Schlüsselwörter
Handball - Kniegelenk - Verletzung - Prävention
Key words
handball - knee joint - injury - prevention
Einleitung
Athleten im Handballsport sind immer höheren Belastungsumfängen und -intensitäten
ausgesetzt. Um einen Leistungseinbruch durch Verletzungen und damit verbundenen Zwangspausen
zu verhindern, sind evidenzbasierte Trainingsprogramme von zunehmender Wichtigkeit.
Es gilt, konditionelle Merkmale zu verbessern, um handballspezifische Fähigkeiten
zu optimieren und hierdurch Verletzungen vorzubeugen. Neben kognitiven Fähigkeiten
schafft erst eine auf die Funktion abgestimmte physische Ausgangssituation (Koordination,
Kraft, Ausdauer, Technik) die Voraussetzung zu sportlichen Höchstleistungen. Trotz
dieser Erkenntnis zählt Handball in Deutschland zu den verletzungsreichsten Sportarten.
Mit 15,2 % an Sportverletzungen im Vereinssport liegt der Handball an zweiter Stelle
hinter dem Fußball. Vergleicht man die durchschnittliche Anzahl an Verletzungen pro
eingesetzten Spieler, so übersteigt die Anzahl der Verletzungen im Handball jene im
Fußball sogar (2,7 Verletzungen vs. 2,5 Verletzungen) [1]
[2]. Auch die Medien berichten immer wieder über Verletzungen von Handballspielern.
So auch im Juni 2017. Simon Ernst, der 23-jährige Mittelmann des VFL Gummersbach,
zog sich beim Training mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft in Frankfurt
einen Riss des vorderen Kreuzbandes am rechten Knie zu. „Für Simon tut uns das sehr
leid. Das ist für ihn unheimlich bitter. Wir drücken ihm und Gummersbach die Daumen,
dass er möglichst schnell wieder zurückkehrt (...)“, sagte Bundestrainer Christian
Prokop [3]. Doch was bedeutet möglichst schnell wieder zurückkehren und welche Entscheidungskriterien
gibt es für die Rückkehr in den Sport? Eine detaillierte Kenntnis über die funktionelle
Stabilität stark beanspruchter Gelenke ist eines der wichtigsten Kriterien zur Beurteilung
der Sportfähigkeit innerhalb des Ballsports, insbesondere nach Verletzungen. Dabei
ist der oft chirurgisch wiederhergestellte Zustand (norwegische Daten von 57 Krankenhäusern
berichten von ca. 2800 primären vorderen Kreuzband-Operationen innerhalb von 18 Monaten
[4]) des aktiven sowie des passiven Bewegungsapparates ausschlaggebend. Obwohl das Knie
im Handballsport das am häufigsten verletzte Gelenk ist und somit nach wie vor das
größte Problem im Handball darstellt [5], weist der bisherige Forschungsstand zur funktionellen Stabilität im Handballsport
deutliche Lücken auf. Die Zahl der Untersuchungen zu dieser Problematik nimmt erst
in den letzten Jahren zu. Die meisten Daten wurden jedoch im Profibereich erhoben.
Eine Übertragung der Ergebnisse auf andere Spielklassen ist somit nur eingeschränkt
möglich. Zumindest unterscheiden sich die Trainingsfrequenz, der Trainingsumfang,
das physiologische Leistungsniveau, die Intensität der sportmedizinischen Betreuung
und die persönliche Erwartungshaltung der Sportler in beiden Bereichen. Studien konnten
zwar herausfinden, dass sich die körperliche Fitness von Profisportlern im Vergleich
zu Nicht-Profisportlern unterscheidet [6]
[7]
[8], objektivierbare Daten der funktionellen Kniestabilität zur Übertragbarkeit auf
den Freizeitsportler fehlen jedoch.
In einem Bericht der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA) äußerten
weiterhin über 90 % der befragten Operateure, dass sie sich trotz ihrer Erfahrung
eine valide praxistaugliche Testbatterie bei der Frage nach dem Zeitpunkt des return
to sport (RTS) bzw. return to competition (RTC) wünschen [9]. Der nachfolgende Beitrag soll den aktuellen Forschungsstand im Handballsport bezogen
auf die funktionelle Kniestabilität abbilden.
Funktionelle Stabilität am Kniegelenk
Funktionelle Stabilität am Kniegelenk
Handball gehört zu einer körperbetonten Sportart, die nicht nur durch schnelle Ballwechsel
auf einem kleinen Spielfeld, sondern ebenso durch zahlreiche Sprünge, Abstopp- und
Drehbewegungen gekennzeichnet ist ([Abb. 1], [2], [3]). Vor allem das Kniegelenk wird hierdurch stark belastet [10]. Bis auf Bagatelltraumata der oberen Extremität ist es die am häufigsten von Verletzungen
betroffene Körperregion. Akute Sportverletzungen sowie langandauernde Fehl- oder Überbelastungen
rufen immer wieder verletzungsbedingte Sportunterbrechungen hervor. Zur Vermeidung
dieser, sowie für die sportspezifische Leistungsfähigkeit nach einer Verletzung kommt
der funktionellen Kniestabilität eine wichtige Rolle zu. Obwohl eine große Anzahl
an Publikationen zu sportbedingten Verletzungen des Kniegelenkes existiert [1]
[5]
[11]
[12]
[13]
[14]
[15]
[16]
[17]
[18]
[19], berücksichtigen nur wenige Veröffentlichungen die Bedeutung der funktionellen Gelenkstabilität
[19]
[20]
[21]
[22]
[23]
[24].
