Brakema EA.
et al.
High COPD prevalence at high altitude: does household air pollution play a role?.
Eur Respir J 2018;
DOI:
10.1183/13993003.01193-2018
Das Forscherteam um Evelyn A. Brakema von der Universitätsmedizin in Leiden, Niederlande,
untersuchte populationsbasiert Prävalenz und Risikofaktoren einer COPD bei Bewohnern
mit geringem Einkommen aus niedrig gelegenen Regionen (~750 m) und Hochgebirgsregionen
(~2050 m) Kirgisistans. Gemessen wurden auf der einen Seite die Lungenfunktion mittels
Spirometrie, auf der anderen Seite die Innenraumbelastung mit Feinstaub < 2,5 µm (PM2,5). Zudem füllten die 392 erwachsenen Studienteilnehmer einen Fragebogen aus, der andere
COPD-Risikofaktoren wie das Rauchen erfasste. 199 Probanden lebten im Hochgebirge,
193 in niedriger gelegenen Regionen. Die Gruppen waren in vielen Charakteristika unterschiedlich:
Die Gebirgsbewohner waren im Mittel älter, weniger von ihnen hatten geraucht, sie
verwendeten aber mehr Biomasse als Brennstoff als die Bewohner der Niederungen.
Ergebnisse
Im Gebirge fand sich eine 3-mal so hohe COPD-Prävalenz als in den Niederungen (36,7 %
vs. 10,4 %; p < 0,001). Auch die mittlere PM2,5-Exposition war im Gebirge signifikant höher als in niedrigeren Lagen (290,0 vs. 72,0 µg/m3; p < 0,001). In der multivariaten Analyse waren die hohe PM2,5-Exposition (Odds Ratio [OR] 3,174; 95 % Konfidenzintervall [KI] 1,061 – 9,493), aber
auch die Höhenlage selbst (OR 3,406; 95 % KI 1,483 – 7,825) sowie die Packungsjahre
bei Rauchern (OR 1,037; 95 % KI 1,005 – 1,070) und das Alter (OR 1,058; 95 % KI 1,037 – 1,079)
signifikante Risikofaktoren für COPD bei den Gebirgsbewohnern.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die verwendeten Kriterien für eine COPD (Verhältnis
von Einsekundenkapazität und forcierter Vitalkapazität [FEV1/FVC] nach Bronchodilatation)
eine Überdiagnose zur Folge haben könnte. Die Vitalkapazität kann in größerer Höhe
erhöht sein. Zudem kann ein fixes FEV1/FVC-Verhältnis im höheren Alter fälschlich
zu einer COPD-Diagnose führen, was bei der im Mittel älteren Gebirgskohorte ins Gewicht
fallen könnte. So war der Anteil einer leichten COPD bei den Gebirgsbewohnern sehr
hoch.
Die unabhängige Assoziation von COPD-Prävalenz und Innenraum-Feinstaubbelastung bestätigt
die Hypothese der Autoren, dass die Innenraum-Luftverschmutzung ein wichtiger Aspekt
der erhöhten COPD-Prävalenz bei Gebirgsbewohnern in ökonomisch schwachen Regionen
ist: Der Heizbedarf ist größer, die Ventilation oft schlecht und als Brennstoff verfügbar
ist vor allem Biomasse. Allerdings bleibt auch in dieser Studie ein Einfluss der Höhenlage
an sich bestehen.
In einigen Gebirgsregionen der Welt ist die COPD-Prävalenz aufgrund der Lebensumstände
erhöht. Bildquelle: Renate Stockinger/Thieme Verlagsgruppe
Friederike Klein, München