Pneumologie 2019; 73(02): 70
DOI: 10.1055/a-0813-9330
Pneumo-Fokus
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschädigt statt geheilt

Roloff E, Henke-Wendt K.
Geschädigt statt geheilt. Große deutsche Medizin- und Pharmaskandale.

Stuttgart: S. Hirzel-Verlag; 2018. € 22.
ISBN: 978-3-7776-2763-2
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Publication History

Publication Date:
13 February 2019 (online)

 

    Die beiden renommierten und erfahrenen Wissenschaftsjournalisten Dr. Eckart Rohloff und Frau Dr. Karin Henke-Wendt haben es sich in diesem Buch zur Aufgabe gemacht, 16 bedeutende deutsche Medizinskandale noch einmal zu recherchieren und darzustellen. Dabei geht es den Autoren offensichtlich nicht um eine platte oder reißerische Darstellung einzelner Medizinskandale, sondern um eine Darstellung dieser Skandale, die die Möglichkeit eröffnet, „aus Fehlern zu lernen und das komplizierte Geflecht solcher Vorfälle in ihren unterschiedlichen Interessenlagen und Kontrahenten transparent zu machen“.

    Der Boden des Dargestellten ist weit gezogen. Das Buch beginnt mit der Darstellung des Lübecker Impfunglückes aus dem Jahre 1930, bei dem BCG-Impfstoff mit virulenten M. tuberculosis-Stämmen verunreinigt war und so bei einer großen Zahl von Säuglingen zu z. T. tödlich verlaufenden Tuberkulosen geführt hat.

    Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem Contergan-Skandal. Hier wird chronologisch ein Überblick über das Geschehen gegeben, der insbesondere hinsichtlich der Entschädigung der Betroffenen sehr nachdenklich stimmt.

    Das Buch beschäftigt sich jedoch nicht nur mit historischen Fällen, sondern hat auch eine hohe Aktualität, in dem es über die Unregelmäßigkeiten bei Lebertransplantationen in der Essener Universitätsklinik berichtet, den Fall Mollath aufarbeitet und die Mordserie des Krankenpflegers Nils Högel in Niedersachsen darstellt.

    Einen breiten Raum nimmt auch die Problematik manipulierter Organtransplantationen ein sowie die Streckung von Zytostatika durch den Bottroper Apotheker Peter Stadtmann.

    Die einzelnen Artikel sind in ihrer Information hoch verdichtet. Dabei bemühen sich die Autoren stets um eine sachliche und juristisch bzw. historisch gut nachvollziehbare Darstellung. Jedes Kapitel ist mit umfänglichen Literaturangaben versehen, sodass eine vertiefte Beschäftigung mit dem einen oder anderen Skandal unproblematisch möglich wird. Darüber hinaus gewinnt das Buch durch den Stil der Autoren: Es lässt sich gut lesen!

    In der Summe handelt es sich um eine wichtige, informative und sehr spannende Darstellung großer Medizinskandale, die man jeder interessierten Ärztin und jedem interessierten Arzt nur wärmstens empfehlen kann.

    Prof. Tom Schaberg, Rotenburg


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