Suissa S.
et al.
Comparative effectiveness of LABA-ICS versus LAMA as initial treatment in COPD targeted
by blood eosinophils: a population-based cohort study.
Lancet Respir Med 2018;
6: 855-862
Die Leitlinien empfehlen LABA-ICS für Patienten mit schweren COPD-Symptomen und häufigen
Exazerbationen. Der Nettogewinn im Vergleich zu LAMA sei aber unklar bei gleichzeitigen
Bedenken wegen eines erhöhten Pneumonierisikos durch inhalative Kortikosteroide. In
der populationsbasierten Kohortenstudie erhielten 18 500 Patienten LABA-ICS und 13 870
LAMA als Einstiegsbehandlung. Die Autoren verglichen die Exazerbationsraten und Pneumoniehäufigkeit
der Gruppen. Dann erfolgte eine Stratifizierung nach der Eosinophilie als Biomarker
für die Wirksamkeit von ICS.
Die Daten stammten aus dem britischen Clinical Practice Research Datalink, das Informationen
zur medizinischen Grundversorgung von > 10 Millionen Menschen enthält. Patienten mit
der Diagnose COPD und einem Alter > 55 Jahre wurden bis zu 1 Jahr beobachtet. Eine
moderate Exazerbation war über die ambulante Verordnung von Prednisolon und eine schwere
Exazerbation über eine Krankenhauseinweisung definiert. Nur stationär behandelte Pneumonien
waren ein weiterer Endpunkt.
Nach dem Matching bildeten 12 366 Erkrankte die LABA-ICS-Kohorte und 12 366 die LAMA-Gruppe.
Patienten mit LABA-ICS hatten öfter eine frühere Asthma-Diagnose (43,7 % vs. 33,2 %)
und vorangegangene Monotherapie mit ICS. 67 % aller Personen wiesen eine Eosinophilie
> 2 % auf. Eine ausgeprägte Eosinophilie > 4 % bestand allerdings bei nur 25 %. Im
1. Behandlungsjahr mit LABA-ICS oder LAMA unterschied sich die Häufigkeit von Exazerbationen
insgesamt nicht signifikant. Die Stratifizierung nach der Eosinophilie ergab aber
Unterschiede zugunsten der LABA-ICS:
-
< 2 %: HR 1,03 (95 %-KI 0,93 – 1,13),
-
2 – 4 %: HR 1,00 (95 %-KI 0,91 – 1,10),
-
> 4 %: HR 0,79 (0,70 – 0,88).
Hinsichtlich der Exazerbationsrate profitierten somit nur Patienten mit einer deutlichen
Eosinophilie von der Kombination mit inhalativen Kortikosteroiden. Für die absoluten
Eosinophilenwerte ergaben sich vergleichbare Resultate.
Stationäre Aufnahmen wegen einer Pneumonie kamen in der LABA-ICS-Gruppe häufiger vor
(HR 1,37; 95 %-KI 1,17 – 1,60). Dies galt insbesondere, wenn Fluticason verwendet
wurde (HR 1,43; 95 %-KI 1,18 – 1,73). Die Risikosteigerung war in den Eosinophilie-Subgruppen
vergleichbar. ≥ 2 Exazerbationen kamen bei 2766 Patienten (11,2 %) vor und traten
in der LABA-ICS-Kohorte seltener auf (HR 0,87; 95 %-KI 0,79 – 0,97). Die Autoren führen
dies auf den Anteil der Patienten mit einer Eosinophilie > 4 % zurück (HR 0,78; 95 %-KI
0,63 – 0,97).
In der Beobachtungsstudie waren LABA-ICS nur bei einer deutlichen Eosinophilie und
möglicherweise bei Patienten mit häufigen Exazerbationen überlegen. Dem stand eine
Risikosteigerung für schwere Pneumonien gegenüber. Wenn die Eosinophilie ≤ 4 % bzw.
≤ 300 /µl betrage, empfehlen die Autoren einen Behandlungsstart mit LAMA.
Dr. med. Susanne Krome, Melle