Myofasziales System – Veraltete Grundsätze

Anfangs dachte ich: Schon wieder ein Buch zum Thema Faszien! Aber vielleicht gibt es ja neue Therapie- und Selbstbehandlungsansätze. Als begeisterter „Faszien-Physio“ machte ich mich interessiert auf die Suche nach interessanten Aspekten. Die Autorin hat bereits 2010 ein Buch zu der nach ihr benannten „Muskeltherapie nach Tamura (fmt)“, herausgebracht. In ihrem aktuellen Buch will sie neueste Forschungsergebnisse und bislang erzielte Praxiserfahrungen berücksichtigen. Sie beansprucht für sich die Bezeichnung myofasziale Funktionslinien kreiert zu haben, obwohl es den Begriff schon lange gibt.

Teil eins beschreibt die Grundlagen der fmt, wobei sich Tamura auf die Spurensuche von myofaszialem Schmerz begibt. Der zweite Teil befasst sich mit Untersuchungs- und Behandlungsverfahren spezieller Schmerzphänomene des Bewegungsapparates. Teil drei beschreibt Behandlungsmöglichkeiten für internistische und weitere Probleme. Es folgen verschiedene Aktivitätsmöglichkeiten im Rahmen der Prävention und eine Übersicht von Behandlungstechniken. Der erste Eindruck des Buches mit den vielen Abbildungen ist gut. Doch beim Vertiefen der Inhalte werde ich sehr enttäuscht. Die fmt-Untersuchungsgrundlagen zeigen keinerlei Alleinstellungsmerkmale. Auch wenn die Autorin gute Funktionskenntnisse zeigt, konzentrieren sich die Behandlungsverfahren auf überwiegend bekannte Druckpunkttechniken. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr bei Druckpunkttechniken die Finger leiden, und bin erstaunt, dass Tamura keine gelenkentlastenden Techniken zeigt. Selbstbehandlungsverfahren für Patienten beschreibt sie kaum. Insgesamt fehlt dem Buch ein moderner biopsychosozialer Ansatz.

Günter Lehmann, Heilpraktiker für Physiotherapie und ErgoPhysConsultant aus Edertal