Abb. 1 Charakteristisch für den Handballsport sind die relativ hohen und weiten Sprünge
zum Torabschluss mit in Einzelfällen durchaus akrobatischen Leistungen, wie z. B.
Luftdreher. Ziel ist unter anderem die Distanz zwischen Tor und Werfer zu verringern,
um hierdurch die Torchancen für den Schützen zu verbessern. Einige Daten aus der Literatur
weisen darauf hin, dass nach dem Absprung der Tonus der unteren Extremität in der
Luft abnimmt, während sich die Anspannung in Schulter, Nacken und der oberen Extremität
steigern, um in der Wurfphase eine maximale Kraft zu entwickeln [30]
[31]
[32]
[33]
[34]
[35]. Kommt es in dieser Phase zu einer unerwarteten seitlichen Krafteinleitung von Körperkontakt,
besteht für das Kniegelenk eine erhöhte Verletzungsgefahr. Bei der 1-beinigen Landung
nach Sprungwürfen, mit einem exzessiven Valgus und einer Außenrotation des Kniegelenks
bei annähernd voller Streckung, treten besonders häufig Verletzungen auf [10]. Beim sog. verzögerten Sprungwurf wird der Wurf erst während der Sinkbewegung ausgeführt.
Hier ist insbesondere die obere Extremität verletzungsgefährdet. So endete auch der
Wurf des „Erfinders“ Hansi Schmidt mit einer Schulterluxation [36].
Abb. 2 Charakteristischer direkter Körperkontakt in der Angriffsphase. Rumpf und Oberkörper
fokussieren auf den Ball. Während der Körpertäuschungsmanöver (Gegenwurfhandseite
täuscht einen Durchbruch oder Wurf an und leitet anschließend einen Durchbruch oder
Wurf auf der Wurfhandseite ein) oder beim Durchbruch durch die Abwehr des Gegners
kommt es durch Richtungswechsel mitunter zu extremen Gewichtsverlagerungen, welche
der Muskel-Band-Apparat des Kniegelenks vollständig kompensieren muss. Der Körperkontakt
mit dem gegnerischen Spieler kann ggf. zu einer Störung des Gleichgewichts führen,
welche in einigen Untersuchungen ebenfalls für eine Verletzung des Kniegelenks verantwortlich
gemacht wurde [37].
Abb. 3 Beim sog. „Tempo-Gegenstoß“ wird ein Angriff der gegnerischen Mannschaft ausgekontert.
Elementar ist hierbei das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff, wobei mit möglichst
wenigen Anspielen der Spieler vor das Tor des Gegners gelangt. Vorrausetzung hierfür
ist ein Sprint mit maximaler Kraftentwicklung der kniegelenkübergreifenden Muskelgruppen
a. Ebenso kommt es beim Angriff auf das Tor zur starken seitlichen Krafteinwirkung
auf das Kniegelenk b oder zur endgradigen Streckung in der Abwehr c. Eine große Gefahr
für eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes besteht dann, wenn sich das Bein in einer
Position der annähernd vollständigen Streckung mit einer leichten Außenrotation des
Kniegelenks befindet. In Untersuchungen wurde beobachtet, dass sich Verletzungen in
dieser Ausgangslage besonders dann ereigneten, wenn der Fuß fest auf dem Boden verankert
war [51].
Eine häufig zitierte Definition stammt von Wagner und Schabus [25]: „Unter funktioneller Gelenkstabilität versteht man die Möglichkeit des menschlichen
Körpers, Bewegungen des Gelenks zu kontrollieren…“. Burstein und Wright [26] führen die Definition weiter aus und bezeichnen die funktionelle Gelenkstabilität
als „Fähigkeit eines Gelenks, über den gesamten Bewegungsspielraum hinweg eine adäquate
funktionelle Position einzunehmen“. Die Gelenkstabilität sorgt somit für ein funktionelles
Gleichgewicht und die Regulation von Translations- und Rotationsbewegungen. Dabei
kann zwischen aktiven und passiven Stabilisierungsmechanismen unterschieden werden.
