenödem in
den nächsten Monaten zu erwarten ist.
Der Verlauf der Größenzunahme des Herzens ist nicht linear: Bei einer Mitralklappenendokardiose nimmt die Herzgröße zunächst
nur langsam zu (etwa um 0,03 Wirbelkörper/Monat). Etwa 9 Monate vor einer Dekompensation
nimmt die Rate der Vergrößerung jedoch deutlich zu (etwa 0,17 Wirbelkörper/Monat),
[12], [13]. Daraus resultiert die Empfehlung, einen Patienten im Stadium B mindestens 1 Mal/Jahr
(besser alle 9 Monate) zu evaluieren. Somit kann man den Übergang vom Stadium B1 zum
Stadium B2 erkennen und die Wahrscheinlichkeit und das Risiko, dass ein kongestives
Herzversagen bevorsteht (B2 →C2), beurteilen.
Merke
Die Patienten im Stadium B sollten idealerweise alle 9 Monate und mindestens 1 Mal/Jahr
kontrolliert werden.
Das Morbiditäts- und Mortalitäts-Risiko lässt sich auch anhand von folgenden Parameter darstellen [4], [14]:
-
diastolischem linksventrikulärem Durchmesser
-
linksatrialem Durchmesser
-
Konzentration des kardialen Biomarkers NT-proBNP
In der PREDICT-Studie [18] wurden gezielt Parameter von asymptomatischen Hunden mit Parametern von Patienten
im kongestiven Herzversagen verglichen. Davon kann vereinfachend abgeleitet werden,
dass bei Patienten mit Mitralklappenendokardiose ein kongestives Herzversagen ab dem
Überschreiten folgender Parameter wahrscheinlich ist:
-
Herzfrequenz > 140/min
-
Herzwirbelsumme > 12
-
LVIDd/Ao > 2,4
-
LA/Ao > 2,0
-
NT-proBNP > 1500 pmol/l
Die Werte dienen als grober Anhaltspunkt, ab welcher Konstellation die Wahrscheinlichkeit
für kongestives Herzversagen ansteigt (nur signifikante Werte nach [18], LVIDd = linksventrikulärer Durchmesser in Diastole; Ao = Aorta, LA = linkes Atrium).
Abschließend ist anzumerken, dass die Messung der häuslichen Ruheatemfrequenz durch
den Besitzer das sensitivste und am besten geeignete Instrument zur tatsächlichen
(Früh-)Erkennung eines kongestiven Herzversagens bei einem individuellen Patienten
darstellt. Anhand der oben genannten Studien und Methoden lässt sich dagegen lediglich
das Risiko dafür abschätzen, wie wahrscheinlich ein kongestives Herzversagen vorliegt
oder in naher Zukunft zu erwarten ist. In schweren Fällen (Atemfrequenz > 60 Atemzüge/min)
liegen bereits die radiologischen Veränderungen eines Lungenödems vor. Dann ist das
Thoraxröntgen (wenn möglich in 2 Ebenen) mit dem entsprechenden Verschattungsmuster
eines kardialen, alveolären Lungenödems (idealerweise in Kombination mit dem klinischen
und echokardiografischen Bild) beweisend.