Dr. med. Siegfried Krishnabhakdi
1. Welche persönlichen Ideen/Visionen haben Sie in das Ihnen derzeitig betraute Vorstandsamt
als Beisitzer gebracht?
Mir liegt die Ausbildung des studentischen und ärztlichen Nachwuchses besonders am
Herzen. Besonderen Fokus lege ich dabei auf didaktische Konzepte, die das Lernen vereinfachen
und effizienter gestalten, und zielorientiertes Lernen – um nur 2 Punkte zu nennen.
2. Welche (Ihnen wichtigen) Punkte nehmen Sie evtl. noch in Angriff bzw. konnten Sie
in Ihrer jetzigen Amtszeit realisieren, bevor diese im Herbst endet?
Ein großes – und nun abgeschlossenes – Projekt war die Abbildung von Ultraschallthemen
im „Nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog in der Medizin“ (NKLM). Es hat den
Ultraschall in seinen Facetten gut vertreten. Was ich gerne intensiviert hätte: Eine
von der DEGUM initiierte und über die NKLM hinausgehende Plattform für die studentische
Ausbildung, die in weiten Teilen noch sehr inhomogen gehalten ist.
3. Wie haben Sie Ihre jetzige Amtszeit erlebt, welches Fazit ziehen sie daraus?
Die Zusammenarbeit im Vorstand ist lehrreich, befruchtend und intensiv zugleich. Inspirierend
ist, dass wir trotz unterschiedlicher Meinungen Konsensus-fähig sind. Aufgrund beruflicher
und privater Herausforderungen konnte ich mich in der jetzt zu Ende gehenden Amtszeit
nicht immer so einbringen, wie es mir Freude gemacht hätte. Das bedaure ich und bin
meinen Vorstandskollegen für das Verständnis und die Unterstützung dankbar. Mein Fazit:
Ich möchte die Zeit nicht missen.
4. Welche Erfahrungen können Sie an Ihre Nachfolger weitergeben bzw. welche Themen
werden Ihrer Einschätzung nach für diese am relevantesten sein?
Spannend ist die fachliche Breite der DEGUM. Die einzelnen Sektionen und Arbeitskreise
haben unterschiedliche Ausrichtungen und Bedürfnisse. Diese unter einen Hut zu bekommen
wird auch künftig ein herausragendes Thema sein. Als Beispiele möchte ich den „Sonographer“,
die Ausbildung, die Gestaltung des Alltags (Wer macht was, wann, wieviel in Zukunft?)
nennen. Den Blick offen und flexibel zu halten wird gerade unter der weiter zunehmenden
Ökonomisierung der Medizin eine wachsende Herausforderung.
5. Mit welchen Themen möchten Sie sich künftig für die DEGUM einsetzen?
Mit der Weiterentwicklung des Kurssystems und der Gestaltung der Weiterbildung.
6. Worin sehen Sie aktuell die größten gesundheitspolitischen Herausforderungen für
die DEGUM? Haben sich aus Ihrer Sicht seit unserem letzten Interview 2016 neue Herausforderungen
ergeben?
Das Diktat der Ökonomie lässt immer weniger Spielraum für Ausbildung, Lehre und eine
individuelle Patientenbetreuung. Lernen zu vereinfachen kann eine Möglichkeit sein,
Freiräume für Lehrende und Lernende zu schaffen. An diesem Punkt kann die DEGUM ansetzen.
Ultraschall ist Arzt-Patient-Kontakt und damit Möglichkeit für bilateralen Austausch.
Und ein klares Argument gegen den „Sonographer“. Ein weiterer Aspekt ist die Vergütung
der Ultraschallleistung. Hier ist Luft nach oben, da muss man die Wege auch unserer
Vorgänger mutig und beharrlich weitergehen.
7. Nun steht das Dreiländertreffen wieder vor der Tür, bei dem traditionsgemäß ein
Austausch der DEGUM-Experten mit internationalen Experten stattfindet. Wo steht die
DEGUM/die Ultraschallentwicklung im internationalen Kontext? In welchen Bereichen
ist Deutschland Vorreiter? Wo können wir etwas von anderen Ländern lernen?
Wir, die Länder in Europa und im außereuropäischen Ausland, unterscheiden uns in vielen
Punkten: Ausbildung, Wissenschaft, Zertifizierung, Vergütung usw. Wichtig ist, miteinander
im Gespräch zu bleiben, neugierig und offen zu sein. Aus meiner Sicht sind wir in
Deutschland wissenschaftlich gut aktiv. In der Lehre, auch während der Facharztausbildung,
sehe ich bei uns noch Raum für Entwicklungen.
8. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich derzeit im klinischen Alltag/der klinischen
Forschung?
Ausbildung im Ultraschall, Entwicklung eingängiger Lehrkonzepte, intraoperativer Ultraschall,
Ultraschall als Instrument bei der Patientenedukation.