Zu den aktiven Stabilisierungsmechanismen zählen alle Kräfte, die durch das neuromuskuläre
System erzeugt werden [27]. Weitere Stabilität erhält das Kniegelenk über den passiven Halteapparat, bestehend
aus Bändern (u. a. Lig. collaterale laterale et mediale, Lig. patellae, Lig. popliteum
obliquum/arcuatum, Lig. transversum, meniskeale Bänder, MPFL), Menisken und der Gelenkkapsel
einschließlich der entsprechenden Retinaculae. Bezogen auf das Kniegelenk spielen
neben dem Zustand der gelenkumgreifenden Muskulatur und der neuromuskulären Funktion
die Kapsel-Band-Laxizität sowie die Gelenksteifigkeit eine wichtige Rolle. Unter einer
Laxizität versteht man das messbare Maß einer Bandlockerung. Dies kann sowohl physiologisch-konstitutioneller
Art (individuelle, nicht therapiebedürftige Beweglichkeit des Gelenks), strukturell
bedingt pathologischer Natur (z. B. Kollagenosen) oder traumatisch bedingt sein. Führt
die Bandlockerung zu einer subjektiven oder objektivierbaren Funktionsbeeinträchtigung,
spricht man von einer Instabilität. Hierbei sind die Grenzen zwischen physiologischer,
konstitutioneller Laxizität und pathologischer Instabilität fließend. Hinweise für
Pathologien ergeben sich insbesondere bei Seitendifferenzen und bei Beschwerden.
Kapsel-Band-Laxizitäten können unidirektional, isoliert oder multidirektional sein.
In der klinischen Praxis wird vom Untersucher hierbei, beispielsweise im Rahmen der
routinierten klinischen Untersuchung eines Kniegelenks, der Schweregrad der Aufklappbarkeit
des Gelenks angegeben: 1 + (3 – 5 mm Aufklappbarkeit), 2 + (6 – 10 mm Aufklappbarkeit)
und 3 + (> 10 mm Aufklappbarkeit) [28]. Da die Einschätzung des Ausmaßes der pathologischen Bewegung sehr subjektiv ist,
kann dies zu Problemen einer objektiven Stabilitätstestung führen.
Die sog. Gelenksteifigkeit (joint stiffness) bezeichnet den Funktions- und Bewegungsverlust
von Gelenken. Durch strukturelle, fibröse oder knöcherne Veränderungen werden Bewegungen
und Kraftübertragungen in der Gelenkeinheit verhindert [29].
Die funktionelle Kniestabilität ist somit komplex, da zahlreiche Einflussgrößen beteiligt
sind (u. a. neuromuskuläre, muskuläre, arthrogene und einwirkende Gewichtskraft).
Zur genauen Beurteilung der einzelnen Parameter bedarf es neben biomechanischen Verfahren
(z. B. Knie-Kinemator, Ganganalysen mit Hautmarkern usw.) ebenso funktioneller Untersuchungen.
Bedeutung der funktionellen Kniestabilität im Handball
Bedeutung der funktionellen Kniestabilität im Handball
Modifikationen im Regelwerk durch den internationalen Handballverband (IHF), welche
beispielhaft eine „schnelle Mitte“ möglich machen, haben das aktuelle Handballspiel
nachhaltig dynamischer und schneller gemacht. Wurden im Rahmen des olympischen Handballturniers
1972 im Durchschnitt 38,8 Angriffe gespielt, trugen die Spieler bei den Olympischen
Spielen 2008 bereits 56 Angriffe vor [38]. Um einerseits die handballspezifische Leistung zu steigern und andererseits Knieverletzungen
und Überlastungsschäden vorzubeugen, sollten die konditionellen Parameter Kraft, Beweglichkeit,
Schnelligkeit, Koordination und Ausdauer vor allem im Bereich der unteren Extremität
optimal ausgeprägt sein.
Obwohl sportmedizinische Erkenntnisse zur Optimierung der Leistungsfähigkeit und zur
Prävention von Verletzungen immer mehr Einzug in den modernen Sport gewinnen und in
einigen Bereichen zu einem niedrigeren Verletzungsrisiko geführt haben [22]
[39]
[40]
[41], persistiert im Handball weiterhin ein hohes Verletzungsrisiko: Vergleicht man ältere
Studien mit neueren Untersuchungen stellt man fest, dass die Gesamtverletzungsrate
im Handball, abhängig vom Spielniveau, immer noch bei ca. 10 – 40 Verletzungen pro
1000 Spielstunden liegt [5]
[18]
[22]
[42]
[43]. Eine besondere Bedeutung im Handball kommt dem Kniegelenk zu, da dieses durch starke
Belastungen (Hallenboden, Sprünge, Richtungswechsel, Sprints) besonders anfällig für
Verletzungen und Überlastungsschäden ist. Das Knie ist im Handball mit 18 – 35 % das
am häufigsten betroffene Gelenk [5]. Vor allem das vordere Kreuzband weist eine hohe Verletzungshäufigkeit auf. Bezogen
auf 1000 Handballspielstunden werden statistisch bei Männern 0,2 – 0,8 Rupturen, bei
Frauen 0,7 – 2,8 Rupturen des vorderen Kreuzbandes beschrieben [5].
