Dale KD.
et al.
Estimating the prevalence of latent tuberculosis in a low-incidence setting: Australia.
Eur Respir J 2018;
52
DOI:
10.1183/13993003.01218-2018
Eine australische Gruppe von Wissenschaftlern um Katie D. Dale vom Tuberkuloseprogramm
in Melbourne (Viktoria, Australien) nutzten die australischen Zensusdaten von 2006,
2011 und 2016, um das jährliche Risiko von TB-Infektionen der Populationen anhand
des Geburtslandes, des Jahres der Ankunft in Australien und des Alters abzuschätzen.
Dabei legten sie TB-Prävalenz-Schätzungen aus den Herkunftsländern weltweit zugrunde.
Ergebnisse
Der Anteil von Personen mit LTBI in der in Australien geborenen Kohorte war im Zeitraum
von 2006 bis 2016 mit 0,4 % gleich geblieben. Der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund
und LTBI war sehr viel höher, hatte sich aber ebenfalls über die Zeit kaum verändert
(18,0 % in 2006, 17,1 % in 2016). Allerdings war der Anteil der Migranten an der Bevölkerung
von 23,8 % in 2006 auf 28,3 % in 2016 angestiegen. Damit ergab sich auch ein Anstieg
der absoluten Zahl von LTBI-Betroffenen in Australien von 838 000 in 2006 auf 1 084 000
in 2016. Auch der Anteil der Einwohner Australiens mit LTBI stieg dadurch von 4,6 %
(Interquartilrange [IQR] 4,2 – 5,2) in 2006 auf 5,1 % (IQR 4,7 – 5,5 %) in 2016 an.
Von allen Einwohnern mit LTBI in 2016 waren 93,2 % in Überseegebieten geboren, am
häufigsten in den TB-Hochinzidenz-Ländern Indien, China und den Philippinen. Die nach
der Schätzung in jüngerer Zeit leicht sinkenden Zahlen der LTBI-Prävalenz unter Migranten
reflektieren die abnehmende Inzidenz in einigen für Australien wichtigen Herkunftsländern
wie Indien und China. 21,6 % der LTBI-Träger waren jünger als 35 Jahre und 34,4 %
waren seit 2007 nach Australien eingewandert.
Bislang standen bei Screening-Maßnahmen vor allem Flüchtlinge im Fokus der Bemühungen.
Diese machen in Australien allerdings nur 2 – 3 % alle Migranten aus. Das Augenmerk
müsste sich nach Meinung der Autoren deshalb viel stärker auch auf andere Populationen
aus Hochinzidenz-Ländern richten.
Australien hat eine insgesamt relativ niedrige LTBI-Prävalenz. Allerdings ist die
LTBI-Rate bei Migranten aus Hochprävalenz-Ländern hoch und die Reaktivierungsraten
könnten insbesondere bei denjenigen, die erst vor kurzem eingewandert sind, relativ
hoch sein. Dies spricht für gezielte Screening-Maßnahmen in bestimmten Migrantenpopulationen
aus Hochprävalenz-Regionen, um dem Ziel der weltweiten Elimination der TB näher zu
kommen.
Friederike Klein, München