Einerseits bildet die Haut des Patienten eine gute, natürliche Barriere gegen das
Eindringen von pathogenen Bakterien und schützt so vor Infektionen v. a. der Gewebstasche,
in welche die Portkammer eingebracht wurde. Andererseits ist das Portsystem ein Fremdkörper,
der bevorzugt kolonisiert wird und in seltenen Fällen zu einer Blutstrominfektion
(BSI) führen kann. Folglich gilt der Portpunktion und der -pflege eine besondere hygienische
Aufmerksamkeit.
Indikationen
Das Portsystem wird immer dann eingesetzt, wenn einerseits (besonders gefäßreizende)
Medikamente, Blut- und Blutprodukte sowie die TPE [1] über einen längeren Zeitraum kontinuierlich oder intermittierend verabreicht und
andererseits die möglichen Einschränkungen – z. B. der Mobilität – besonders gering
gehalten werden sollen [2].
Portimplantation
Der Port besteht aus einer Portkammer (Keramik, nicht magnetische Titan-Polylegierungen,
Epoxidkunststoffe, Silikonseptum) und dem eigentlichen Katheter (Polyurethan, Silikon),
welcher über eine größere Vene (z. B. Vv. jugularis oder subclavia) in die große Hohlvene
(V. cava superior) vorgeschoben wird. In der Regel erfolgt der etwa halbstündige Eingriff
ambulant unter örtlicher Betäubung. Hierbei wird der Katheter zwischen zwei kleinen
Hautschnitten, welche der Aufnahme der Portkammer und dem Anschluss an das Gefäßsystem
dienen, unter der Haut hindurchgeführt („getunnelt“). Häufig wird die Portkammer unterhalb
des Schlüsselbeins im Unterhautfettgewebe zwischen dem Delta- und dem großen Brustmuskel
auf der vorderen Brustwand fixiert. Neben unterschiedlichen Lage- und Implantationstechniken
existieren zahlreiche Variationen in Form und Größe (z. B. für den pädiatrischen Einsatz).
Zusatzinfo
Auch bei dieser verhältnismäßig unkomplizierten Operation gelten die Empfehlungen
der KRINKO zur Vermeidung postoperativer Wundinfektionen [3], zumal das Einbringen dauerhaft verbleibenden Fremdmaterials das Risiko einer Infektion
erhöht.
Der Port kann unmittelbar nach der Implantation genutzt werden. In der Regel erfolgt
aber die erstmalige Punktion („Anstechen“) nach ein paar Tagen der Wundheilung. Diese
SOP berücksichtigt in Abgrenzung zu den arteriellen, peritonealen und intrathekalen
Systemen den Gebrauch und die Pflege eines venösen Ports unter hygienischen Gesichtspunkten.
Abnahme von Blutproben
Grundsätzlich ist die Abnahme von Blutproben aus dem Port v. a. bei schwierigen Gefäßverhältnissen
eine mögliche Alternative zur Punktion peripherer Gefäße, birgt neben dem Risiko von
Abnahmeartefakten (Hämolyse und Substanzverlust, Verdünnungseffekte durch Infusionsrückstände)
und Thrombenbildung allerdings auch das der Kontamination des Ports durch vermehrte
Manipulationen am System und sollte nur bei entsprechender Indikation erfolgen. Ein
sorgsames „pulsatiles“ Spülen des Ports mit ca. 20 ml physiologischer Kochsalzlösung
ist daher sehr wichtig. Eine Empfehlung zur Verwendung von „Heparin-Blocks“, der Zusatz
von Ethanol, Ascorbat, Zitrat oder die Prophylaxe der Portokklusion mittels Strepto-
oder Urokinase wird mangels hinreichender Evidenz nicht gegeben. Freilich gelten weiterhin
die Herstellerempfehlungen des Portsystems. Das Antiseptikum Taurolidin (Taurolock®) findet durch eine verbreiterte Studienlage eine zunehmende Verwendung [4].
Liegedauer der Portnadel
In Abhängigkeit von der Substanzgabe wird die Portnadel häufig nach 5 – 10 Tagen gewechselt
[6]. Vor dem Hintergrund einer unzureichenden Datenlage kann keine Empfehlung zu den
Wechselintervallen gegeben werden [7], [8], [9].
Vorbereitung und Material
Vorbereitung und Material
-
sterile Arbeitsunterlage (Abdecktuch, Innenseite steriler Handschuh-Kuverts)
-
spezielle, nicht schneidende Portnadel („Huber-Nadel“), Kombi-Verschlussstopfen
-
Haut- und Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis mit Remanenzwirkung (Chlorhexidin,
Octenidin, z. B. Octeniderm®, Skinsept F®) [8]
-
Einmalspritze (nicht kleiner als 10 ml zur Vermeidung hoher Drücke) und 0,9% NaCl-Lösung
aus kleinstmöglichem Gebinde oder Fertigspritzen
-
Aufziehkanüle und Entsorgungsbox
-
steriles Verbandmaterial, sterile Tupfer und sterile Einmalhandschuhe
Durchführung
Sowohl die Punktion des Ports als auch die Entfernung der Portnadel erfolgen unter
sterilen Bedingungen und es muss vor und nach Manipulation eine Händedesinfektion
erfolgen (Algorithmus [Abb. 1]). Beides bedarf einer sorgsamen Schulung des medizinischen Personals. Diskonnektionen
sind auf ein Minimum zu beschränken.
Darüber hinaus gilt:
Merke
Regelmäßige Schulungen sind eine geeignete Methode, die Einhaltung der Handhygiene-Compliance
im Sinne der „My-five-Moments“ zu verbessern und sicherzustellen [10].
Kontraindikationen
Floride, dermale Infektionen im Bereich der Portanlage wie auch die „Portinfektion“
selbst gelten als Kontraindikation für die Punktion und den Gebrauch des Ports. Eine
Ausnahme bildet die Abnahme einer Blutkultur aus dem Port zur Ermittlung der „Differential
Time to Positivity (DTTP)“ [5].
Abb. 1 Algorithmus zum Umgang mit dem Portkatheter.
Merke
Der Gebrauch von Handschuhen ersetzt nicht die hygienische Händedesinfektion. Diese
hat folglich vor und nach dem Ablegen der Handschuhe zu erfolgen.
Nachbereitung und Entsorgung
Nachbereitung und Entsorgung
-
Müllentsorgung in normalen Krankenhausmüll*
-
Wischdesinfektion der genutzten Arbeitsfläche*
(* hier existieren gesonderte Merkblätter auf dem Dokumentenserver der Klinik)
-
Tablett auf Station im unreinen Bereich abstellen und wischdesinfizieren, erst danach
in den reinen Bereich zum weiteren Gebrauch verbringen. Hiermit wird dem Konzept der
Trennung zwischen „rein“ und „unrein“ entsprochen.