Betrachtet man die Verletzungshäufigkeit ungeachtet der verletzten Struktur im Detail,
ergeben sich hierbei Unterschiede zwischen den Trainings- und Wettkampfeinsätzen.
Henke, Schulz und Wilke geben in ihrer Untersuchung von Berufshandballern 0,7 Verletzungen/1000
Trainingsstunden und 46,5 Verletzungen/1000 Wettkampfstunden an [44]. Moller, Attermann, Myklebust und Wedderkopp veröffentlichten vergleichbare Zahlen.
Sie konnten bei dänischen Profihandballern im Training lediglich 3,4 Verletzungen/1000
Stunden verzeichnen, während im Wettkampf 31,7 Verletzungen/1000 Stunden beobachtet
wurden [16], in der Handballbundesliga sind dies sogar 81,1 Verletzungen/1000 Stunden Spielzeit
[1]. Junge und Kollegen versuchen sich durch eine prozentuale Analyse der Thematik zu
nähern und beziffern in ihrer Studie zu den Olympischen Spielen eine Häufigkeit von
7,4 % an Sportverletzungen innerhalb des Trainings und 92,6 % während des Wettkampfes
[45].
Das 2-bündelige vordere Kreuzband (VKB) als wichtiger komplexer Stabilisator zählt
zu der am häufigsten verletzten Struktur am Knie [24], wobei Frauen auch hier (u. a. aufgrund des anatomischen Skelettaufbaus sowie des
Hormonhaushaltes) ca. doppelt so häufig betroffen sind [14]. Betrachtet man die Kreuzbandverletzungsrate für den Handballsport ebenfalls im
Training bzw. im Wettkampf, so ziehen sich Männer 0,21 – 0,84 Kreuzbandverletzungen
pro 1000 Stunden Wettkampf bzw. 0,03 Kreuzbandverletzungen pro 1000 Stunden Training
zu. Für Frauen liegt die Rate bei 0,72 – 2,79/1000 Stunden Wettkampf bzw. 0,03/1000
Stunden Training [2]. Zusammenfassend belegen die verfügbaren Daten, dass ein Großteil von Verletzungen
(sowohl allgemein, als auch bezogen auf das VKB) während des Wettkampfs entsteht.
Das VKB wird oftmals bei der Landung nach einem Sprung, einem sog. „Valgus-Moment“,
durch Drehbewegungen oder abruptes Abbremsen ohne Gegnerkontakt geschädigt. Die genauen
biomechanischen Aspekte dieser Bewegungsabläufe sowie deren Risiken sind in klinischen
und Kadaver-Studien gut untersucht [10]
[14]. Solche Nicht-Kontakt-Verletzungen sind nach Stoffels et al. für bis zu 72 – 95 %
der Kreuzbandrupturen verantwortlich [19]. Hierbei sind, abhängig von der Spielerposition und dem damit verbundenem Bewegungsprofil,
die Häufigkeiten innerhalb einer Mannschaft ebenfalls stark unterschiedlich verteilt
[1]
[2]. Im Rahmen einer Analyse des Unfallgeschehens in den 2 höchsten Ligen des Männerhandballs
werden 29,4 % der Verletzungsmechanismen am Kniegelenk hingegen einem direkten Kontakt
zugeschrieben [1]. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine differenzierte Betrachtung von VKB-Schädigungen,
sondern um die Summe aller Kniegelenkverletzungen. Dennoch geben diese Zahlen einen
kritischen Hinweis darauf, dass der direkte Kontakteinfluss im Handball (trotz hoher
Nicht-Kontakt-Verletzungsraten) nicht unterbewertet werden darf. Die hohen Zahlen
an Kontakt- bzw. Nicht-Kontakt-Verletzungen spiegeln die Beanspruchung und das hohe
Anforderungsprofil an die funktionelle Kniestabilität als Zusammenspiel aus aktiven
und passiven Stabilisatoren wider. Ungeachtet des Verletzungsmechanismus konnten erste
Ergebnisse des Kieler Handball-Verletzungs-Präventionsprogramms zeigen, dass Verletzungen
durch Propriozeptions-Training reduziert werden konnten. Propriozeptive Trainingsanteile
sollten somit als prophylaktische Maßnahmen im Handball etabliert werden, um Verletzungen
zu vermeiden [22].
Der mit Knieverletzungen verbundene Ausfall ist bei Handballspielern im Vergleich
zu andern Ballsportarten größer, 13 % der Knieverletzten sorgen für 35 % der Ausfallzeit,
vergleichsweise verursachen im Fußball 15 % der Knieverletzten nur 31 % der Ausfallzeit
[1].
Zeitgleich ist die Re-Ruptur-Rate gerade bei frühem return to play (RTP) erhöht. Paterno
et al. haben in ihrer Untersuchung herausgestellt, dass das Risiko einer erneuten
vorderen Kreuzbandverletzung innerhalb der ersten 2 Jahre um das 6-fache erhöht ist.
