Paz-Ares L.
et al.
Pembrolizumab plus Chemotherapy for Squamous Non-Small-Cell Lung Cancer.
N Engl J Med 2018;
DOI:
10.1056/NEJMoa1810865
Voraussetzungen für die Studienteilnahme waren u. a. ein nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom
mit Plattenepithelhistologie (sNSCLC), ein guter Allgemeinzustand, keine systemische
Vorbehandlung und ein bekannter PD-1-Expressionsgrad. Pembrolizumab inhibiert den
Checkpoint Programmed-Death-1 (PD-1), überwindet damit natürliche Bremsen der Immunantwort
und steigert konsekutiv die körpereigene Tumorabwehr. Von 559 Patienten wiesen 63,1 %
eine PD-1-Expression > 1 % auf und galten damit als positiv.
In Keynote-407 erhielten die Erkrankten 4 Kurse Chemotherapie (Carboplatin plus Paclitaxel/Nanopartikel-Paclitaxel).
In der Verumgruppe bekamen 278 Patienten jeweils an Tag 1 zusätzlich Pembrolizumab.
Die Immuntherapie wurde nach Abschluss der Chemotherapie fortgeführt (max. 35 Kurse).
280 Erkrankte erhielten additiv zum Standard Plazebo. Die durchschnittliche Behandlungszeit
betrug 6,3 Monate (Verumgruppe) vs. 4,7 Monate (Plazebogruppe). 78,8 % und 73,2 %
erhielten 4 Kurse Chemotherapie. Die Beobachtungszeit lag im Mittel bei 7,8 Monaten.
205 Patienten starben. Verglichen mit Chemotherapie/Plazebo resultierte Chemotherapie/Pembrolizumab
in einem signifikant längeren Überleben:
-
OS 15,9 vs. 11,3 Monate,
-
Mortalität HR 0,64 (95 %-KI 0,49 – 0,85; p < 0,001),
-
1-Jahres-Überleben 65,2 % vs. 48,3 %.
Dies galt für alle präspezifizierten Subgruppen. Insbesondere beeinflusste der PD-1-Expressionsgrad
die Ergebnisse nicht signifikant. Der kombinierte Endpunkt Tod/Progress trat bei 349
Patienten ein. Pembrolizumab verlängerte die progressionsfreie Zeit und reduzierte
die Wahrscheinlichkeit für Tod/Progress:
-
PFS 6,4 vs. 4,8 Monate,
-
Tod/Progress HR 0,56 (95 %-KI 0,45 – 0,7; p < 0,001).
Der Zusatznutzen stieg mit der PD-1-Expression. Bei einem Grad < 1 % betrug das PFS
6,3 vs. 5,3 Monate, bei einer Expression von 1 – 49 % ergaben sich 7,2 vs. 5,2 Monate
und bei einem starken Expressionsgrad ≥ 50 % lebten die Patienten 8 vs. 4,2 Monate
progressionsfrei. 57,9 % (additiv Pembrolizumab) und 38,4 % (additiv Plazebo) sprachen
nach durchschnittlich 1,4 Monaten auf die Behandlung an (RECIST-Kriterien). Die Response
hielt im Mittel 7,7 Monate an.
Fast alle Patienten hatten Nebenwirkungen. Komplikationen ≥ Grad 3 betrafen 69,8 %
der Patienten mit der Immuntherapie und 68,2 % mit Plazebo. Ein behandlungsassoziierter
Therapieabbruch kam bei 13,3 % und 6,4 % vor. Am häufigsten waren Anämie, Neutropenie
und Alopezie. Immunmediierte und Infusionsreaktionen traten in der Verumgruppe öfter
auf (28,8 % vs. 8,6 %; Grad 3: 10,8 % vs. 3,2 %). Immunologisch vermittelte Nebenwirkungen
waren Pneumonitiden und Autoimmunhepatitiden. In jeder Gruppe starb 1 Patient an einer
Pneumonitis.
Pembrolizumab reduzierte die Mortalitätswahrscheinlichkeit um 36 % und die Kombination
Tod/Progress um 44 %. Neue Sicherheitsbedenken durch die Checkpoint-Inhibition ergaben
sich nicht. Die höhere Abbruchrate im Verumarm bringen die Autoren mit der längeren
Behandlungsdauer in Zusammenhang. Paz-Ares et al. erwarten eine Dauerhaftigkeit des
Zusatznutzens von Pembrolizumab, u. U. sogar eine Zunahme im längerfristigen Verlauf.
Die kurze Beobachtungszeit schlösse aber auch langfristige toxische Effekte nicht
aus.
Dr. med. Susanne Krome, Melle