PiD - Psychotherapie im Dialog 2019; 20(02): 11
DOI: 10.1055/a-0771-5286
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

20 Jahre später – Trauma revisited

Henning Schauenburg
,
Volker Köllner
,
Maria Borcsa
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Publication History

Publication Date:
12 June 2019 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,
das erste Heft der PiD im Jahr 2000 widmete sich der posttraumatischen Belastungsstörung. Dies war bestimmt kein Zufall für eine schulenübergreifende Zeitschrift. Dass im Bereich der Traumafolgestörungen damals eine gewisse professionelle Verunsicherung und damit besonderer Handlungsbedarf bestand, war sicher ein Grund für diese Wahl. Anders als in anderen Feldern der Psychotherapie, konnte sich bei TraumapatientInnen keines der etablierten Verfahren wirklich sattelfest fühlen. Und es war klar, dass aufkommende Konzepte des neuen Umgangs mit dieser Patientengruppe teilweise quer zu den Schulen standen.

Inzwischen sind 20 Jahre vergangen, in denen vieles im Feld der Traumafolgestörungen geschehen ist. Wir fanden also, dass es Zeit war für ein neues Heft zu diesem Thema [ 1 ]. Für uns HerausgeberInnen war es in diesem Fall nicht allzu schwer, AutorInnen mit Expertise zu finden und glücklicherweise fiel es auch leicht, sie zur Mitarbeit zu gewinnen. Und so finden wir, dass die Artikel unseres Heftes in umfassender Weise die Errungenschaften der letzten Jahre abbilden.

Alle psychotherapeutischen Schulen haben ihre Vorgehensweisen differenziert, um den psychologischen wie biologischen Eigenarten der PatientInnen mit diesen Störungen Rechnung zu tragen und dabei die sozialen Bedingungen zu berücksichtigen. Neue diagnostische Kriterien wurden geschaffen. Abgrenzungen zu den sogenannten „kleinen Traumata“ sind besser definiert worden. Zwar gibt es die kritisch beäugte inflationäre Verwendung des Begriffs Trauma. Diese stellt sicher auch ein Risiko für das angemessene Verständnis komplexer innerpsychischer Vorgänge dar, die man in grauer Vorzeit mal „neurotisch“ genannt hat. Demgegenüber steht aber die ungeheure Bedeutung des speziellen Feldes in den turbulenten Zeiten in der heutigen Welt. Diese erfordert z. B. eine praktische Anpassung unserer Interventionen an die Möglichkeiten und Bedürfnisse von PatientInnen, die bspw. vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind. Auch wissen wir viel mehr über die körperlichen Folgen von Traumatisierung wie auch deren Auswirkungen auf Lebensläufe und die generationale Weitergabe.

Aus der Bedeutung ergeben sich sozialmedizinische Fragestellungen, die wir kritisch diskutieren.

Die Erprobung neuer Herangehensweisen, von denen EMDR und Narrative Exposition nur die wichtigsten sind, wirft nicht zuletzt behandlungstechnische Fragen auf verschiedenen Ebenen auf.

Wir finden, dass dieses Heft ein Füllhorn ist, hoffentlich auch für Sie!

Danke, dass Sie unsere Zeitschrift lesen!

Henning Schauenburg
Volker Köllner
Maria Borcsa