29,9 % der untersuchten Athleten erlitten innerhalb von 24 Monaten nach RTP eine erneute
Kreuzbandverletzung (9 % Re-Ruptur, 20,5 % kontralateral) [47]. Einer konsequenten Ausbehandlung bis zur Wiedererlangung des Leistungsniveaus vor
Eintritt in den Wettkampfalltag kommt somit eine besondere Bedeutung zu [48]
[49]. Hierbei muss auch mit dem unverletzten Knie gearbeitet werden, um das hohe Risiko
einer kontralateralen Verletzung zu minimieren [50]. Eine gute neuromuskuläre Funktion muss nicht nur zur Rückkehr auf das vorherige
Leistungsniveau, sondern auch als Prävention vor degenerativen Sekundärschäden fokussiert
trainiert werden. Um dieses Risiko zu reduzieren, bedarf es genauerer Kenntnisse über
den aktuellen Status der situativen wettkampforientierten Kniestabilität.
Stellt man rückblickend auf die Verletzungsraten im Handball die Frage nach der funktionellen
Kniestabilität als präventives Merkmal bzw. Entscheidungskriterium für RTP, so wird
diese Frage bisher nur unschlüssig beantwortet.
Diagnostik/Beurteilung der funktionellen Kniestabilität
Diagnostik/Beurteilung der funktionellen Kniestabilität
In der Vergangenheit wurde die Kniestabilität wenig funktionell, sondern vielmehr
passiv für isolierte Bandstrukturen, am liegenden Patienten mit entlastetem Knie,
z. B. in Form des Lachmann-Tests oder mittels Knie-Arthrometern (z. B. KT 1000), untersucht
[51]. Die passive Kniegelenkstabilität ist jedoch nur bedingt auf die aktive bzw. funktionelle
Kniegelenkstabilität übertragbar. Trotz zunehmend neuer Erkenntnisse zur Funktionalität
des Kniegelenks fokussieren sich viele wissenschaftliche Untersuchungen zum Knie im
Handballsport häufig lediglich auf die Analyse von Unfallsituationen/-mechanismen
oder der Erfassung von Verletzungsstatistiken [1]
[2]
[5]
[10]
[11]
[13]
[15]
[18]
[42]
[45]
[50]
[52]
[53]
[54]
[55]. Die Frage nach der funktionellen Kniestabilität bleibt weiterhin unzureichend beantwortet.
Mit Eintritt in den Trainingsalltag bzw. zur Prävention von Verletzungen ist jedoch
die situative Stabilität in Vollausprägung gefordert.
Hier knüpft das Stop-X-Programm des Komitees Ligament-Verletzungen der Deutschen Kniegesellschaft
(DKG) an. Auf Basis wissenschaftlicher Daten wurde ein Präventionsprogramm entwickelt,
mithilfe dessen Knieverletzungen verhindert werden können. Bei dem Konzept sollen
spezielle Übungen in das reguläre Training integriert werden. Dabei werden die 5 Präventionsansätze
„Aufklärung, Risikoanalyse und Korrektur der gefährdeten Bewegungsmuster“, „Laufübungen“,
„Balancetraining“, „Sprungtraining“ und „Kraftübungen“ verfolgt. Es wird empfohlen,
die Übungen zu den Ansätzen 2 bis 5 ungefähr 2 – 3-mal pro Woche in ein 20 – 30-minütiges
Aufwärmprogramm zu integrieren [56]
[57].
Sollte es dennoch zu einer Verletzung des VKB kommen, versucht das Ligament-Komitee
der DKG in Form eines return-to-sport-Algorithmus das Risiko einer Re-Ruptur nach
einem Ersatz des vorderen Kreuzbandes zu senken und den Zeitpunkt einer sicheren Rückkehr
in den Sport zu definieren [24]
[48]. Hierbei soll neben klinischen Basiskriterien zur Gelenkfunktion (Ergussneigung,
passive Stabilität und Beweglichkeit) im Rahmen der Entscheidungsfindung (neben dem
zeitlichen Abstand zur Operation) die Muskelkraft, funktionelle Stabilität und der
dynamische Valgus beurteilt werden. Zur Untersuchung der Gelenkfunktion wird empfohlen,
die Parameter mittels des International Knee Documentation Commitee-Schema (IKDC-Score)
zu beurteilen. Dieser wendet die Neutral-Null-Methode, den Lachman-Test und den Pivot-shift-Test
an. Das Schema ordnet die Parameter in A (normal), B (fast normal), C (abnormal) und
D (stark abnormal) zu. Vor einem RTP sollten die Basiskriterien der IKDC-Klassifikation
A oder B entsprechen. Trotz der klaren Klassifikation unterliegen die einzelnen Basiskriterien
zur Gelenkfunktion der subjektiven Beurteilung des Untersuchers. Der Lachman-Test
kann zwar mittels Knie-Arthrometer durchgeführt werden, für den Pivot-shift-Test hingegen
liegen keine validen instrumentellen Messinstrumente vor [48]. Eine standardisierbare Unterteilung bzw. eine Interrater-Reliabilität ist somit
nur bedingt möglich.
Zur Beurteilung der Kraft der angrenzenden Muskulatur (z. B. M. Quadriceps femoris)
des Kniegelenks können verschiedene Verfahren angewendet werden. Häufig kommen Kraftmessungen
in Form von isokinetischen Untersuchungen im geschlossenen System zum Einsatz [58]. Dabei werden die Kniebeuger und -strecker auf verschiedene Qualitäten, wie z. B.
konzentrische oder exzentrische Kraft, getestet. Präoperative Muskelschwächen gelten
bereits als Prädiktor für spätere Kraftdefizite. So fanden Eitzen und Kollegen [59] heraus, dass beispielsweise bei Probanden mit einem präoperativen Quadriceps-Kraftdefizit
von mehr als 20 % auch 2 Jahre nach der Operation noch große Schwächen auftraten.
Auch bezogen auf den Ausprägungsgrad der Kraft im Vergleich zwischen verletztem und
unverletztem Bein sollte eine Seitengleichheit angestrebt werden.
Zur Überprüfung der dynamischen Stabilität werden in der Literatur hauptsächlich Sprungtests,
häufig 1-Bein-Sprungtests (one-leg-hop-tests), durchgeführt [60]
[61]
[62]
[63]
[64]
[65]. Dabei kommt es zu einem Vergleich der erzielten Testergebnisse von einem Bein mit
denen des Gegenbeins. Mithilfe von 1-beinigen Sprungtests kann der sog. Sprung-Symmetrie-Index
der unteren Extremitäten (Lower Limb Symetry Index = LSI) ermittelt werden. Dieser
zeigt intrapersonelle Defizite (krank vs. gesund) auf. Innerhalb verschiedener Untersuchungen
wurde ein LSI von > 85 % als Kriterium für eine sichere Rückkehr in den Sport postuliert
[24]. Hierbei muss insbesondere auf das individuelle Leistungsniveau des Athleten eingegangen
werden. Während der Vergleich zu den Mitspielern (bzw. Spielern der gleichen Sportart,
Spielniveau, Spielerposition usw.) bei einem objektivierbaren Test als Vergleich für
den Leistungsstand herangezogen werden sollte, muss der Vergleich zum Vor-Verletzungszeitpunkt
als Gold-Standard für jeden einzelnen Athleten gelten, da nur so die Wiederherstellung
auf das Ausgangsniveau (restitutio ad integrum) evaluiert werden kann. Zudem müssen
Risikofaktoren, die bereits vor der Verletzung bestanden haben, identifiziert und
möglichst beseitigt werden. Dazu gehören insbesondere Defizit-orientierte Trainingsprogramme.
Eine solche Evaluation bedarf mehrerer konsekutiver Tests im Saisonverlauf. Nur so
können auffällige Befunde frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet
werden. Im Anschluss an eine Verletzung sind diese regelmäßigen Evaluationen wichtig,
um den Heilungsprozess engmaschig mitzuverfolgen. Die verletzungsfreie Rückkehr zum
alten Leistungsniveau steht für den ambitionierten Athleten an erster Stelle. Dieses
Ziel wird allerdings nur von rund 2/3 der Athleten erreicht. In einer Übersichtsarbeit
von Ardern und Kollegen wird aus 57 Studien eine Rückkehrbilanz nach einer Verletzung
in einen beliebigen Sport von 81 % der Sportler herausgearbeitet. In weiteren 50 Studien
mit 2663 Teilnehmern stellen sie heraus, dass 65 % der Sportler nach einer Verletzung
wieder an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen können. Ardern und Kollegen konnten
im Rahmen ihrer Übersichtsarbeit weitere 30 Studien mit insgesamt 1338 Teilnehmern
identifizieren, in denen jedoch nur 55 % der Sportler nach einer Verletzung in den
Wettkampfsport zurückkehren konnten [66]. Aufgrund der hohen Verletzungs- und Wiederverletzungsrate des vorderen Kreuzbandes
im Handballsport wird vor allem hier nach zuverlässigen Entscheidungskriterien für
eine sichere Rückkehr in den Sport gesucht. Hierbei scheint es aktuell noch keinen
Konsensus zu geben [67].
Darüber, dass die erste Zeit nach einer Verletzung der Regeneration der verletzten
Struktur bzw. ggf. der Heilung eines Transplantats dienen sollte, herrscht Einigkeit.
Die Ansicht über eine anschließend (früh-) funktionell geprägte Rehabilitation hingegen
ist sehr unterschiedlich. Muskuläre und neuromuskuläre Defizite nach einer Verletzung
bestimmen im Wesentlichen den Zeitpunkt für eine sichere Wiederkehr in den Sport.
In welcher Form die funktionelle Leistungsfähigkeit jedoch überprüft und objektiviert
werden soll, ist noch nicht hinreichend beantwortet. Die bis dato vorgeschlagenen
Funktionstests beschränken sich im Wesentlichen auf einzelne Bewegungsabläufe. Hop-Tests
korrelieren zwar mit der RTS-Fähigkeit [68], evaluieren jedoch hauptsächlich die Sprungkraft. Des Weiteren gilt es zu berücksichtigen,
dass 1-Bein-Sprünge auch für unverletzte untrainierte Personen sehr schwierig sind
und einem hohen Lerneffekt unterliegen. Um aktive objektivierbare Bewegungsradien
festzuhalten und einen weiteren Ansatz zu nutzen, kann der Star-Exkursion-Balance-Test
(SEBT) angewendet werden [69]. Zur Durchführung des Tests müssen Athleten auf 1 Bein balancieren und das Spielbein
so weit wie möglich in 8 vorgegebene Richtungen führen. Der SEBT misst das dynamische
Gleichgewicht und wird oft als Indikator für das Verletzungsrisiko der unteren Extremität
genutzt. Dennoch objektiviert er nur den Bewegungsumfang. Die Testdurchführung kann
nicht in einer objektiven Skala Untersucher-unabhängig dokumentiert werden. Neben
dem dynamischen Gleichgewicht spielen Parameter wie z. B. Kraft und Schnelligkeit
zur Beurteilung der funktionellen Kniestabilität ebenfalls eine große Rolle. Um die
Aussagekraft zur Leistungsfähigkeit des Kniegelenks zu steigern, sollte der SEBT mit
weiteren Tests (z. B. sowohl Schnelligkeits- als auch Muskelkrafttest) kombiniert
durchgeführt werden.
Zur Beurteilung der Kniefunktion nach einer Verletzung ist der Vergleich zur unverletzten
Gegenseite bis dato Goldstandard, obgleich diese bei bekanntem erhöhtem Verletzungsrisiko
ebenfalls defizitär ausgebildet sein kann (gerade in Anbetracht einer langen Trainingspause
nach Verletzung). Auch die Seitendominanz findet häufig wenig Beachtung. Diese kann
jedoch eine mögliche Ursache für Asymmetrien in der Kraft oder Kraftdefizite zwischen
Muskelgruppen von Agonist und Antagonist darstellen. Referenzwerte zu Mitspielern
fehlen meist. Gleichzeitig bildet keiner der zuvor aufgeführten Tests eine annähernd
handballspezifische Wettkampfsituation ab. So bleiben sie hinsichtlich der Wirksamkeit
des positiven Vorhersagewertes zumindest zweifelhaft. Der ideale Test sollte somit
objektivierbar mögliche funktionelle Defizite erfassen können (hohe Sensitivität).
Diese müssen gleichzeitig für die sportartspezifischen Bewegungsabläufe typisch (handballspezifisch)
als auch objektivierbar sein, um so eine verlässliche Aussagekraft machen zu können
(positiver resp. negativer Vorhersagewert).
Als Testerweiterung könnte die Tensiomyografie (TMG) herangezogen werden. Dabei handelt
es sich um eine nichtinvasive Methode zur neuromuskulären Beurteilung. Sie ermöglicht
die spezifische Messung von Muskelkontraktionseigenschaften und -reaktionen während
verschiedener Trainings- und Wettkampfbedingungen. Die erhobenen Daten können muskuläre
Ungleichgewichte und Defizite aufdecken, wodurch Trainingsempfehlungen ausgesprochen
werden können. Dazu dienen die Parameter der Verzögerungszeit (Td; Zeit zwischen elektrischem
Impuls und Muskelkontraktion), Kontraktionszeit (Tc), anhaltende Kontraktionszeit
(Ts; Zeit zwischen Kontraktion und Entspannung), Entspannungszeit (Tr) und Verschiebung
(Dm; maximale radiale Verschiebung des Muskelbauches) [70]. Die TMG-Messung findet bereits in einem breiten Feld der sportlichen Leistungsdiagnostik
Anwendung [71]
[72]
[73].
Wichtigkeit der Erholung und Beanspruchung im Handball
Wichtigkeit der Erholung und Beanspruchung im Handball
Während psychologische Komponenten in der Sportverletzungsforschung lange Zeit unterschätzt
wurden, rückt die mentale Erholung in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus.
Es besteht die Annahme, dass Verletzungen und Leistungseinbußen nicht allein durch
biomedizinische Faktoren hervorgerufen werden, sondern psychosoziale Einflüsse ebenfalls
eine bedeutende Rolle spielen [74], gerade im Umgang mit Verletzungen – Langfristig für den Karriereverlauf, als auch
bei der Bewältigung und Vermeidung einer Wiederverletzung [46]. Handballer sind oft enormen Stress-Situationen ausgesetzt (z. B. Wettkampfdichte,
Trainererwartungen, medialer Druck), die sie mithilfe von personalen Ressourcen (z. B.
Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Kontrollüberzeugung, Optimismus) bewältigen müssen.
Eine ausgewogene Balance zwischen Erholung und Beanspruchung spielt im sportlichen
Alltag eine wichtige Rolle und stellt eine Voraussetzung für die optimale Wettkampfvorbereitung
dar. Ungenügende Erholung kann sowohl zu psychischen, als auch zu physischen Leistungseinbußen
bis hin zum Übertrainingssyndrom führen, welches sich interindividuell unterschiedlich
auswirken kann [75]. Obwohl in der Literatur bereits auf unterschiedliche Anforderungsprofile der Spielerpositionen
im Handball eingegangen wird [46], wird die individuelle Verarbeitung solcher Belastungen bisher nicht berücksichtigt.
Da defizitär verarbeitete Stress-Situationen mit einer allgemeinen physischen Leistungsminderung
einhergehen können [46] ist zu spekulieren, ob der Erholungs-Belastungs-Zustand des Athleten ebenfalls einen
Einfluss auf die Kniestabilität aufweisen könnte.
Mit der Theorie, dass nicht nur strukturelle Gegebenheiten einen Einfluss auf die
Entstehung von Verletzungen haben könnten, sondern auch psychosoziale Faktoren, wurde
1988 schon früh durch Andersen und Williams im Stress-Verletzungs-Modell diskutiert
[76]. Dieses beruht auf empirischen Untersuchungen zu psychologischen Ursachen von Verletzungen
und Krankheit. Wie Kleinert in seinem Beitrag herausstellt, kamen diese zu der Schlussfolgerung,
dass Sportverletzungen das Ergebnis psychischer Eigenschaften (Stressvergangenheit
und Stressbewältigungs-Ressourcen) im Zusammenhang mit spezifischen situativen Faktoren
(Bewertung einer potenziell verletzungsträchtigen Situation) sind [74]. Somit sollten sowohl auf dem Weg zu einem erfolgreichen RTS nach einer Kreuzbandverletzung,
als auch unter präventivem Aspekt individuelle psychologische Einflussfaktoren berücksichtigt
werden. Zusammenhänge zwischen psychologischen Faktoren und der Kniestabilität sollten
daher in zukünftigen Studien genauer untersucht werden. Denn wie die Übersichtsarbeit
von Ardern, Taylor, Feller und Webster zeigt, ist die Anzahl von Rückkehrern in den
Sport nach einer Verletzung zu ihrem vorherigen Leistungslevel erschreckend gering.
Obwohl viele Sportler nach einer Operation eine gute Kniefunktion aufweisen, kehren
sie dennoch nicht in den Wettkampf zurück [66].
Ausblick
Der Überblick über die Literatur zeigt deutlich, dass das Knie im Handball zu der
Körperregion mit dem höchsten Verletzungsrisiko zählt. Obwohl es zahlreiche Studien
zum Knie und zu Knieverletzungen gibt, ist die Forschung zur funktionellen Stabilität
defizitär. Der Hauptanteil der verfügbaren Untersuchungen basiert auf Untersuchungen
im Profisport. Aufgrund unterschiedlicher Belastungen und leistungsdiagnostischer
Betreuung im Profi- und Freizeitsport ist eine Handlungsempfehlung oder Übertragung
dieser Ergebnisse auf den Breitensport für ein erfolgreiches RTS nur bedingt möglich.
Dementsprechend wären künftige Untersuchungen auch außerhalb des Profihandballs notwendig,
um umfassende Kenntnisse über die funktionelle Kniestabilität im Handballsport zu
erlangen.
Weiterhin sollte untersucht werden, ob und inwieweit sich die funktionelle Kniestabilität
bei bekannt positionsbedingtem Verletzungsrisiko innerhalb der verschiedenen Spielerpositionen,
sowie zwischen unteren und oberen Spielklassen unterscheidet. Aus der Bearbeitung
dieser Fragestellungen könnten weitere Interventionen sowohl zur Leistungsoptimierung,
als auch zur Verletzungsprävention und Trainingssteuerung abgeleitet werden.
Gleichzeitig muss eine Prüfung vorhandener Tests bezüglich ihrer Anwendbarkeit auf
den Handballsport gelingen. Die Etablierung einer möglichst großen handballspezifischen
Datenbank zur funktionellen Kniestabilisation wäre wünschenswert, um die höchst unterschiedlichen
Belastungen der einzelnen Spielergruppen (z. B. Berufssport vs. Freizeitsport, Angriffsspieler
vs. Abwehrspieler) zu identifizieren. Der tatsächliche handballspezifische Ist-Zustand
der funktionellen Kniestabilität könnte so spielergruppenspezifisch abgebildet werden,
um daraus Interventions- und Prophylaxe-Programme zu entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kenntnisstand zur funktionellen Kniestabilität
im Breitensport Handball trotz bekannt hohem Verletzungsrisiko bisher noch Lücken
aufweist. Neben bereits erfolgten Untersuchungen zu Verletzungen sind weitere Studien
zur funktionellen Kniestabilität überfällig und sinnvoll.